Der Bote
Ein recht lebenslustiges Bild des »neuen allamodischen Postpoten« bietet die Beschriftung eines Druckes aus Nürnberg 1), Mitte des 16. Jahrhunderts, der »mit Botenspiess und Tasche ausgerüstet … unbekümmert um Regen und Sonnenschein, von seinem treuen Hunde begleitet, kräftigen Schrittes fürbass« schreitet 2) Online.
Ich bin die Post zu Fuss, ich bringe diess und dass;
Denck an den kühlen Wein, so bald ich werde nass.
Geh ich durch einen Thal, und höre Vögel singen,
So denck ich zu dem Tisch, da die Schalmeyen klingen.
Ich gehe durch den Wald und mancher Dörner Strauss
Und traure, dass noch weit ist zu dess Wirthes hauss.
Geh ich auf einen Weg, da fleusst ein Wässerlein,
So denck ich Morgens gleich an den gebranden wein,
So bald ich angelangt, will jeder Zeitung fragen;
Da kan ich unverschnauft zwölf Dutzent Lügen sagen.
Frau wirthin traget auf, und setzt das beste zu,
Es zahlen diese Zech dess Botten neue Schuh.
Boten sind Einzelne, bei denen es auf Schnelligkeit und Zuverlässigkeit ankommt. Ebenso wie Fuhrleute, Träger oder Führer müssen sie Kundige sein, die den Weg kennen, Orientierungsfähigkeiten besitzen und Probleme schnell lösen können.
Boten scheinen formal lediglich ein Werkzeug für das Überbringen einer Sendung zu sein. Ursprünglich sind sie jedoch von der Sendung nicht zu trennen und daher Teil der Botschaft mit unterschiedlichen Aufgaben und Kompetenzen - Gesandte im Unterschied zum Träger - und tragen daher eine »Zentnerlast« an Verantwortung.
Funktionen und Eigenschaften
Etwas verbittert klingt der Fußbote mit Botenschild und Botenspieß 1609 3):
Durch Windt und Schnee ich armer Held
Bey Tag bey Nacht lauff durch das Feld
Kein Hitz des Sommers mich auff helt
Des Winters scheu ich keine Kelt
Nach dem ich einem Bottschafft bring
Empfaht man mich wol oder gring
Viel Newes und der Zeitung vil
Ein iedere von mir wissen wil
Was soll dan thun ich armer knecht
Damit man mich nicht halt für schlecht
Mus ich also fein warm und heiß
Schmiden auch das so ich nicht weiß
Kan mich auch wol accomodieren
Vnd sagen was man gern thut hören
Das Trinckgeld offt im Würtshauß bleibt
Des Weib und Kindt sich wenig frewt
Wen ich dan schon lang hab grunnen
So ist nichts dan blosse Kost gwunnen
Nach der Fortbewegung
Gehender Bote
Reitender Bote
Fahrender Bote
Als Überbringer
Nach dem Auftraggeber (Gebieter)
Amts-, Kanzleiboten (eng. messenger-at-arms)
Metzke, Hermann
Zur lokalen und sozialen Mobilität der Amts-und Gerichtsdiener im 17./18. Jahrhundert.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung 113.1 (1996) 412–423.
Bryffjongen des Deutschen Ordens mit blauer Uniform (bloe Engelish laken) und Bryffschwoyken 'Postpferde'
Dienstboten
Sebastian Kühn
Die Gräfin, die Gouvernante und der König. Perspektiven auf Dienstleute als Boten in einem aristokratischen Haushalt des 18. Jahrhunderts.
Historische Anthropologie 20.1 (2012) 58-75
DOI
Dagmar Müller-Staats
Klagen über Dienstboten: eine Untersuchung zum Verhältnis von Herrschaften und Dienstboten mit besonderer Berücksichtigung Hamburgs im 19. [neunzehnten] Jahrhundert
Diss. Universität Hamburg 1983. 520 S. Ill. (= Insel-Taschenbuch, 683) 279 S. Ill. Bibliogr. S. 250–273 Frankfurt am Main 1987: Insel.
