Ferdinand Johann Wiedemann
Ehstnisch Deutsches Wörterbuch
St. Petersburg 1869
Ein längliches Reisegepäckstück, das im Wesentlichen für Kleidung gedacht war, in der Form dem Seesack vergleichbar und entweder über der Schulter oder als Quersack auf einem Pferd oder Esel getragen wurde (engl. portmanteau).
Diese Form des gebundenen Doppelsacks oder zweiteiligen Quersacks findet sich im Lateinischen als Aversa (die quergelegte Last auf dem Pferd) in den romanischen Sprachen auch als Desagă oder Traistă (rumän.) und Bisacce; in den südslawischen Regionen als bisage. Im Estnischen hieß der Mantelsack rida-kott (rriett > Gewand, kott > Sack, Beutel) und war oft synonym zu Felleisen 1).
Den Mantelsack gab es in früher Form als Zwerchsack oder Doppelsack, also eine Art Lederschlauch, der sowohl an beiden Enden als auch in der Mitte zusammengebunden wurde und als Schultersack einfacher zu tragen war.
»Mantel« ist aus dem Lateinischen mantellum ins Deutsche übernommen worden und hat das althochdeutsche hachul verdrängt. Da auch Sack aus einem lateinischen saccum entstand, ist der »Mantelsack« nur scheinbar deutsch und verdrängte sowohl den gleichbedeutenden, im Mittelalters noch weit verbreiteten Wadsack als auch das aus der Antike stammende *Mantica sowie das seltene penularium. Ursächlich dafür mag sein, dass dieses Gepäckstück im 18. Jahrhundert zunehmend aus wasserfesten Textilien hergestellt wurde 2).
Im rumänischen Siebenbürgen gab es ihn mundartlich als Aissok (Äsek, Essack, Eitsack) aus ungarischem Iszak, Iszak seit dem 15. Jahrhundert 3) bis in die Gegenwart. Mit rund 80 Liter Volumen wurde er mittig zusammengebunden und über die Schulter gelegt 4).
Die kleinere Ausführung - iszá oder átalvetó - diente als Brotbeutel oder Proviantsack (lat. pera) 5) synonym mit tarisznya 6)
siehe auch
Liste der Reisegepäckarten
Ferdinand Johann Wiedemann
István Kniezsa
Graf Joseph Kemény
Monika Habersohn
Ernst Gamillscheg
Janos Soltesz
Géza Bárczi