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Do it yourself

Abgekürzt DIY, englisch für »selbermachen« im Gegensatz zu do-it-for me DIFM.

Im englischsprachigen Raum häufig auch zusammengesetzt wie etwa Toyodiy: »car-related questions, such as repair procedures of various levels of difficulty (from an oil change to transmission swaps), modifications, general information, part information«

Erst grübeln, dann dübeln.

DIY zielt entweder auf eigenständiges Konstruieren oder auf Reparieren. Es setzt Technisches Wissen und Handeln voraus sowie Werkzeug, außerdem eine Problemlösestrategie und buschmechanisches Handeln, ist also eine Art Bricolage. Für Handwerker mag DIY nicht weiter erwähwnenswert sein und Leute mit zwei linken Händen fassen Werkzeug gar nicht erst an. Dazwischen aber betätigen sich Bastler, Flickschuster, Frickler, Pfuscher, Schrauber, Tüftler, finden Low Tech-Lösungen oder bauen Murks.

DIY war bis ins 20. Jahrhundert als wesentlicher Bestandteil einer ökonomischen Haushaltsführung eine allgemeine Selbstverständlichkeit, weil Arbeitszeit billig war und Material teuer. In der Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit wurde DIY zur Notwendigkeit. Heute hat sich dies umgekehrt, so dass unser »Elektroschrott« beispielsweise nach Westafrika exportiert und dort aufgearbeitet wird, weil dort die Arbeitszeit billig ist.

1957 entstand die Zeitschrift »Selbst ist der Mann«. Mit der abnehmenden Notwendigkeit, alles selbst machen zu müssen wurde DIY erstmals in den 1960er Jahren zur »modernen Welle«. John Seymours Buch vom Leben auf dem Lande wurde in den 1970er Jahren zum Renner. Tatsächlich schlossen in dieser Zeit viele bäuerliche Kleinbetriebe. Die reale Bauernflucht konterkarierte das Idyll vom Landleben 1).

Ab 1974 lud die Hobbythek des WDR 30 Jahre lang zum Selbermachen ein. 1984 verbreitete Zweitausendeins massenhaft das Buch »Alles zum Selbermachen« auf knapp eintausend Seiten.

»Hör mal wer da hämmert« (RTL) war die deutsche Version der US-amerikanischen Sitcom Home Improvement (1991 bis 1999, 204 Episoden bei ABC) und bekannt für flapsige Sprüche wie:

In den 2010er Jahren erfahren DIY, Konsumverzicht, eine Rückkehr zum einfachen Leben und das Leben auf dem Land wieder einmal erhöhtes Interesse, begünstigt durch hohe Mieten in der Stadt, Ressourcenknappheit, Klimawandel, sinnvolle Freizeitgestaltung. Aber: Viele Dinge lassen sich nicht mehr reparieren (right to repair), sind einfach zu billig geworden oder überkomplex, obwohl dieselbe Funktion früher mit einfachen, mechanischen Geräten erfüllt wurde, die ewig hielten. Der Life-Hack für den Kabelsalat ist ein Problem, dass es früher nicht gab. Statt Tricks und Kniffen heißt es jetzt iFixit. Die Ratgeberliteratur zum Selbermachen und fürs Heimwerken ist meist jahrzehntealt.

Literatur: Haushalt & Heimwerken

Literatur → Kfz-Technik & Autoreparaturen

Literatur: Produkte & Rezepte aus chemischer Sicht

Literatur: Kraut & Rüben

Meta-Literatur

Langreiter, Nikola/Löffler, Klara (Hg.)
Selber machen. Diskurse und Praktiken des »Do it yourself«
Bielefeld 2017

Levine, Faythe/Heimerl, Cortney
Handmade Nation: The Rise of DIY, Art, Craft, and Design
New York 2008

Möser, Kurt
Thesen zum Pflegen und Reparieren in den Automobilkulturen am Beispiel der DDR
in: Technikgeschichte 79 (2012, 3), S. 207-226

Rosner, Daniela K./Turner, Fred
Bühnen der Alternativ-Industrie
Reparaturkollektive und das Vermächtnis der amerikanischen Gegenkultur der 1960er Jahre

in: Krebs/Schabacher/Weber: Kulturen des Reparierens. Dinge – Wissen – Praktiken, Bielefeld 2018, S. 265-279

Voges, Jonathan
»Selbst ist der Mann«: Do-it-yourself und Heimwerken in der Bundesrepublik Deutschland
Göttingen 2017

1)
Der SPIEGEL 18.09.1978, Peter Brügge: //Herrlicher Mist//