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Fata Morgana
Luftspiegelung, auch Kimmung, niederländ. Uppdracht, schwed. Hägring, franz. Mirage, engl. Looming, arab. Sehrab, hebr. Scharab 1).
Obwohl die Fata Morgana heute meist mit einem Phänomen in Wüsten verbunden wird, das dem Reisenden eine Wasserfläche vorgaukelt, hat die Luftspiegelung ihren Namen in der Meerenge von Messina erhalten, benannt nach der Fee Morgan
aus der Arthussage, die auf einer unerreichbaren Insel wohnen sollte, Avalon, einem phantastischem Ort. Der Schreiber Placido Reina
erwähnt die Fee Morgana in seiner Geschichte Messinas und zeigt damit, dass diese Erzählung im 12. Jahrhundert auf Sizilien bekannt, jedoch noch nicht mit der Luftspiegelung verbunden war. 2)
Die Fata Morgana wurde vielleicht erstmals ausführlich beschrieben von:
Athanasius Kircher
Ars Magna Lucis et Umbrae. Liber X: Magia Lucis & Umbrae … Caput I. Parastasis I Naturae, sive de Morgana Rheginorum in Freto Mamertino. 1646
Darin S. 800–801 eine lateinische Beschreibung 3) mit dem italienischen Brief eines Augenzeugen 4), Ignatio Angelucci
, hier als etwas holprige Google-Übersetzung:
aus dem Lateinischen:
- Denn es kommt vor, dass sich zu der erwähnten Zeit plötzlich ein gewisses Theater in die dunstige Luft öffnet, geschmückt mit einer so wilden Mannigfaltigkeit und mit einem solchen Apparat von Szenen, dass es dort kaum etwas gibt, was sich nicht zu sehen gibt : die Architektur von Burgen in der geordnetsten Weise angeordnet; von Palästen und Gebäuden nach allen Regeln einer unendlichen Perspektive eine gewisse Pracht der in einer Reihe projizierten Säulen; an Stelle ihres allmählichen Verschwindens nach der katoptrischen Szene. Hier sehen Sie die schattigen Flächen von Wäldern, Zypressen und anderen Bäumen, die in fünf Reihen in einer wunderbaren Reihe angeordnet sind, riesige Ebenen, die mit Scharen von Menschen, Ochsen, Herden und Ziegenherden gefüllt sind; so viele Farben, so eine künstliche Mischung aus Licht und Schatten, so lebhafte Gesten; so dass es scheint, dass menschliche Energie nichts Vergleichbares hervorbringen kann. Und die Rhegini nennen diese Show Morgana.
aus dem Italienischen:
- Das ist diese Fata Morgana, die ich sechsundzwanzig Jahre lang für unwahrscheinlich gehalten habe, und jetzt habe ich sie wirklich und schöner gesehen, als ich je gemalt habe. Davon glaube ich jetzt, dass es wahr ist, dass es oft in verschiedenen fliegenden Farben erscheint, die lebendiger und schöner sind als diese, es hat nicht die Kunst und die dauerhafte Natur, weil Hell-Dunkel, ähnlich wie diese, habe ich noch nie gesehen. Wer ist der Architekt und wer der Hersteller, und mit welcher Kunst und welchem Material die verschiedene und so viele Pracht in einem Punkt formt, möchte ich, dass Ihre Hochwürden mich lehren, der unter der wahren römischen Pracht lebt, und das sehr wahre Göttliche betrachten ; während ich zu Gott immer propitio bete und mich seinen heiligen Opfern anempfehle. Die Reggio 22. August 1643 Ignatio Angelucci
Das selten zu sehende Spektakel vor Reggio dauert nur wenige Minuten, manchmal nur Sekunden, und ist weithin einzigartig, weil von ganz besonderen Wetterlagen abhängig. Stadt und Landschaft spiegeln sich derart vergößert über dem Meer, dass manchmal die Menschen zu sehen sind, die sich in den Straßen bewegen. Offensichtlich verändert sich der Raum, Wirkliches wird unwirklich, Wahrnehmung wird Illusion.
Die Erzählung von Skylla und Charybdys aus der Odyssee wird mit der Meerenge von Messina verbunden, denn außer der Fata Morgana herrschen dort einzigartige Wind-und Wasserströmungen, die für den Schiffsverkehr gefährlich sind. 5).
Graphik
- Il prospetto della città di Reggio nel canale di Messina, con la vaga veduta della Fata Morgana.
Dedica diAntonio Minasi
aVittoria Guevara
, duchessa di Bovino, duchessa di Maddalone e principessa di Caramanico
Tavola proveniente da: Antonio Minasi, Dissertazione prima sopra un fenomeno volgarmente detto Fata Morgana, Roma, 267 x 436 mm. B. Francesi, 1773/74. Online
Literatur
Emsmann, August Hugo
Physikalisches Handwörterbuch. Hilfsbuch für jedermann bei physikalischen Fragen.
Bd. 2 L–Z Leipzig 1868: Wigand. S. 65–68 mit Hinweisen auf Beobachtungen von Reisenden.Ludwig Wilhelm Gilbert
Des P. Minasi' Beschreibung der Fata Morgana oder der See- und Luftgebilde bei Reggio im Faro Di Messina.
Annalen der Physik 12 (1802) 20-33Arturo Graf
Miti, Leggende e superstizioni del Medio Evo.
1. 1892. XXIII, 310 S. Torino: Loescher. OnlineL. Häpke
Luftspiegelungen.
Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen 11.1 (1189) 163–166Antonio Minasi
Dissertazione prima sopra un fenomeno volgarmente detto fata Morgana, o sia apparizione di varie, successive, bizzarre immagini, che per lungo tempo ha sedotto i popoli, …
XX, 104 S. Tafel. Rom 1773: Benedetto Francesi. OnlinePoliti, Marcantonio
Cronica Della Nobil' E Fedelissima Città Di Reggio.
96 S. Messina 1617: Appresso Pietro Brea.
Möglicherweise die erste Erwähnung des Begriffes Fata Morgana im Sinne einer Luftspiegelung.