Müller, H.-P.
Kolloquialsprache und Volksreligion in den Inschriften von Kuntillet ‘Aǧrūd und Chirbet el-Qōm.
ZAH 5, 1992, 15-51 sowie
Martin Leuenberger
: Segen / Segnen (AT) Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Ein Segen (lat. Signum 'Zeichen' > Kreuzzeichen, engl. Journey charm, blessing, franz. bénédiction < lat. benedictio de bene dicere ) soll überirdisches Heil übertragen und in bedrohlichen Situationen helfen. Den vertrauten Raum und die Gemeinschaft zu verlassen und im Zwischenraum unterwegs zu sein, bedeutet sich in Gefahr zu begeben.
Reisesegen haben Wurzeln bei christlichen Heiligen (Patrone), in den Gebeten irischer Wandermönche (loricae), im Alten Testament (Tobias), im heidnischen Glauben (Reisegötter) und im Aberglauben. werden jedoch überall dort praktiziert, wo sich Menschen in ein Unterwegs-Sein verabschieden und mit guten Wünschen verabschiedet werden: „Ich wünsche Dir … auf allen Deinen Wegen.“ Dabei kommt es auf die Perspektive an:
„Bedeutungsvoll im germanischen Heidenthum“ 2) sollte der Reisesegen als Reiseschutzzauber helfen, über Feinde zu siegen, etwa indem deren Waffen stumpf werden sollten und die eigenen scharf oder indem ein symbolischer Schutz erfleht wurde (Friedhemd, Siegring, Sieggürtel): »ich dir nâch sihe ich dir nâch sende mit mînen vünv vingeren / vünve unde vünvzic engele got dich gesunde heim dich gesende« … So beginnt der Weingartner Reisesegen, mit dem Tobiassegen einer der beiden ältesten althochdeutschen Zeugnisse.
Friedrich Hälsig
Haeseli, Christa M.
Hoffmann-Krayer, E.
Stuart, Heather
Batten, Caroline R.
Karel Felix Fraaije
Ein ehrenvoller Abschied setzte im Mittelalter Urloup voraus, also die Erlaubnis sich zu entfernen (lat. übersetzt als licentia, permissus, venia). Dies ist eine Freiheit, die zwar von anderen gewährt wird, setzt jedoch eine Freiheit voraus, die man sich nimmt. Diese „möglichkeit, nach belieben zu verfahren“ kann auch missbraucht werden 3) Mittelalterliche Reisesegen zielen daher auf das Erringen von Ehre im Kreise Anderer und nicht auf die Singularität Einzelner.
Herkommer, Hubert
Hans-Hugo Steinhoff
in: Verfasserlexikon 10 (1999) Sp. 818f.
Der Tobiassegen bezieht sich auf die biblische Erzählung über den Abschied des Tobias, dem sein Vater den Segen zum Abschied erteilte (Tobias 5,23) und den der Erzengel Raphael
und ein Hund begleiteten. In diesem Segen werden auch die Gefahren für die Seele einbezogen. Tobias wurde so zum Patron der Reisenden.
Ein anderer Patron der Reisenden, Christophorus, wurde ursprünglich hundeköpfig dargestellt und zeigt den Menschen in der Wildnis als ein Wesen, das selbst ursprünglich wild war (Wilder Mann); die Christophorusplakette soll Reisende schützen.
Alle Reisesegen zeigen eine handlungsorientierte (weltliche) Perspektive, indem sie den Zeitraum zwischen Aufbruch und Heimkehr handfest schützen sollen.
Johann Christoph Beer
Philipp Ehrenreich Wider
Aus diesen Vorbildern heraus entstand der kanonisierte Pilgersegen mit festem Ritus, wie er zuerst um 780 im Sakramentar von Gellone urkundlich belegt ist. Dabei wurden Dinge übergeben, etwa Pilgerbrief, Pilgertasche, Pilgerstab.
Der heilige Hieronymus
legte im 4. Jahrhundert Maria
den Beinamen Maris Stella zu, Meeresstern im übertragenen Sinne eine Orientierungshilfe als Stern im Lebensmeer. Der Marienhymnus Ave Maris Stella, den Abt Ambrosius Autpertus
im 8. Jahrhundert verfasste, wurde seither von in christlichen Kreisen als Segen zum Abschied und Aufbruch gesungen, bis in die Gegegnwart insbesondere beim Entsenden von Missionaren. Die Missionsbenediktiner haben sich das Motto Lumen Caecis 'Licht den Blinden' zugelegt, ein Zitat aus Ave Maris Stella.
Hermann auf der Heide
Walter Helmes
Im christlichen Mittelalter zielte der Weingartner Reisesegen primär auf den Schutz vor Gefahren und Unglück unterwegs; Waffen und Rüstung werden nur noch allegorisch benannt, denn zunehmend führte auch der Glaube die Menschen in den Zwischenraum, etwa bei Pilger- und Wallfahrten, zu heiligen Bergen und heiligen Orten, zu Orakeln und Wunderstätten. Der Segen wird der Reiseart angepasst: pro iter agentibus, pro navigantibus, pro peregrinantibus. Reisesegen gehören heute zur christlichen Kirche.
Dieter Eissing
Magdalene L. Frettlöh
Groen, Bert
Knitter, J.
Petke, Wolfgang
Puszcz, Teodor
Rabbiner Schelomo Ganzfried
Rabbi Schelomo Ganzfried
(1804-1886) aus Ungarn veröffentlichte 1864 dieses Buch, das bis zu seinem Tod in zwölf Auflagen erschien. Darin enthalten sind auch 12 Paragraphen mit religiösen Vorschriften (Band 2, Kap. 68), u.a.: Vorschrift für das Gebet der Reise und andere Dinge, auf die man auf der Reise achten muss.Müller, H.-P.
Martin Leuenberger
: Segen / Segnen (AT) Sebastian Franck
1499-1542, urlaub, m., Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Online