Bezeichnung für alles, was nicht nur fremd ist (Ethnozentrismus), sondern darüber hinaus besonders eigenartig, also auch eigenartiger als die ebenfalls fremden Nachbarn (siehe Imagination und Anschauung) und daher von weither stammend (Mohren, Neger, Orientalen, Indianer …), ähnlich engl. exotic people; franz. peuples exotiques; ital. popolazioni esotiche, aber auch Sachen betreffend, abgeleitet aus dem griech. ἐξωτικός 'fremd, ausländisch', eine Wahrnehmung bschreibend im Unterschied zur Xenophobie. Bevor es eine Völkerkunde gab, fehlten objektive Kategorien und Beschreibungsmodelle.
Zur Verwendung bis 1750 siehe ausführlich RDK 1) mit zahlreichen Hinweisen auf Künstler, die Reisende und Diplomaten begleiteten und für sie das exotisch Gesehene im Bild festhielten sowie spezielle Untersuchungen (Nr. 52-78) über die Vorbilder des Exotischen in Europa, dort auch die kunstgeschichtlichen Quellen zu den Reisen der folgenden Künstler, die nach Erfindung des Buchdrucks besonders das Bild des Exoten prägten:
Gentile Bellini
einer Einladung Mohammeds II.
nach KonstantinopelErhard Reeuwich
(„eyn gůter maler“) den Pilger Bernhard Breydenbach
ins Heilige LandFrederike Timm
Hans Burgkmair
(1473–1531) illustrierte den Reisebericht von Balthasar Sprenger
1508 2) und 1509 und bestimmte damit das Bild dieser Völker für mehrere Jahrzehnte weit über Deutschland hinaus. Der Hintergrund:Balthasar Sprenger
, einen Tiroler Kaufmann. Konrad Peutinger
(1465–1547), Schwiegersohn 3) von Anton Welser
(1451-1518), war Stadtschreiber in Augsburg und verfügte über die größte Bibliothek nördlich der Alpen mit geographischem Schwerpunkt. Hans Burgkmair hatte Zugriff auf die Erzählungen Sprengers, die Bibliothek und indirekt auf nicht-schriftliches Wissen des Handelshauses. Seine Holzschnitte 4) speicherten dieses Wissen graphisch und unterschieden sich durch ihre Authentizität von allen vorangegangenen Darstellungen. Die Merfart von Baltasar Sprenger wurde oft kopiert und nachgedruckt 5). In einer Kirche in Dieppe finden sich die Holzschnitte als Fries 6).Wolfgang Augustyn
, Manuel Teget-Welz
(Hg.):Rolf Biedermann
, Tilman Falk, Isolde Hausberger: Begleitband. 97 Bl. 89 Ill. Bibliogr.. Bl. 98 Staatsgalerie Stuttgart 1973: CantzPieter I Coecke van Aelst
teil an einer Handelsmission nach KonstantinopelJan Vermeyen
, vielleicht auch Pieter I Coecke van Aelst
, am Afrikafeldzug Kaiser Karls V.
teil N. de Nicolai
als Sekretär eines französischen Gesandten nach KonstantinopelNicolay, Nicolas de
Oury Goldman
Melchior Lorich
(um 1526/27-nach 1583) viereinhalb Jahre als künstlerischer Adjunkt mit kaiserlichen Gesandten in der Türkei aufAndré Thevet
eine Expedition nach Brasilien, Jacques Le Moyne
eine Expedition nach NordamerikaS. Schweigger
den kaiserlichen Gesandtschaftspredigers nach KonstantinopelJohn White
eine Expedition nach VirginiaMehr zum Exotischen siehe Liste der Ausstellungen, u.a.
Kohl, Karl-Heinz
, Alexander Fakundiny
. Mainz: Inst. für Ethnologie und Afrika-Studien.Seipel, Wilfried
: Begleitband 323 S.: überwiegend Illustrationen + Beil. 7 S. Milano 2000: Skira. Inhalt u.a.:Erzherzog Ferdinand II.
→ Literaturliste Ausstellung von Kulturen
→ Reisen in deutsche Kolonien bis 1918
→ Die Wurzeln des Exotischen im 15. Jahrhundert
Bitterli, Urs
Beate Borowka-Clausberg
Balthasar Sprenger
und der frühneuzeitliche Reisebericht.Campbell, Mary B.
Huggan, Graham
Götz Pochat
Koebner, Thomas; Pickerodt, Gerhart
(Hg.)Magill, Daniela
Müller, Robert
Schwarz, Thomas
Robert Müllers
Tropen. Ein Reiseführer in den imperialen Exotismus. Zugl.: Dortmund, Univ., Diss., 2005. 341 S. Heidelberg 2006: SynchronPfäfflin, Georg F.
Reif, Wolfgang
Friedrich Wilhelm Sixel
Rudolf Schuller
Turner, Victor
; Edith Turner
Turner, Victor
; Edith Turner
Wulff, Hans Jürgen
Helmut Zäh
G. Wolf
: Balthasar Springers Merfart (1509). Die Entdeckung des literarischen Reiseberichts. Austriaca. Cahiers universitaires d'information sur l'Autriche 62 (2006) 11-28 Jean Michel Massing