Zeitleiste der Reisegenerationen
Vorbemerkung
Es fällt auf, dass zu unterschiedlichen Zeiten bestimmte Reiseformen gesellschaftlich besondere Bedeutung erhielten und sich mit bestimmten zeittypischen Lebensstilen verbanden. Solche jeweiligen Arten des Unterwegs-Seins erzeugten eigene Lieder, schufen Protagonisten, gerannen zu Geschichten und Erzählungen, wurden ideologisch überhöht oder abgelehnt, soziologisch untersucht und verfilmt.
Diese Sicht auf das Phänomen »Reisen« zeigt zwar nur die Schaumkronen auf einem bewegten Meer des Unterwegs-Seins, doch zeugen diese von weithin wirksamen und zeittypischen Kräften. Die folgende Übersicht benennt solche Kategorien und stellt sie mehr oder weniger grob in eine Zeitleiste, denn Voraussetzungen und Folgen lassen sich nicht scharf abgrenzen ( → Reisen als soziotechnisches Handlungssystem)
Besonderes Augenmerk liegt auf Protagonisten, denn Reisen setzen Reisende voraus: geschichtlich erfassbare Personen oder
beispielhafte Figuren wie Odysseus.
Stereotype lassen erkennen, dass solche Protagonisten Vorbild wurden und Nachahmer fanden.
Wahrheit und Wirklichkeit: Die Rekonstruktion solcher Reisen in Erzählungen und Schriften vereinfacht das Authentische so, dass die Leute es hören möchten und erzeugt die Quellen, die unser Bild der jeweiligen Epoche prägen.
Niemals war der Homo viator zu trennen von Homo portans und Homo faber. Reisen zu verstehen bedeutet auch, die Umstände zu kennen, etwa:
Beim Aufbruch waren
Stöcke und Stäbe als Werkzeug & Waffe immer schon Teil des Reisegepäcks und bilden ein bisher unbeachtetes »Leitfossil« der Reiseformen.
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Das
Klima löste Wanderungsdruck für Migrationen aus, formte jedoch auch Reisewege, öffnete und verschloss Siedlungsräume. Zeitleisten des Klimawandels und des Reisens sind nebeneinander zu stellen.
Struktur der Einträge
Diese Überblicksseite ist als Zeitleiste gestaltet, entlang von Jahrhunderten und Jahrtausenden, verknüpft mit Epochen (→ Struktur der Epochen) und Zäsuren 1).
Die Gliederung der Einträge nach Jahrhunderten dient der besseren Zugänglichkeit. Weil sich Ereignissstränge nicht an solche Einteilungen halten, wurden sie in thematische Zeitleisten ausgelagert (→ Liste der Zeitleisten) und verlinkt, damit sie synoptisch verglichen werden können.
Inhaltlich ist jeder Zeitabschnitt auf dieser Seite stichwortartig als Wortfeld erschlossen (→ Struktur Wortfeld), dessen Struktur das Unterwegs-Sein als soziotechnisches Handlungssystem analysiert.
Zur besseren Übersichtlichkeit sind viele Zeitabschnitte ausgelagert und verlinkt in der Form »Unterwegs im ##. Jahrhundert». Inhaltlich sind diese Zeitabschnitte einheitlich struktiert (→ Struktur Zeitabschnitte) und ordnen das Material entsprechend.
21. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 21. Jahrhundert
| | ital. | franz. | niederl. | engl. |
2001–2100 | 21. Jahrhundert | XXI secolo | XXIe siècle | 21e eeuw | 21th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | s., S°. | | c. |
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| Epochen & Zäsuren |
2022– | Russland überfällt die Ukraine > Die nach 1989 geschaffene geopolitische Ordnung ist bedroht? zerfällt? > Folgen für die Reisefreiheit? |
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| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
11.09.2001 | Terroranschläge USA > weltweit verschärfte Visapflichten, erweiterte Flughafenkontrollen, biometrische Merkmale in Reisepässen. |
| Die Entdeckung des Touristen als politische Waffe durch Anschläge und Entführungen, z.B. |
2002 | Anschlag auf die Synagoge der tunesischen Insel Djerba mit 21 Toten, darunter 14 Deutsche |
2003 | Zahlreiche Entführungen in der algerischen Sahara > Ende für die Transsahara-Route |
2011 | Bürgerkrieg in Libyen und seither Ende der dortigen Saharareisen. |
2020–2022 | Corona-Pandemie: Reisefreiheit eingeschränkt, coronaconforme Reiseformen |
Wortfeld & Struktur
Couchsurfing, multilokales Leben, Flugscham, Overtourism, virtuelle Realitäten,
-
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Organisationssysteme:
> AirBnB, TripAdvisor,
Balconing,
Gap Year
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Weiterführende Verweise
Lucassen, J., & Lucassen, L.
Globalising migration history
The Eurasian experience (16th–21st centuries).
Leiden 2014: Brill.
