====== Beutel ====== Der Beutel ist neben dem [[wiki:bulge|Balg]] und dem [[wiki:stab|Stab]] das archaichste [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäckstück]], auch als *[[wiki:proviantbeutel|Proviantbeutel]] oder *[[wiki:geldbeutel|Geldbeutel]] im Unterschied zum größeren *[[wiki:sack|Sack]] wie etwa als [[wiki:rucksack|Rucksack]] oder [[wiki:mantelsack|Mantelsack]]. Die Urformen des Beutels (lat., griech. [[wiki:pera|pera]], crumina, loculus) sind * die **Tierblase** (engl. [[https://www.etymonline.com/word/bladder#etymonline_v_13563|bladder]]), die man lediglich an der Öffnung mit einer Schnur verschließen muss. Solche wurden bis in die Gegenwart als [[wiki:geldbeutel|Geldbeutel]] genutzt. * der **[[wiki:bulge|Tierbalg]]** in Schlauchform, der als Geldkatze (z.B. [[wiki:marsupium|Marsupium]]) um die Hüfte getragen wurde.\\ Der mit [[wiki:wasserbehaelter|Wasser gefüllte Ziegenbalg]] oder ein Weinbeutel (z. B. parel) dienten unterwegs als Vorratsbehälter. * der allseits vernähte **Lederbeutel** (lat. [[wiki:ascopera|ascopera]]). Beutel ist ein deutsches Wort aus ahd. pûtil, mhd. biutel, nnl. buidel ((Grimm [[http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=beutel|DWB]])), das noch im isl. budda `Geldbeutel´ bedeutet. Die Endung -el, -il ist eine Verkleinerungsform (wie lateinisch gleichbedeutend //sacculus//), während *bud- zur indogermanischen Wurzel [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.html|b(e)u-2, bh(e)ū̆-]] ‘aufblasen, schwellen’ führt, aus der auch `Beule´ oder `Bauch´abgeleitet wird, also als runde, aufgeschwollene, oder aufgeblasene Dinge oder Körperteile. //»Das volk versteht unter beutel auch das scrotum ((Hodensack, Testikel)) von thieren und menschen«// ((Grimm [[http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=beutel|DWB]])), belegt im [[http://fwb-online.de/go/beutel.s.0m_1573733970|Frühneuhochdeutschen]]: * der butil do dÿ eyer in uesen ((Stedtfeld, Roger-Glosse S. 48)) * er graif an die hoden sein.\\ er wont, da hieng ain pütenlein;\\ das wolt er geoffnet han. ((Sappler, H. Kaufringer 11, 460 (schwäb., Hs. 1464) )) * Gretel, wiltu sein mein treutel?\\ so sprich, sprichs! [...]\\ Ja, koufft du mir ainen beutel, [...]\\ Und reiss mir nit das heutel ((Klein, Oswald 70, 9(oobd., v. 1408?) ein Wortspiel)) Die Suche nach dem sprachlichen Ursprung für `Beutel´ führt in vielen (nicht nur indogermanischen) Sprachen zu einer Verbindung zwischen den Begriffen für `Leder´ > `Lederbeutel´ > `Beutel´ > `Hodensack´ (Scrotum, testicules). * Sehr offensichtlich ist das im Lateinischen: scrotum (Leder) > scrautum (Beutel), scrōtum (Hodensack). * Im Griechischen bezeichnen Ballantion βαλάντιον, βαλλάντιον und marsuppia ebenso ein Gepäckstück wie das Scrotum ((Theophilus Med., De corporis humani fabrica 5.28.20\\ Hesychian gloss ὄσχεα· βαλλάντια, μαρσύππια ἤ τὸ τῶν διδύμων ἀγγεῖον)). Sehr detailliert für viele indogermanische Sprachen sowie für das Finnische, Saamische, Nepalesische legt das auseinander:\\ ''Oliver Simkin''\\ //Περίς, πηρίς and περίναιος//\\ E merita , Revista de Lingüística y Filología Clásica LXXXIV 2, 2016,\\ pp. 353-362 ISSN 0013-6662 doi: 10.3989/emerita.2016.18.1532 ^ Sprache ^ Hodensack ^ Beutel ^ |Griech.|Peris|pera| |Latein.|scrōtum|scrautum| |Latein.|cōleī|culleus| |Frz. Span.|Couillons, cojones|Couillons, cojones| |romanisch|bos, boașe|Bolsa, bolso | |German.|Hodensack|hode| |Isländ.|pungur|Pungur| |Engl.|cods|Cod| |Niederl.|kodde|kodde| |Poln.|moszna|moszna| |Sloven.|mošnja|mošnja| |Russ.|mošna|Mošonka| |Serb.|Mošnice|Mošnice| |Finnisch|kivespussi|kivespussi| |Baskisch | barrabilzorro| zorro |