Pilgerwege
Voraussetzung für Pilgerwege sind Kultstätten, die zum Ziel der Pilger werden können. Die ältesten christlichen Kultstätten sind Orte der Bibel wie der Berg Sinai, der Felsendom in Jerusalem oder die Apostelgräber, etwa in Rom und Santiago de Compostela. Kultstätten entstanden aus Heiligen Orten, deren besondere Eigenschaften sie aus der umgebenden Landschaft hervorhoben, oft Berggipfel, Quellen, Höhlen und lassen dabei ältere, heidnische Wurzeln erahnen.
Pilgerziele erzeugen ein Wegenetz, das je nach Anziehungskraft regional, überregional oder kontinental sein kann wie etwa die Jakobswege nach Santiago de Compostela. Mittelalterliche Pilgerwege in Europa lassen sich rekonstruieren durch archäologische Funde von Pilgerzeichen, die für ein Pilgerziel spezifisch waren, und die an der Kleidung getragen (und verloren) wurden. Diese Wegenetze können sich verändern:
- Die Route von Budapest nach Konstantinopel wurde nach der Christianisierung Ungarns und nach der Jahrtausendwende zur Pilgerroute ins Heilige Land. Ab dem 16. Jahrhundert wurde sie als Via traiana bezeichnet, doch war sie im Mittelalter nur noch Relikt eines ursprünglichen römischen Straßennetzes auf dem Balkan (Via militaris), deren römische Achse (Via diagonalis) von Zagreb nach Konstantinopel führte.
- 1155 schrieb
Nikúlas Bergsson
, Pilger & Abt, das Buch Leiðarvisir, das Wegenetz der Pilger zwischen Skandinavien, Rom und Jerusalem beschreibend. - Die Pilgerziele am östlichen Mittelmeer wurden durch die Ausbreitung des Islam bis hin zur Eroberung Konstantinopel im 15. Jahrhundert zunehmend unerreichbar.
Als europaweite Wege des Glaubens (paths of faith) sind besonders bekannt
- Via Francigena von Canterbury (Via Cassia) nach Rom
- Via Romea (=Via d’Alemagna, =Via teutonica) auf der römischen Via Claudia Augusta über die Alpen über Treviso, Padua, Ravenna (Via Annia), auf der Via Flaminia über den Appennin, mittels Via Postumia zur Via Aemilia nach Rom.
- Jakobswege: Camino de Santiago (de Compostela)
- die Nidarosvegen nach Trondheim zum Nidarosdom: Olavsvegen, Romerikeweg u.a.
Darüber hinaus lassen sich hunderte von Pilgerwegen finden, die entweder zu bestimmten Orten führen (Chartres, Einsiedeln, Kevelaer, Lourdes, Mont-Saint-Michel, Mont-Sainte-Odile …) oder den Spuren eines bestimmten Heiligen folgen, wie etwa Martin von Tours
oder Franz von Assisi
. Vergleichbare Pilgerwege gibt es auch im Buddhismus, Hinduismus, Shintoismus, Islam …
Literatur
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Venedig als Station und Erlebnis auf den Reisen der Jerusalempilger im späten Mittelalter.
Magisterarbeit Univ. Stuttgart 1997 (=„da ist der Schatz der Welt“) (= Historegio, 4) 257 S. Remshalden 2001: Hennecke.Ulrike Kindl
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Pilgerwege und Kultorte im östlichen Mittelmeerraum.
Das Meer und seine Heiligen: zum Einfluß naturräumlicher und geopolitischer Realitäten auf byzantinische Pilgerstätten.
in: Das Meer und seine Heiligen, S. 177-204. OnlineNick Mayhew-Smith
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,Simon Jenkins
Britain’s pilgrim places The first complete guide to every spiritual treasure.
608 S. London, 2020: Lifestyle Press/British Pilgrimage Trust's mission.
600 Pilgerziele in England, Wales und Schottland mit sämtlichen mittelalterlichen Kathedralen, 48 Haupt- und 150 Nebenwegen, siehe Karte onlineRainer & Cornelia Oefelein
Pilgerspuren auf mittelalterlichen Glocken in Brandenburg.
318 S. mit 492 teils farbigen Textabb. und 18 Farbtafeln, Berlin-Brandenburg, 2012: BeBra Wissenschaft Verlag. Inhalt
Mit Hilfe der Pilgerzeichen auf mehr als 500 Glockentürmen in Brandenburg konnten Ziele und Wege der mittelalterlichen Pilger abgeleitet werden.Robert Plötz
Santiago-Pilgerstraßen in Europa. Wege der Jacobus-Pilger in Europa.
S. 87-107 in: Benedikt Knoche (Red.): Wege als Ziel. Kolloquium zur Wegeforschung in Münster 30.11.–01.12.2000. (= Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen, 13) Münster 2002Arturo Carlo Quintavalle
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Le vie del Medioevo.
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Inspired by the same desire?: Divergent objectives, routes and destinations of Byzantine monks and Latin pilgrims from the 8th to the 11th centuries.
S. 275-309 in: Les mobilités monastiques en Orient et en Occident de l'Antiquité tardive au Moyen Âge. (=Tagungsband Rom 2014) École française de Rome 2019. Online mit einer tabellarischen Zeitleiste der Pilger und einer Karte mit See- und Landrouten sowie dem Hinweis auf den unklaren Pilgerbegriff, dieser kann bezeichnet werden als 'Fremder' ξένος, als ein 'Weitgereister' ὁδοιπόρος oder als 'jemand, der grpoe Mühen auf sich nimmt, ein bestimmtes Ziel zu erreichen' προσκυνητής, später verdrängt durch peregrinus.Beate Schuster
Die moralische Geografie des Pilgerwegs im KreuzzugsberichtOdos von Deuil
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S. 91–112 in: Ursula Kundert et al. (Hg.): Ausmessen – Darstellen – Inszenieren. Raumkonzepte und die Wiedergabe von Räumen in Mittelalter und früher Neuzeit. Zürich 2007: Chronos.
→ PhantasieorteSpringer, Otto
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in: Springer, Otto: Arbeiten zur germanischen Philologie und Literatur des Mittelalters.
München: W. Fink 1975 Seite 339-372Stopani, Renato
Le vie di pellegrinaggio del Medioevo. Gli itinerari per Roma, Gerusalemme, Compostella.
Con una antologia di fonti. 204 S. Firenze 1991: Le Lettere.Vanni, Fabrizio
Overland Balkan routes in the middle ages. Summary, with a special focus on cultural-political implications.
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Der Frankenweg - Via Francigena
Der mittelalterliche Pilgerweg von Canterbury nach Rom.
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