Herolde im Mittelalter als Bote eines Fürsten, auch: Ausrufer (Krogierare), garzune (> franz. garçon), Puer (pueri) 'Knecht', ein durch Kleidung und Stab besonders ausstaffierter Knappe.
Im antiken Griechenland waren Herolde, erkennbar am Stab (kerykeion), Vertreter des Herrschers, erkennbar am Stab (Zepter). Fremde Herolde, als Ausweis der Autorität, begleiteten die Gesandten, die inhaltliche Verantwortung trugen. Herolde gehörten mit Fremden (Xenoi) und Schutzsuchenden (Hiketai) zur Gruppe der Asyloi.
Nils Bock
Die Herolde im römisch-deutschen Reich. Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter
(= Mittelalter-Forschungen, 49) Ostfildern 2015: Thorbecke.
Online, dort insbes. S. 222 ff: 6.1 Botendienste, Briefübergabe und Bekanntmachungen; 6.2
Geleit; 6.3 Gesandtschaften
Boudreau, Claire
Messagers, rapporteurs, juges et »voir-disant«. Les hérauts d’armes vus par eux-mêmes etpar d’autres dans les sources didactiques (XIVe–XVIe siècle)
in: Boudreau, Claire et al. (Hg.): Information et société en Occident à la fin du Moyen Âge. Actes du colloque international tenuà l’université du Quebec à Montréal et à l’université d’Ottawa (9–11 mai 2002), Paris 2004, S. 233–245
Torsten Hiltmann
Spätmittelalterliche Heroldskompendien : Referenzen adeliger Wissenskultur in Zeiten gesellschaftlichen Wandels (Frankreich und Burgund, 15. Jahrhundert)
(= Pariser Historische Studien, 92) 513 S. 18 Abb. Bibliogr. S. 471–498. Berlin 2011: Oldenbourg.
Online
van Anrooij, Wim
Heralds, Knights and Travelling
S. 46–61 in: Erik Kooper (Hg.): Medieval Dutch Literature in its European Context, Cambridge 1994.
Klosterboten (engl. monastery messenger)
Ordinari-Boten, -Posten (städtische Boten)
Raphael Custos
Nürmbergisches Bottentäfelin. Darin kürtzlich der Jetzigen Ordinaribotten Namen, wann Sie ordentlich verreisen, und woder alhero kommen fleißig vertzeichnet stehen
Kupferstich 1636
Hübner, Klara
Botenwesen und überregionale Nachrichtennetze als Innovationen spätmittelalterlicher Städte im eidgenössischen Raum
S. 321–328 in: Hans-Jörg Gilomen et al. (Hg.): Innovationen. Voraussetzungen und Folgen – Antriebskräfte und Widerstände; Zürich 2001.
Dieter Neitzert
Göttinger Boten und Gesandte Reichweite und Intensität städtischer Kommunikation zwischen 1400 und 1450
(= Göttinger Forschungen zur Landesgeschichte, 22) 199 S., Ill. Bibliogr. S. 76–90 Bielefeld 2019: Verlag für Regionalgeschichte.
Inhalt
Weidlich, Hans Adolf
Die Ordinari-Boten. Dargestellt am Beispiel der Mergentheimer fahrenden Boten Postgeschichtliche Blätter aus Württemberg 12 (1967) 2–7
Universitätsboten (nuntii minores sive volantes, Pedell, engl. bedel)
4)
Als Stellvertreter
Symbolisch
Merkmale von Boten
Wilhelm Fischer
Der Bote im altfranzösischen Epos [Le „messager“ dans l'ancienne épopée française]
Dissertation an der Universität Marburg. 47 S. Crefeld 1887: J.B. Klein.
