Desinformation
Wer eine Quelle zitiert, schreibt ab. Wer viele Quellen zitiert, arbeitet gründlich.
Desinformation ist nicht gleichbedeutend mit Falsch-Information. Die lateinische Vorsilbe dis- bedeutet `entzweien, spalten´ und wird immer dann verwendet, wenn etwas, das eigentlich vorhanden sein könnte, in seiner reinen Form verfälscht wird:
- Harmonie ist erwünscht, in verfälschter Form wird sie disharmonisch.
- Interesse wäre vorhanden, in enttäuschter Form wird jemand desinteressiert.
- Information ist objektiv, doch verdrehte Tatsachen führen zu Desinformation.
Etwas Disharmonisches erkennt fast jeder: es hört sich schräg an, sieht schief aus oder scheint gestört zu sein. Einen Sinn für Desinformation haben wir jedoch nicht und Desinformation ist leider nicht immer disharmonisch. Stattdessen bedient sich Desinformation unserem Bedürfnis nach einfachen Lösungen (anstelle von Problemlösungen) und Illusionen anstelle anstrengender Wahrheiten.
Desinformation ist gefährlich, wenn deren Verursacher sie gezielt einsetzt, damit die Wahrheit verschleiert wird. Das setzt also ein umfangreicheres und sicheres Wissen voraus, also eine Abteilung Horch und Guck.
Die Stufen der Desinformation bis zur Unterwerfung
- Desinformation knüpft an etwas Erwünschtem an (Information), verändert jedoch deren Bedeutung. Die erste Stufe die Bedeutung wahrer Information zu verwischen, besteht in »falschen Fragen« ohne sachliche Grundlage, denn »man wird ja wohl noch fragen dürfen«.
- Damit wird der Keim für Zweifel gesät, die Wahrheit angeknackst auf dem Weg hin zur »Halb-«wahrheit.
- Die zweite Stufe der Desinformation ist das Gerücht, denn nun wird eine falsche Behauptung aufgestellt, die einer unbekannten Quelle entstammen soll. Gerüchte nutzen Vorurteile, weil man auf diesem Weg nicht mehr überzeugen muss und Rückfragen vermeidet. Mittels subtiler Unterstellung wird die Grenze zur Verleumdung verschoben.
- Desinfomation nutzt Angst durch das Unwissen der Menschen, weckt Gefühle durch Panikmache und das Bedürfnis nach Sicherheit durch absolute Behauptung.
- Loyalität ist absolut, weil sie einigen wenigen gehört und die meisten ausschließt. Loyalität ist einäugig, denn sie vergibt Rechte nach Zugehörigkeit, nicht nach Recht. Beides unterscheidet Loyalität von Solidarität.
Rainer Hank
Die Loyalitätsfalle
Warum wir dem Ruf der Horde widerstehen müssen
Penguin Verlag 2021. ISBN 978-3-328-60140-1