Gesellenwanderung

Die Gewerke des Fahrenden Volkes weisen spezialisierte Tätigkeiten auf, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ortsfest ausgeübt wurden, → Wanderhandwerker. Mobile Waldberufe wiederum folgten den Rohstoffen.

Die Wanderung der Gesellen (engl. journeymen, ital. garzoni, franz. compagnon) setzt dagegen ein ehrbares Handwerk voraus, also ortsfeste Meister und deren ständische Organisationen mit ihren Normen, also über städtische Strukturen hinaus ein länderüberschreitendes Netz mit gleichem Grundverständnis, siehe Schola migrationis: Wandernde Gesellen & Handwerker. Wandernde Handwerksburschen mag es immer gegeben haben, wandernde Handwerksgesellen aber hatten sich mehrere Jahre unterwegs zu bewähren, bevor sie Meister werden konnten. Dabei erfolgte ein Austausch von kulturellen Vorstellungen und von technischem Know-How einerseits,aber auch ein Auslesevorgang auf der Straße anderseits.

Die Gesellenwanderung lässt sich zuerst im deutschsprachigen Raum nachweisen, dort ab den 1370er Jahren. Großräumige Strukturen reichten von Riga, Reval und Bergen im Norden bis nach Venedig, Florenz und Rom im Süden. Außerhalb dieses Raumes erscheint die Gesellenwanderung im 15. Jahrhundert als «tour de France» zunächst in den Städten zwischen Brüssel, Lille, Lyon, Saint-Omer und Paris, dann bis nach Böhmen.

Thematische Berührungen gibt es zu:
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Künstlerreisen
Literaturliste Fahrendes Volk
Die Kluft wandernder Handwerksgesellen
Die Ritter der Landstraße
Auf der Walz
Wanderarbeiter

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