Online Der Autor unterscheidet
Liebesboten
Werbende Boten
Boten mit verschiedenartigen, unwichtigen Aufträgen [Geschenke, Nachrichten, Einladungen …]
Parlamentaire
Friedensboten
Anforderungen an Boten: Alle sollen zuverlässig und verschwiegen sein, dann je nach Auftrag weise, höfisch, beredt, von imposanter Gestalt, fordernd, tapfer und kühn, sprachenkundig .…
»Boten und Wegweiser müssen stets im Hauptquartier des Corps und der Divisionen, theils beritten, theils zu Fuß bereit gehalten werden. Sie müssen vollkommen mit der Gegend vertraut sein, wie gewöhnlich: Jäger, Zollwächter, Wald- und Flurschützen, Feldmesser, Boten, Postillons, Metzger, und in größeren Orten Straßen- und Wasserbaumeister. Sie sollen wo möglich Ansässige, und Leute mit Familie und Eigenthum sein. Auf dem Marsche sollen sie zwischen 2 verlässigen Leuten der Tête gehen, und fortwährend über den Weg etc. befragt werden. Von 2 Boten ist einer an der Spitze des Haupttrupps, der andere bei der Vorhut zu behalten. Sie werden einzeln befragt, und nur bei Widersprüchen confrontirt. Man verspreche ihnen Belohnung, schärfe ihnen aber auch ein, daß sie strenge, selbst mit dem Tode, bestraft werden, wenn sie falsche Wege zeigen, und nehme deren Familie als Geißeln mit, wenn man ihnen mißtraut. Man wechsle die Boten nicht zu oft, selten wird aber einer mehr als einen Tagmarsch Dienste leisten können; es sollen daher täglich, wenigstens alle 6 Meilen neue Boten genommen werden. Man entlasse sie nie vor vollendeter Unternehmung.«
Bohn, Cornelia
Die Beredsamkeit der Schrift und die Verschwiegenheit des Boten
S. 310-325 in: Jürgen Fohrmann, Harro Müller (Hg.): Systemtheorie der Literatur. (=UTB 1929), München 1996.
Gerteis, Klaus
Reisen, Boten, Posten, Korrespondenz im Mittelalter und früher Neuzeit
S. 19-36 in: Hans Pohl (Hg.): Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft vom 22.–25.04.1987 in Siegen. (=Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 87) Wiesbaden, Stuttgart 1989: Steiner.
Sybille Krämer
Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität
379 S. Bibliogr. S. 355–379. Frankfurt am Main 2008: Suhrkamp.
Inhalt u.a. Kap. IV: Das Botenmodell
Scior, Volker
Veritas und certitudo oder: Warten auf Wissen. Boten in frühmittelalterlichen Informationsprozessen
Das Mittelalter, 11.1 (2006) 110-131.
DOI
Volker Scior
Boten im frühen Mittelalter. Medien, Kommunikation, Mobilität .
Diss. Universität Osnabrück (=Studien zur Vormoderne, 3) 650 S. 20 Ill. Berlin 2021: P. Lang.
Inhalt mit einer Analyse der Begrifflichkeiten:
missus, nuntius, legatus und legatarius, apocrisiarius, baiulus, gerulus, portator und portitor, lator, perlator, Cursor, relator, speculator, explorator, viator, internuntius, transvector und mediator.
Boten als körperliche
Träger und Vermittler von Kommunikation und
Wahrnehmung sowie als
Informanten und Zeugen sowie praktische Aspekte wir
Transport, Reisegeschwindigkeiten,
Geleit,
Gastlichkeit und Empfänge.
Wagner, Andreas
Bote und Brief
Sprachliche Systeme der Informationsübermittlung im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit.
Tagungsband 127 S. Frankfurt am Main 2003: Lang.
Inhalt u.a.
Horst Wenzel
(Hg.)
Gespräche, Boten, Briefe : Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis im Mittelalter
Kongressband Humboldt-Universität Berlin 15-18.11.1994 (=Philologische Studien und Quellen, 143) Berlin 1997: E. Schmidt.
Inhalt u.a.
Etymologie
Der Bote ist zuerst im 8. Jahrhundert althochdeutsch belegt als boto, das aus germanisch *budan- entstand. Gemeint ist der Gesandte eines Gebieters, der eine Botschaft (Sendung) überbringt, ein Gebot oder Verbot. Hierzu gehören etwa dän. budbringer, niederderl. boodschapper, norweg. bud, schwed. budbärare, isländ. boðberi.
