Schätzen und Vergleichen führen schnell und ohne Hilfsmittel zu ersten Ergebnissen, immer Erfahrung vorausgesetzt. Augenmaß nehmen und Zählen sind die einfachsten Messverfahren. Und die einfachsten Messgeräte sind die Körperteile Auge und Finger. So basieren die ältesten Maßsysteme auf Körpermaßen wie Daumenbreite, Elle, Klafter, Fuß und Schritt (* Faustregel). Das klappt im Kleinen gut und bleibt auch buschmechanisch erste Wahl. Wie aber verständigt man sich darüber mit anderen?
Beim Vermessen wird letztendlich der unbegrenzte Raum zerlegt in Körpermaße. Die Notwendigkeit sich in der Natur orientieren zu müssen führte unter anderem
Elisabeth Pfeiffer
Die alten Längen- und Flächenmasse : ihr Ursprung, geometrische Darstellungen und arithmetische Werte.
(=Siegener Abhandlungen zur Entwicklung der materiellen Kultur, 2) 2 Bände: X, XXVIII, 766, [32] S. [6] Blätter, Tafeln St. Katharinen 1986: Scripta Mercaturae
Früher wurde am Rathaus eine Elle angebracht und da konnte jeder hingehen und »Maß nehmen«. Schwierig wird es im Großen, weil das Kölner Maß sich etwa vom Hamburger unterschied. Weil das verwirrt, folgen Täuschung und Betrug auf dem Fuß. Seit dem 18. Jahrhundert orientierte man sich europaweit (außer in England) am Ur-Meter und am Ur-Kilogramm, die in Paris lagen, und definierte das »MKS«-System (Meter-Kilogramm-Sekunde), später das »cgs«-System (centimeter-gramm-sekunde) - außer im anglo-amerikanischen Raum (* imperial measure). Erst ab 1960 gönnte sich die Welt ein Internationales Einheitensystem, das SI mit den sieben Basisgrößen
Jedes Messen erfordert
»Passt, wackelt und hat Luft«
Diese zufriedene Aussage eines guten Handwerkers käme nie über die Lippen eines Physikers. Machbarkeit ist dem Praktiker handlungsleitend; die Theorie wird herangezogen, wenn sie der Machbarkeit dient. Schätzen, Vergleichen und Messen sind für jeden handwerklich Tätigen gleichermaßen unverzichtbar. Während ein Physiker so genau wie möglich misst, will der Praktiker nur so genau wie nötig messen. Dennoch kommen auch exakte Naturwissenschaftler nicht am Schätzen vorbei:
Im Unterschied zum *Messfehler (ein Fehler des Messenden) ist die Messabweichung des *Messgerätes eine gerätetypische Eigenschaften. Sie muss kleiner sein als die gewünschte Toleranz. Aufwand und Nutzen müssen also optimiert, dem Zweck angepasst werden, hier am Beispiel einer Längenmessung:
Messgerät | Vergleichsmethode | Maßeinheit | Messtoleranz |
---|---|---|---|
Erfahrung | Schätzen (Augenmaß) | keine | Passt & wackelt |
Lehre | Vergleichen | keine | Passt |
Messlineal | Skala | mm | +/- 1 mm |
Mess-Schieber | Skala mit Nonius | mm | +/- 0,1 mm |
Mess-Schraube | Skala mit Nonius | mm | +/- 0,01 mm |
siehe auch
*Dezimalpräfixe
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