Clifford Geertz
Welt in Stücken. Kultur und Politik am Ende des 20. Jahrhunderts
Übersetzt von Herwig Engelmann, Passagen, Wien, 2. Aufl. 2007, ISBN 978-3-85165-785-2
»Im Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr's nicht aus, so legt was unter." Johann Wolfgang Goethe, Xenien, FA I.2, 636
Welche Wertvorstellungen gelten universell? Dies ist eine aktuell brennende Frage, etwa wenn Staaten die Regierungsform der Demokratie in Russland, Ungarn, den USA oder Großbritannien sehr unterschiedlich auslegen oder gar grundsätzlich ablehnen (China).
Der Ethnologe Clifford Geertz
vertritt einen radikalen Relativismus 1). Natur und Wissen entstünden lokal und müssten sich lokal bewähren. Zweifelsohne erwüchse daraus überall »Kultur«, doch sei diese »fluid«, ein sich ständig veränderndes Gewebe. Daher könne es auch keinen Universalismus geben wie etwa »die« Menschenrechte oder »die« Demokratie. In Deutschland beschäftigt sich der Ethnologe Christoph Antweiler
2) intensiv mit den Themen:
Joseph Henrich
führte 2010 die Abkürzung WEIRD in die Diskussion ein:
Henrich
etal fanden sie dennoch, hier frei übersetzt (Google): »Neuere Forschungen bestätigen nicht nur die Existenz erheblicher psychologischer Unterschiede auf der ganzen Welt, sondern unterstreichen auch die Besonderheit vieler westlicher Bevölkerungsgruppen. Wir schlagen vor, dass ein Teil dieser Variation auf das Wirken und die Verbreitung der westlichen Kirche zurückzuführen ist, dem Zweig des Christentums, der sich zur römisch-katholischen Kirche entwickelte. Insbesondere schlagen wir vor, dass die Umgestaltung der europäischen Verwandtschaft durch die westliche Kirche durch die Förderung kleiner Kernhaushalte, schwacher familiärer Bindungen und Wohnmobilität zu mehr Individualität, weniger Konformität und „impersonal prosociality“ geführt hat.« 5).Ulf von Rauchhaupt
hat das in der FAZ schön beschrieben:Universalismus in einem Sinne, dass der Mensch die Welt in einem für ihn genehmen Zustand stabilisieren kann, grenzt an Vermessenheit. Eine stabile soziale Ordnung kann es nur in einem stabilen Ökosystem geben.
siehe auch
Clifford Geertz
J. Henrich, S. Heine, A. Norenzayan
J. Henrich, J. Ensminger, R. McElreath, A. Barr, C. Barrett, A. Bolyanatz, J. C. Cardenas, M. Gurven, E. Gwako, N. Henrich, C. Lesorogol, F. Marlowe, D. P. Tracer, J. Ziker
Jonathan F. Schulz, Duman Bahrami-Rad, Jonathan P. Beauchamp, Joseph Henrich