====== Sommerfrische ====== Ursprünglich wohl umgangssprachlich im südlichen Tirol gebräuchlich als (Rück-?)Übersetzung des italienischen frescura: //»wo die statt Bozen ire refrigeria oder frischen halten«//, ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] in der Literatur. Von Nord-Italien aus gesehen fuhr man im Sommer in die [[wiki:bergwelt|Berge]], um sich zu erfrischen, also der Hitze zu entgehen.\\ Dann im 19. Jahrhundert bei zunehmender [[wiki:freizeit|Freizeit]] auch nach Norden hin zunehmend gebräuchlich für bürgerliche Städter, die den Sommer auf dem Land verbrachten, also einhergehend mit der [[wiki:literaturliste_entdeckungsgeschichte|Entdeckung]] von [[wiki:landschaft|Landschaft]] und [[wiki:liste_strand-abc|Strand]].\\ Bei nicht geklärter Etymologie verweist die Bedeutung auf ‘stärken, beleben, anregen’; ''Grimm'' vermutet ein zugrundeliegendes Hirtenwort für den Sommer auf der Alm.\\ Um 1900 finden sich Ableitungen wie //Sommerfrischler// und //Sommerfrischlerin//.\\ Heute erscheint der Begriff widersprüchlich. Ist es nun ein [[wiki:liste_reisende_und_reisestile|Reisestil]] oder eher der Rückzug nach [[wiki:balkonien|Balkonien]]? Zeitweise erschien der Begriff [[wiki:liste_verschwundener_dinge|veraltend]], dann weithin wieder aufgegriffen, im Englischen vergleichbar //summer freshness// oder //summer retreat//, französisch //villégiature//, bairisch //Summafrische//, vergleiche dazu auch [[wiki:baederreise|Badenfahrten und Bäderreise]]. ==== Literatur ==== * //Reisehandbuch für die christliche Familie.\\ Ein [[wiki:Wegweiser|Wegweiser]] durch Hospize, Pensionen, Erholungsorte, Sommerfrischen, Hotels, [[wiki:baederreise|Bäder]], Luftkurorte, Sanatorien nebst praktischen Auskünften für Reise und Haus//\\ Vaterländ. Vlgsanst. Berlin 1907\\ 12.A. (4) 234 S. === Wörterbücher === * „sommerfrische, f.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities [[https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=S30861|Online]]. * Sommerfrische, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, [[https://www.dwds.de/wb/Sommerfrische|Online]] * ''Ladendorf, Otto''\\ //Historisches Schlagwörterbuch: Ein Versuch.//\\ Strassburg und Berlin, 1906 === Belletristik === * //In der Sommerfrische: Ein lustiges Handbuch für einfache, Rundreise- und combinirte Billetsinhaber jeden Alters und Geschlechts, für Bäderbesuchende und Landluftgeniessende Gesunde und Kranke, zur Abkühlung und Erheiterung bei grosser Hitze und schlechtem Wetter.//\\ Mit einem Vorwort von v. Miris [= Franz Bonn]. 200 S.München 1888: Braun & Schneider. * ''Fontane, Theodor''\\ //Nach der Sommerfrische.//\\ in: Unterhaltungs-Bibliothek für Einigungs-Stenographen 99 (1900) Berlin: F. Schrey. * ''Schrönghamer-Heimdal, Franz''\\ //Die Sommerfrische.\\ Eine Geschichte vom biedern Landvolk, von vornehmen Herrenleuten und allerlei Lumpen.//\\ Haas & Grabherr, 1917. * ''Nadolny, Sten''\\ //Weitlings Sommerfrische//.\\ 218 S. Roman. München : Piper, 2013. === Der Blick zurück === * //Über die Sitte der Städter, den Sommer über sich in Bauerhäußer einzumiethen.//\\ in: Teutscher Merkur 38 (1802) 16-33 * ''Göttsch, Silke''\\ //Sommerfrische: Zur Etablierung einer Gegenwelt am Ende des [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]].//\\ Schweizerisches Archiv für Volkskunde 98.1 (2002): 9-15. * ''Katharina Grätz''\\ ''Landpartie und Sommerfrische. Der Ausflugsort in Fontanes literarischer Topographie''.\\ S. 77--92 in: ''Michael Neumann'', ''Kerstin Stüssel'' (Hg.)\\ //Magie der Geschichten. Weltverkehr, Literatur und Anthropologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.//\\528 S. Konstanz 2011: University Press. [[https://www.wallstein-verlag.de/openaccess/9783835390133.pdf|Online]] * ''Hanns Haas''\\ //Die Sommerfrische – Eine verlorene touristische Kulturform.//\\ S. 67–75 in: Hanns Haas, Robert Hoffmann und Kurt Luger (Hg.): Weltbühne und Naturkulisse – Zwei Jahrhunderte Salzburg-Tourismus. Salzburg 1994. * ''Kisch, H.''\\ //Zur Wahl der Sommerfrische.//\\ Die Gartenlaube (1889) 352-355. * ''Kröncke, Elke''\\ //Die Sommerfrische. Vom ‘reisenden Mann’ zum ‘Familienurlaub’.//\\ in: Kolbe, W.; Noack, C.; Spode, H.(Hg.): Tourismusgeschichte(n), Voyage. 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[[https://d-nb.info/1052647936/04|Inhalt]] * ''Stadler, G.''\\ //Sommerfrische und Bürgertourismus vor 1914.//\\ in: Prahl, H.-W.; Steinecke, A.(Hg.): Arbeitstexte für den Unterricht (1992) 32-34. * ''Verhoeven, Gerrit''\\ //‘Een divertissant somertogje’: Transport innovations and the rise of short-term pleasure trips in the Low Countries, 1600-1750 //\\ Journal of Transport History, 30.1 (2009) 78-97. [[https://doi.org/10.7227/TJTH.30.1.7|DOI]] * ''Weber, F.'' etal\\ //"‘Sommerfrische’ in Times of Climate Change: A Qualitative Analysis of Historical and Recent Perceptions of the Term//.\\ in: Ohnmacht, T., Priskin, J. and Stettler, J. (Ed.) Contemporary Challenges of Climate Change, Sustainable Tourism Consumption, and Destination Competitiveness (Advances in Culture, Tourism and Hospitality Research, Vol. 15), Emerald Publishing Limited, Bingley (2018) 7-23. [[https://doi.org/10.1108/S1871-317320180000015003|DOI]]