Waldeinsamkeit

Über allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.
Johann Wolfgang von Goethe, Wandrers Nachtlied 1780

Ein Germanismus im englischsprachigen Raum, der als Wort romantisch verklärt 1796 zuerst erscheint und zu einem Leitbegriff der Romantik wird:

Das Leben im Wald verklärten im 19. Jahrhundert zahlreiche Gedichte romantisch und der Begriff Waldeinsamkeit findet seinen Weg ins Werk des amerikanischen Dichtes Ralph Waldo Emerson, auf dessen Grundstück dann sein Freund Henry David Thoreau zeigte, dass ein Leben im Wald möglich ist 2), womit er allerdings kaum etwas anderes praktizierte als vor ihm amerikanische Trapper und Mountain Men.

Bevor der Wald zur Landschaft verniedlicht wurde, verbanden sich die Begriffe Einsamkeit und Wald mehr mit der Ausgesetztheit von Waldbewohnern in der Wildnis: ausgestoßene Outlaws, Waldläufer, gottsuchende Eremiten und Wandermönche, Waldschmiede und andere Waldberufe, ein Raum für heimatlose und Einzelne unter Abkehr von jeder sozialen Verbundenheit im rechtlosen Zwischenraum lebend wie die wilden Tiere.


Siehe auch
Liste der unübersetzbaren reiserelevanten Begriffe
Liste von Reisestilen

1)
Buch 3, Kap. 1
2)
Henry David Thoreau
Walden; Or, Life in the Woods
With a Biographical Sketch by Ralph Waldo Emerson.
522 S. Boston, Houghton 1854