In den romanischen Sprachen entstand aus lateinischem missus (< mittere 'senden') franz. messagier, span. mensajero, ital. messagero, aber auch engl. engl. messenger, dagegen im Lateinischen nuntius.
Synonym wird der Bote nicht nur in den meisten europäischen Sprachen auch als Läufer (lat. currere 'rennen' > cursorius 'Läufer') bezeichnet: engl. courier, franz. coursier, ital. corriere espresso, span. correo, niederl. koerier, russ. Курье́р kurʹer (auch: гонец gonec), türk. kurye (auch: haberci, ulak, elçi) …
Weitere Synonyme:
apocrisiarius, agentes in rebus, baiulus, cartifer, corisator, cursor, exhibitor funifer, explorator, gerulus, gestor, iuvenes, lator, legatus und legatarius, mediator, missus, mittendarii, (inter)nuntius, ostensor, perlator (lat. perferre 'hintragen, überbringen'); portator/portitor (litterarum), relator, rollifer, speculator, strator, tabellarius, transvector, viator …
siehe Volker Scior 2021 und Robert Walser 2004.
Organisationssysteme
Kaufmannsposten, -boten
Rose Bilfinger
Rechtsgeschichtliche Fragen des transalpinen Post- und Warenverkehrs am Beispiel des Lindauer oder Mailänder Boten (15. bis 18. Jahrhundert)
Diss. Universität Konstanz 2022 516 S.
Online u.a.:
procacci (Sammelbegriff privater Botendienste), Botendienst der
Camera dei Mercanti
Schelling, Alfred
Die kaufmännische Botenanstalt St. Gallen-Nürnberg : ein Beitrag zur Schweizerisch-Süddeutschen Verkehrsgeschichte
Diss. Zürich IV, 60 S. Zollikofer, St. Gallen, 1919. = Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, 36.6 (1920)
Werner Sombart
Der Moderne Kapitalismus.
Band 2. München 1917, S.373–377 Die Kaufmannsposten
Metzgerposten
-
→ Liste der Fernhandelsnetzwerke
Boten als Teil des Organisationssystems
Ein fest installiertes Botenwesen ist nur vorstellbar als Teil eines Beförderungssystems und umfasst
-
-
-
ein
Zielsystem: Die Nutzung kann dem Nachrichtenverkehr dienen (postal service, intelligence service), dem Handel (
Fernhandelsnetzwerke), dem Pilgerverkehr, dem Militär und so fort.
→ Liste der Beförderungssysteme, dort auch verschiedene Botenwesen
Jörg, Christian
Kommunikative Kontakte – Nachrichtenübermittlung – Botenstafetten. Möglichkeiten zur Effektivierung des Botenverkehrs zwischen den Reichsstädten am Rhein an der Wende zum 15. Jahrhundert
S. 79-89 in: Günthart, Jucker (Hg.): Kommunikation im Spätmittelalter. Spielarten, Wahrnehmungen, Deutungen. Zürich 2005: Chronos.
Inhalt
Literatur
Das Botenwesen im europäischen Mittelalter
Henri Bresc
Messagers et postes
S. 67–87 in: Musca, Vito Sivo (Hg.): Strumenti, tempi e luoghi di communicazione nel Mezzogiorno normanno-svevo : atti delle undecime Giornate normanno-sveve, Bari, 26-29 ottobre 1993 (= Atti. Università di Bari. Centro di studi normanno-svevi, 11) 374 S. Edizioni Dedalo, [Bari, Italy?], 1995 [meridionale e Sicilia 1000-1300]
Eisenbeiß, Wilhelm
Briefe, Boten und Belege. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Botenwesens und der Post, dargestellt an der Geschichte der Stadt Regensburg bis zum Jahre 1920
317 S. mit 136 Abb., Faks. u. Ktn. Bibliogr. S. 293–295. Regensburg 1966: Selbstverlag.
Elze, R.
