Paolo Bianchi
Sehn-Sucht-Trips: Versuch über das Reisen und Ruhen. Als Reisende im Prä-Millenniumin. in:
Paolo Bianchi
(Hg.): Ankommen - Hiersein - Weggehen.Köln 1997: Kunstforum International 136.
Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
Die Sehnsucht nach der Ferne kann schon in der Kindheit entfacht werden: Karl May war mein Brandstifter, sagte Heinz Rox-Schulz
, der »König der Globetrotter«. Und Paolo Bianchi
meint in seinem bemerkenswerten Beitrag über Sehn-Sucht-Trips 1):
»Vielleicht ist der Begriff der Sehnsucht noch das Präziseste, was sich zur Authentizität, zur Liebe und zum Reisen sagen läßt. Sehnsucht richtet sich auf etwas, was sich entzieht, sie ist die heftigste Form der Reise.«
Dennoch genügt Sehnsucht alleine oft noch nicht. Eine zusätzliche Aktivierungsenergie muss helfen den Mut des ersten Schrittes aufzubringen, die vertraute Türe hinter sich zuzuziehen, aufzubrechen hin zu fremden Toren.
Die Sehnsucht muss stärker sein als die Angst vor dem Aufbruch. Für manche ist die Sehnsucht nach Freiheit groß genug dazu, andere zieht ein Ziel hinaus, wieder andere empfinden solch furchtbare Zwänge, daß der Aufbruch zum Ausbruch wird. Wer trotz unerfüllter Träume bleibt wo er ist, dessen Furcht ist stärker als seine Sehnsucht:
»Freiheit ist ein Segel, prall im Sturm der Sehnsucht, schlaff in der Gewohnheit der Windstille« Hans Kasper (1916 - 1990)
Künstlerisch drückt sich die Sehnsucht nach individueller Freiheit im road movie aus. Dass diese Sehnsucht sich erst im Tod vollendet, zeigen wiederholt Filme des Genres, etwa Thelma & Louise oder Bonnie & Clyde (1967 Arthur Penn
). Auch road music ist nahezu immer ein Ausdruck melancholischer Sehnsucht.
Aus dem lateinischen peregrinus für den Fremden von außerhalb Roms wurde das deutsche Wort Pilger. Verloren in der Fremde, muß er sich selbst genug sein. Äußerer Weg und Ziel bleiben symbolisch – Richtet sich diese unerfüllbare Sehnsucht auf ein inneres Ziel, so wird die Reise zur Suche nach dem verlorenen Paradies, der Reisende weckt den homo viator und wird zum ewige Pilger, der Stärke aus der Hoffnung schöpft. Der »globale Nomade« diente schon Bruce Chatwin
und Hans Magnus Enzensberger
als Leitbild für die Sehnsucht nach der Erhöhung des Selbst.
»Man geht freilich nicht in die Fremde, um sich der Heimat zu entfremden, aber einen vernünftigen Sinn hat das Reisen doch nur insofern, als es von der Sehnsucht eingegeben ist, zu dem heimisch Schönen sich etwas fremd Schönes einzuverleiben, innerlich reicher zu werden aus den Schätzen der Fremde, indem man an ihnen teilnimmt.« ''Otto Julius Bierbaum'' (1865-1910): //Die Yankeedoodle-Fahrt// 1909 München
Bettina Zeller, Jolanda Jung
Wenn man sich lange genug gesehnt hat, bekommt man endlich einen Zipfel von der Wurst. Deutsches Sprichwort Long looked for comes at last. Englisches Sprichwort
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Paolo Bianchi
Paolo Bianchi
(Hg.): Ankommen - Hiersein - Weggehen.