Wildes Feld

Wildes Feld, russisch Дикое поле, Dikoje pole, auch Descht-i-Kiptschak, in der Antike eine `wüste´ Gegend (lateinisch loca deserta) oder `unbewohntes Feld´ (lat. campi deserti inhabitati) bezeichnete geographisch die Region nördlich vom Schwarzen Meer und vom Kaukasus bis zum Kaspischen Meer als Teil des Pontokaspis. Die flache Steppe ist dort nicht durch Gebirge gegliedert sondern von den Flüssen Don, Dnepr, Dnister und Wolga.

Der Steppencharakter förderte nomadische Reiterkulturen, deren älteste in der antiken Literatur pauschal Kimmerer und Skythen genannt werden 1); letztere stammen wahrscheinlich aus dem südlichen Sibirien 2). Die »trefflichen Hippemolgen, also `Stutenmelker´, oder Galaktophagoi, also `von Milch genährt´ 3) « werden in Homers Ilias 4) erstmals erwähnt. Später wird ein Volk dieser Region als Hamaxoikoi beschrieben, als Nomaden mit Wagen 5)

Im Unterschied zur Raumvorstellung vom »Weiten Land« ist das »Wilde Feld« zwar auch eine Metapher für Freiheit, vielmehr jedoch für Unbeherrschbarkeit, Lebensraum »räuberischer« Völker von Kimmerern über die Skythen 6) und die Krimtataren bis zu den Kosaken, Barbar. In der Antike galt es als Grenze der bewohnten Welt, während des Mittelalters griffen von dort die Hunnen an und erst in der Neuzeit wurde es zunächst frontier, dann ukrainisch, polnisch, russisch kolonisiert.

Querverweise

1)
Ilyushechkina, Ekaterina
Studien zu Dionysios von Alexandria
351 S. Proefschrift Rijksuniversiteit Groningen 2010.
Darin Kapitel 8. Pontische Völker und Stämme
2)
Hermann Parzinger
Die Skythen
München 2015, ISBN 978-3-406-50842-4
3)
Claudia Ungefehr-Kortus
Galaktophagoi
In: Der Neue Pauly (DNP). Band 4, Metzler, Stuttgart 1998,
ISBN 3-476-01474-6, Sp. 740. doi:10.1163/1574-9347_dnp_e417740
4)
13. Gesang, 5–6
5)
Parker V.
Bemerkungen zu den Zügen der Kimmerier und der Skythen durch Vorderasien
In: Klio. Beiträge zur Alten Geschichte (Berlin), 77, 1995, S. 7-34
6)
Bernard P.
Les nomades conquérants de l'empire gréco-bactrien
Réflexions sur leur identité ethnique et culturelle.
In: Académie des Inscriptions et Belles-lettres. Comptes rendus des séances (Paris) 1987, S. 758-768