Über die Leistungsfähigkeit von Gesandtschaften und Boten im 11. Jahrhundert. Aus der Vorgeschichte von Canossa 1075-1077.
S. 3–10 in: Schimmelpfenning, B./Schmugge, L. (Hrsg.): Päpste, Kaiser, Könige und die mittelalterliche Herrschaftssymbolik. Ausgewählte Aufsätze. London 1982.
Heimann, Heinz-Dieter
Räume und Routen in der Mitte Europas. Kommunikationspraxis und Raumerfassung.
Vorträge und Forschungen 49 (2002) 203-231
Online mit den Abschnitten:
Raumkonstruktionen zwischen Verkehrsgeschichte und Kommunikationsgeschichte
Grundelemente des städtischen Botenwesens und organisatorische Entwicklungsphasen
Nachrichtenräume und Verkehrsrouten
Kommunikationspraxis und Raumerfassung
Wolfgang Herborn
Das Botenwesen im Herzogtum Jülich im ausgehenden 14. Jahrhundert.
In: Beiträge zur Jülicher Geschichte 48 (1981) 49-63
Mary Cornelia Hill
The King's messengers 1199-1377. A contribution tothe history of the royal household.
163 S. Bibliogr. S. 137-139 London 1961: Arnold.
Mary Cornelia Hill
The king's messengers, 1199-1377: a list of all known messengers, mounted and unmounted, who served John, Henry III, and the first three Edwards
VIII, 195 S. A. Sutton, Stroud, 1996
Unterschieden wurden Nuncii (horsemen) und Cursores (runners)
Monnet, Pierre
De la rue à la route: messages et ambassades dans les villes allemandes de la fin du Moyen Âge.
S. 71–89 in: Die Strasse, zur Funktion und Perzeption öffentlichen Raums im späten Mittelalter. Internationales Round Table Gespräch, Krems an der Donau, 2. und 3. Oktober 2000. Wien 2001: Österreichische Akademie der Wissenschaften.
Online
Schwinges, Rainer C, Klaus Wriedt
Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa.
407 S., Ostfildern: Thorbecke, 2003. Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte, Insel Reichenau, 3-6 April 2001
Seggern, Harm von
Das Botenwesen Friedrichs
III. Eine europäische Besonderheit?
S. 67–122 in: Helga Schnabel-Schüle (Hg.): Vergleichende Perspektiven – Perspektiven des Vergleichs. Studien zur europäischen Geschichte von der Spätantike bis ins 20. Jahrhundert; Mainz 1998.
Szabó, Thomas
Botenwesen. Allgemein. Westliches Europa
Sp. 484-487 in: Lexikon des Mittelalters 1983. Zusammenfassung des Standes der Forschung zum spätmittelalterlichen Botenwesen.
van der Linden, James
Briefwisseling tussen Vlaanderen en Venetië in de XIVe en XVe eeuw
Le Philatéliste Belge – De Belgische Filatelist (Société Philatélique Belge) 93.7 (2013) 190-195
Walser, Robert
Lasst mich ohne nachricht nit.
Botenwesen und Informationsbeschaffung unter der Regierung des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg. [1414-1486]
Dissertation bei
Claudia Märtl
an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2004: Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften. 524 S. Bibliogr. S. 478–515.
Online
Im Einführungskapitel wird die Begrifflichkeit diskutiert und der Stand der Forschung kritisch dargelegt: im klassischen Latein im Zusammenhang mit dem
cursus publicus besonders häufig als
cursores,
agentes in rebus,
iuvenes,
mittendarii, in der Bibel
nuntius (nuntii) als Boten, später eher Gesandte;
cursor 'Läufer' ('lopere', mit Bedeutungsnähe zu Gerichtsbeamter, Reiter in einer Vorhut, fliegender Händler), im engeren Sinne als Briefträger:
perlator 'träger/Bringer' (lat. perferre 'hintragen, überbringen';
missus,
portitor litterarum; Boten des Herrschers puer (pueri) 'Knecht', das Recht auf öffentliche Beförderung beanspruchten (evectio publica); Klosterboten.