Ab dem 20. Jahrhundert
Wortfeld & Struktur
Beat generation, Italien-Sehnsucht, Lost Generation, Flucht
Figuren:
> Alternativreisende, Backpacker,
Globetrotter,
Hippies, Naturfreundejugend, New Age Traveller,
Vagabunden
→
Reisestile,
Fahrendes Volk,
Stereotype
Steppenwolf, Morgenlandfahrer, Erdenbummler siehe → Zeitleiste
beispielhafter Protagonisten
-
Organisationssysteme:
>
Autobahnen, Billigflieger, Flughäfen, Tankstellen; Jugendherbergen; Reisebüros,
KdF-Reisen;
Rotel-Tours
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Weiterführende Hinweise
Nomadische Existenzen.
Vagabondage und Boheme in Literatur und Kultur des
20. Jahrhunderts.
Mit einer Artur-Streiter-Bibliographie.
Tagungsband, Symposion des Fritz-Hüser-Instituts 11. Mai 2007. Klartext, 2007.
Autsch, Sabiene
Erinnerung – Biographie – Fotografie.
Formen der Ästhetisierung einer jugendbewegten Generation im
20. Jahrhundert.
Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg, 2000.
Ada Bieber
,
Stefan Greif
,
Günter Helmes
(Hrsg.)
Angeschwemmt - Fortgeschrieben
Robinsonaden im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert
267 Seiten Königshausen & Neumann 2009
Cox, Edward Godfrey
A Reference Guide to the Literature of Travel. Including Voyages, Geographical Descriptions, Adventures, Shipwrecks and Expeditions.
3 Bände. Seattle 1935: University.of Washington, Reprint 1948.
Online
-
Ab dem 19. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 19. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1801–1900 | 19. Jahrhdt. | XIX secolo | Ottocento | XIXe siècle | 19e eeuw | 19th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| |
| Epochen & Zäsuren |
1792–1815 | Napoleonische Zeit | |
1795–1835 | Romantik |
1815–1848 | Biedermeier
ab 1830 Vormärz | | | | | |
1848–1859 | Nachmärz | | | | | |
1835–1899 | Realismus | | | | | |
1837–1901 | | | | | | Victorian era |
1880–1914 | | | | Belle Époque | | |
1880–1914 | Fin de siècle |
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| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1825 | Jungfernfahrt der Eisenbahn |
1838 | Erste Atlantiküberquerung eines Dampfschiffes |
1839 | Der türkische Sultan Mahmehd II. öffnet die Grenzen für westliche Besucher. |
1849 | durchquerte der englische Missionar David Livingstone (1813–1873) zusammen mit William Cotton Oswell (1818–1893) und anderen die Kalahari von Süden nach Norden bis zum Ngami-See (Khoikhoi gami 'Wasser') im Norden Botswanas (»Commerce, Civilisation and Christianity«) |
ab 1851 | zog Livingstone von West nach Ost durch Afrika auch entlang des oberen Sambesi |
nach 1850 | beendte Japan die seit 1630 bestehende Schließung des Landes (sakoku 鎖国). Häfen wurden für fremde Schiffe geöffnet, dort entstanden Siedlungen von Ausländern, Handelsverträge wurden geschlossen, Delegationen reisten international, so die Iwakura-Mission (岩倉使節団) zwischen 23.12.1871 und 13.09.1873 durch 12 Länder. |
1853–56 | durchquerte António da Silva Porto (1817–1890), ein portugiesischer Händler, Afrika von Bié in Angola über Benguella bis zur Mündung des Rovuma (heute der Grenzfluss zwischen Tansania und Mosambik). |
1855 | sah Livingstone als erster Europäer die Wasserfälle Mosi-oa-Tunya 'donnernder Rauch' und benannte sie nach Victoria , der Königin des Vereinigten Königreichs. |
1857–58 | suchte die Expedition von Richard Francis Burton (1821–1890) und John Hanning Speke (1827–1864) die Quellen des Nils. |
1858–64 | erkundete Livingstone den unteren Sambesi, den Shire River und den Nyasa-See und kreuzte dort die Route von António da Silva Porto. |
1863 | erreichten John Hanning Speke (1827–1864) und James Augustus Grant (1827–1892) den Tanganjikasee und den Viktoriasee, aus dem der Nil abfließt. |
1869 | Der Suezkanal wird eröffnet. |
1874–77 | reiste Henry Morton Stanley (1841 –1904) von Sansibar zum Victoria-See und umsegelte diesen ebenso wie danach den Tanganjikasee. Er entdeckte den Edwardsee und erreichte weiter östlich den Lualaba (= Kongo), den er bis zu den Katarakten vor Kinshasa befuhr und erreichte im August 1877 den Atlantik. |
1882 | Die American Express Company gibt Traveller Cheques heraus, das erste weltweit gültige Zahlungsmittel auf Papier. |
1884 | Afrika-Konferenz Berlin |
1896 | Baubeginn der Eisenbahn von Mombasa zum Viktoriasee.
Lastenträger, reisende Händler und Kundschafter werden überflüssig. |
Wortfeld & Struktur
1877: Der deutsche Geograf Ferdinand von Richthofen
führt den Begriff „Seidenstraßen“ ein.
