Gitta Jacob
»Die Geschichte wird durch Abenteuer und Abenteurer mittels großer Eingriffe in Gesetz und Ordnung ruckweise vorwärts gebracht. Von dem ersten Ringen um den Feuerstein bis zu dem täglichen Kampf um einen Stehplatz in der Untergrundbahn, von den Höhlenbehausungen bei Les Eyzies bis zu den mit fließendem warmen Wasser eingerichteten Wohnungen New Yorks wird der Weg durch das Widerspiel zweier Gewalten gekennzeichnet, der hütenden und der suchenden, durch den Stubenhocker und den kühnen Entdecker und Gewaltmenschen, durch den Bürger und den Abenteurer. Durch das Gesetz, aber auch durch jene, die über die schützende Palisade sprangen, ohne zu fragen, ob sie sie beschädigten, und die Sehätze ihres Volkes durch Mut und nicht durch Wirtschaftlichkeit mehrten. Der erste Abenteurer war lästig und unbeliebt; er riß unter Gefährdung des Gemeinwesens eine Lücke in die Barrikade der Stammesniederlassung, als er sich in die Nacht hinauswagte, um die Ursache eines Geräusches zu ergründen. Sicherlich handelte er gegen den Rat seiner Mutter und seiner Frau, allen Befehlen der Stammesältesten zum Trotz. Aber er war auch derjenige, der den Ort auffand, wo das Mammut starb und wo es nach tausend Jahren noch Elfenbein genug gab, um den ganzen Stamm mit Waffen zu versorgen. So und nicht anders ist das Wesen des Abenteurers, dieses Plagegeistes und Wohltäters der Gesellschaft.«
William Bolitho
Zwölf gegen das Schicksal [1931]
»Furcht nämlich – ist unsre Ausnahme. Mut aber und Abenteuer und Lust am Ungewissen, am Ungewagten – Mut dünkt mich des Menschen ganze Vorgeschichte. Den wildesten mutigsten Tieren hat er alle ihre Tugenden abgeneidet und abgeraubt: so erst wurde er – zum Menschen. Dieser Mut, endlich fein geworden, geistlich, geistig, dieser Menschen-Mut mit Adler-Flügeln und Schlangen-Klugheit: der, dünkt mich, heißt heute -
»Zarathustra!« schrien alle, die beisammen saßen. Zarathustra aber sah das Volk an und wunderte sich. Dann sprach er also: Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde. Ein gefährliches Hinüber, ein gefährliches Auf-dem-Wege, ein gefährliches Zurückblicken, ein gefährliches Schaudern und Stehenbleiben. Was groß ist am Menschen, das ist, daß er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang und ein Untergang ist.«
Friedrich Wilhelm Nietzsche
: Also sprach Zarathustra [1883 - 1885]