Schwierig ist die Abgrenzung zu Transportdiensten:
scaram facere, oder
rosselehen
Der
garzune (daraus später franz.
garçon) wird beschrieben als ein durch Kleidung und Stab besonders ausstaffierter, würdevoller Knappe in der Funktion als Bote.
Ein besonders Merkmal ist die Botenbüchse (auch:
barril,
briefvaz), die neben Wasserflasche und
Proviantbeutel zu sehen ist.
Ab dem
13. Jahrhundert Universitätsboten 'nuntii minores sive volantes'.
Im
14./
15. Jahrhundert beginnt die Postgeschichte mit dem 'brivedregher' im Unterschied zu Machtboten oder städtischen Ratssendboten, einhergehend mit Botenordnungen und Botenorganisationen.
Das Botenwesen der Neuzeit
Behringer, Wolfgang
Infrastrukturentwicklung als Kriterium für Zentralörtlichkeit im frühneuzeitlichen Deutschland
S. 69-75 in: Jansen, Michael, Roeck, Bernd [Hg.]: Entstehung und Entwicklung von Metropolen. 4. Symposium der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung I.A.S., Bonn, 20.-23. Juni 1996. Aachen 2002
Wolfgang Behringer
Im Zeichen des Merkur. Reichspost und Kommunikationsrevolution in der Frühen Neuzeit
(=Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts fur Geschichte, 189). Göttingen 2003, S. 26-39
Johann Ludwig Klüber
Das Postwesen in Teutschland: wie es war, ist, und seyn könnte.
225 S. 1 Tafel. Erlangen 1811: J.J. Palm.
Online
Das Werk schließt mit einer Nachrede:
»Auch ist nicht schwer, vorherzusehen, wohin, bei längerer Fortdauer und Ausdehnung des jetzt grossentheils herrschenden Postsystems, es endlich mit der Post selbst kommen müsste. An vielen Orten würde man genöthigt werden, statt der täglichen reitenden Post sich zu begnügen mit einer zweimaligen in der Woche, statt der reitenden mit Fußpost, statt des Postwagens mit einem einspännigen Karren, nach Art der französischen Pataches
, oder gar mit Eselspost, mit Transportirung der Packete auf Eseln (poste aux ânes
), da schon jetzt die ganze Ladung manches Postwagens auf einen Esel gepackt werden könnte.«
Carl Löper
Das Botenwesen und die Anfänge der Posteinrichtungen im Elsaß, insbesondere in der freien Reichsstadt Straßburg.
Archiv für Post und Telegraphie 4 (1876) 179–204, 231–288
Marchand Patrick
Le maître de poste et le messager : une histoire du transport public en France au temps du cheval, 1700-1850.
366 S. Bibliogr. S. 341-347, Glossar, Index. Paris 2006: Belin.
Ruth Stützle
Die Botin : das etwas andere Leben der „Beuremer Elsa“ [= Elsa Saile 1928-1984]
(= Magisterarbeit Universität Tübingen) 176 S. Bibliogr. S. 157–164. Tübingen 2001: Silberburg.
Inhalt
Serra, Armando
Monopolio naturale: Di autori postali nella produzione di guide italiane d’Europa.
Archivio per la storia postale: Comunicazioni e società. 14-15 (2003) 19-80.
Online Vorgestellt und analysiert werden:
1562 Brescia
Anonimo
.
Le poste necessarie ai Corrieri per l’Italia, Francia, Spagna e Alemagna.
