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Fahrplan
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Fahrplan | public transport timetable am. schedule | Horaire du … | Horario | dienstregeling |
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Stationen > fester Routenplan | consistent routes regular departures | un itinéraire fixe | ||
getaktete Fahrzeiten | fixed schedules | à intervalle régulier | ||
Kursbuch | ||||
Bernhard Parwein
in Kassel ließ 1649 den ersten Fahrplan im deutschsprachigen Raum für sein Postunternehmen als Plakat drucken 1).
1662 verkehrte der erste Omnibus nach Fahrplan, ein achtsitziges Gefährt, das von Pferden gezogen wurde, in Paris, die Carrosses à cinq sols mit festem Routenplan und getakteten Fahrzeiten ( 1/8 Stunde). Dieses weltweit erste öffentliche Nahverkehrssystem wurde erdacht von Blaise Pascal
, Philosoph und Mathematiker. Durchgesetzt hat sich dieses System jedoch erst ab 1823 mit dem Omnibus.
Die Absicht eines systematischen Fahrplans zielt darauf, Zukunft berechenbar zu machen, Sicherheit anzubieten und den Zufall auszuschalten. Ein solches Informationssystem ist dort sinnvoll, wo es viele Menschen mit ähnlichen Transportbedürfnissen gibt. Solche Bedürfnisse entstehen durch Systeme mit Zeittakten (Schulen mit Unterrichtszeiten, Betriebe mit Arbeitszeiten, Freizeitangebote mit Öffnungszeiten oder die Fahrpläne anderer Verkehrsmittel usw.) Deren Standorte bestimmen die Linie (Routenplan), deren Zeittakten entspricht der Zeitplan des Fahrplans. Das Transportsystem ist auf Wiederholung angelegt, also sind Anfangsort und Zielort identisch, die Route ist in sich geschlossen. Dies erzeugt Planungssicherheit auf Kosten von Freiheit und setzt voraus:
- im Erstellungszusammenhang
- eine zentrale Handlungsmacht;
- ein Wegenetz mit Haltestellen (Stationen);
- die Kenntnisse über die Möglichkeiten der Beförderungstechnik, etwa
- Kapazitäten für Personen und Reisegepäck
- Versorgungsmöglichkeiten
- im Verwendungszusammenhang
- eine standardisierte Uhrzeit, die den Nutzern (Passagiere) und Betreibern (Fuhrwerkführer, Schaffner, Träger) des Systems an allen Orten im System jederzeit verfügbar ist;
- eine allgemeine Wertschätzung von Zeit, die Verspätungen sanktioniert;
- die technische Zuverlässigkeit des Sachsystems und die menschliche Zuverlässigkeit der Handelnden;
- die Verbreitung des Fahrplans im System;
- Tarife und Tickets …
1830 wird die erste Eisenbahn gebaut. Als erstes Fahrzeugsystem erhält die Eisenbahn eigene Wege und strukturiert mit dem Eisenbahnnetz und den Bahnhöfen den Raum neu, weil diese dort gebaut werden, wo noch nichts ist. So wie der Fahrplan den Zufall in der Zeit ausschalten will, bestimmt das Gleis, wo es im Raum langgeht. Gleis und Fahrplan geben Sicherheit. 1841 führt Thomas Cook
die erste Pauschalreise durch, fast gleichzeitig erscheinen mit dem Murray und dem Baedeker die ersten modernen Reiseführer. Sternchen kennzeichnen das „Muss“, das es am Ziel zu entdecken gibt. Der Tourist als dreifach geführter Reisender bleibt im System und folgt den sicheren Wegen der Geleise, dem Fahrplan und den Anweisungen des Reiseführers.
Doch Naturkatastrophen, Eisenbahnraub und der Mord im Orient-Express sorgen dafür, dass der Zufall ab und an wieder die Oberhand gewinnt. So hatte Alfred Hitchcock
Spaß daran, in seinen Filmen mit dem Zufall die scheinbare Sicherheit der Eisenbahnfahrt zu durchkreuzen, etwa:
- 1937 in The Lady Vanishes
- 1943 in Shadow of a Doubt
- 1950 in Strangers on a Train
- 1959 in North by Northwest (dt. Der unsichtbare Dritte)
Literatur und Verweise
Behringer, Wolfgang
Der Fahrplan der Welt. Anmerkungen zu den Anfängen der europäischen Verkehrsrevolution.
S. 40-57 in:Hans-Liudger Dienel
,Helmuth Trischler
(Hg.): Geschichte der Zukunft des Verkehrs. Verkehrskonzepte von der Frühen Neuzeit bis zum 21. Jahrhundert. 1997.Klaus Beyrer
The Mail-Coach Revolution: Landmarks in Travel in Germany Between the Seventeenth and Nineteenth Centuries
German History, 24.3 (2006) 375–386 DOIJohann Eschert
, Post-Secretarius
Chur-Sächsischer Post-Cours : In welchem enthalten, wie alle reutend- und fahrende Ordinar-Posten, Sowohl in der berühmten Handels-Stat Leipzig, als auch anderen Orthen dieser Sächsischen Lande jetzo ankommen und abgehen ; Nebst Anzeigung Des Wegs, den iedwede Post nimmt, … Samt Extendirung Dieser Posten in die angräntzenden Reiche und Länder, Mit beygefügtem Register
[38] Bl. Leipzig 1703: Christian Scholvien. OnlineMichael, Maurice A.
Ohne Fahrplan
Original-Beiträge zu einer Philosophie des Reisens
Aus dem Englischen (Traveller's Quest) von K. Lütgen 480 S. 1955 Minden (Westf.) Köhler