1563 Rom
Giovanni dell’Herba
Itinerario delle Poste per diverse Parti del Mondo
1608 Milano
Ottavio Codogno
, luogotenente del corriere maggiore di Milano
Nuovo itinerario delle Poste per tutto il mondo
1630 Venezia
Mandricardo Benzoni
et alii corrieri della Repubblica di Venezia
Itinerario dei viaggi
1682 Roma
Giuseppe Miselli
, alias Burattino, corriere
Il Burattino veridico overo instruzione generale per chi viaggia, con la descrizione dell’Europa
1718 Venezia
Giovanni Vidari
, fu corriere della Repubblica di Venezia
Viaggio in pratica o sia Istruzione generale e ristretta
1778 Modena
Domenico Boccolari
, corriere
Nuovo e moderno Libro de’ viaggi
1817 Milano
Francesco Gandini
, impiegato postale (1819), controllore (1830), ispettore postale (1838) in Lombardia
Itinerario postale, geografico, statistico e di commercio degli stati generali d’Europa
Graphik
Albrecht Dürer
:
Der große Bote
1494–1495 Kupferstich 10×11,3 cm
Dresden, Kupferstichkabinett.
Online
Albrecht Dürer
:
Der kleine Bote
um 1496 Kupferstich 10,8×7,7 cm
New York, Metropolitan, Museum of Art, Department of Drawings.
Online
Erhard Schoen
:
Deutscher Fürst und türkischer Bote
um 1550 Holzschnitt & Dialog 34,4×26,3 cm, Gotha Herzogliches Museum (Landesmuseum)
Online
Guler-Schule
:
Die junge Frau und der Bote (Indien)
1765 London: Viktoria & Albert Museum.
Online
Matt, Gustav Alphons
Die Botenanstalt Lindau-Mailand: nebst Katalog der Boten-Poststempel 1771-1826.
[Zug-Oberwil]: [Verlag nicht ermittelbar]. Typoskript. 57 Blätter
sowie unvollständig in: Briefmarkenrundschau. Monatsschrift für Philatelie, 24.11 (1948) 211-213, 24.12: 240-242; 25(1949): 25.1: 19-23, 25.6: 105-106, 111-112, 25.9: 151-153, 25.10: 176-178, 25.11: 207-209, 215 ; 26.1 (1950) 14-17 mne.
Postwesen
Hermann Glaser & Thomas Werner
Die Post in ihrer Zeit: Eine Kulturgeschichte menschlicher Kommunikation.
Heidelberg v. Decker 1990
O. Veredarius
Das Buch von der Weltpost. Entwickelung und Wirken der Post und Telegraphie im Weltverkehr .
367 S. Ill J. Meidinger Berlin 1885, u.a. Nachdruck 1986 transpress VEB Verlag für Verkehrswesen.
Wilhelm Heinrich Matthias
Über Posten und Post-Regale : mit Hinsicht auf Volksgeschichte, Statistik, Archäologie und Erdkunde
XIV, 368 S. Berlin 1832: in Kommission bei Siegfried Mittler.
Online
Eugène Vaillé
Histoire générale des Postes françaises
Paris 1947–: Presses universitaires de France
1. Des origines a la fin du Moyen Age
2. De Louis XI à la création de la Surintendance générale des postes (1477-1630)
3. De la réforme de Louis XIII à la nomination de Louvois à la Surintendant générale des postes (1630-1668)
4. Louvois, surintendance général des postes (1668-1691)
5. La Ferme générale et le groupe Pajot-Rouillé (1691-1738)
6.1-2. La Ferme générale et le groupe Grimod-Thiroux (1738-1789)
Wolpert, Hermann
Schrifttum über das deutsche Postwesen
Band 1:
Vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Römischen Reichs Deutscher Nation.
1937/2. stark erw. Ausg. München 1950: Ges. zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern. Archiv für das Post- und Fernmeldewesen. 2.7 (1950) [465]-612.
Band 2: Vom Ende des Römischen Reichs Deutscher Nation (1806) bis zur Gründung des Deutschen Reichs (1870)
Archiv für das Post- und Fernmeldewesen. 4.4 (1952) 178-272
Alfred Koch
Band 3: Schrifttum über das Deutsche Postwesen 1871-1964.
323 S. Hamburg-Berlin 1966: R.v. Decker, G. Schenck.
Band 4: Nachtrag 1500-1964
X, 222 S. Hamburg 1969: Decker.
Band 5: 1965-1970
X, 275 S. Hamburg 1969: Decker.