Afrika, Alpinismus, Auswanderung, Dampfschiffahrt, Japonismus, Kolonialismus, Künstlerreisen, Orientalismus, Spaziergang, Strand, Tourismus
Figuren:
> Alpinisten &
Bergfexe,
Bummler,
Bushranger,
Camper,
Flaneure,
Hoboes, Naturfreunde,
Overlander, Kolonialreisende,
Tramps,
Vagabunden,
Walz,
Wandervögel
→
Reisestile,
Fahrendes Volk,
Stereotype
Grüner Heinrich
,
Kapitän Ahab
, der
Mann der Menge
,
Schlemihl
,
Taugenichts
, Waldläufer Nathaniel »
Natty
« Bumpoo siehe → Zeitleiste
beispielhafte Protagonisten
-
Organisationssysteme:
> Alpenvereine, Camping-Clubs, Eisenbahn, Bahnhöfe
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Weiterführende Verweise
Beck, Hanno
Geographie und Reisen im 19. Jahrhundert.
Prolegomena zu einer allgemeinen Geschichte der Reisen.
in: Petermanns Geographische Mitteilungen, 101.1 (1957) 1-14.
Numa Broc
(Hg.)
Dictionnaire illustré des explorateurs et grands voyageurs français du XIXè.
Paris 1988-2003: Comité des Travaux Historiques et Scientifiques CTHS.
1988: 1. Afrique
preface de Pierre George ; avant-propos de Robert Cornevin. XXXI, 346 S., [5] Karten, Bibliogr.
1992: 2. Asie
avec la collaboration de Gerard Siary. XXVI, 452 S., [4] Karten
1999: 3. Amérique.
Avec la collaboration de Jean-Georges Kirchheimer et Pascal Riviale XXV, 363 S. Ill., Karten, 7 Faltkarten
2003: 4. Océanie voyages autour du monde et dans plusieurs continents, voyages maritimes et polaires.
Augmenté d'un supplément général.
XLI, S.43-406. Ill., Karten, 6 Faltkarten.
Jürgen Osterhammel
Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts
1568 S. München 2010 (5. durchges. A.): C.H. Beck.
Inhalt u.a. mit den Kapiteln:
Prein, Philipp
Bürgerliches Reisen im 19. Jahrhundert
Freizeit, Kommunikation und soziale
Grenzen
Diss. Humboldt-Universität Berlin 2003. Münster 2005: LIT (Kulturgeschichtliche Perspektiven 3).
Schivelbusch, Wolfgang
Geschichte der Eisenbahnreise
Zur Industrialisierung von
Raum und
Zeit im 19. Jahrhundert
Frankfurt am Main 1989.
Renate Vollmer
Auswanderungspolitik und soziale Frage im 19. Jahrhundert.
Staatlich geförderte Auswanderung aus der Berghauptmannschaft Clausthal nach Südaustralien, Nord- und Südamerika 1848-1854.
318 S. 27 Tab. Peter Lang 1995
Ab dem 18. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 18. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1701–1800 | 18. Jahrhdt. | XVIII secolo | Settecento | XVIII e siècle | 18e eeuw | 18th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| |
| |
| Epochen & Zäsuren |
| Frühe Neuzeit: 1492 bis 1789 (Ancien Régime) Aufklärung 1720–1800 |
| |
1725 | Im Habsburgerreich wird der Paßzwang eingeführt. |
1728 –1857 | Ab 1728 wurde die „Pestfront“ vom Habsburger Reich an dessen 1900 Kilometer langen Grenze zum Osmanischen Reich aufgebaut und bis 1857 kontrolliert. Grenzübergänge dienten alle 100 Kilometer der Quarantäne, die rund ein bis drei Monate dauern konnte. |
1740–1790 | Empfindsamkeit |
1789–1799 | | Französische Revolution |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1759 | erstes präzises Schiffs-Chronometer (London) zum Bestimmen des Längengrades |
1769 | erstes Automobil (Paris) |
1783 | erste Ballonfahrt (Paris) |
1788 | First Fleet in Australien |
1789–1801 | Napoleons Ägyptische Expedition |
1795–1797, 1805–1806 | Mungo Park (1771-1806) erkundet den Lauf des Nigers.
Damit leitet er im Auftrag der African Association »das Jahrhundert der Flußsucher« (Michael Ondaatje , Der englische Patient) ein. |
Wortfeld & Struktur
Sehen und Beschreiben: Aufklärung, Bildungsreisen, Ökonomische Reisen, Orientreisen & Provinzreise, Postkutschenzeitalter, Reisen in Deutschland, Sibirien, Spaziergang, Völkerspiegel, -tafeln
Mündigkeit, Spaziergang als Gangart der Aufklärung, Suchen und Wissen als Methode zur Orientierung zwischen Illusion und Wirklichkeit.
-
-
Organisationssysteme:
> Postkutsche
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Weiterführende Verweise
Pinkerton, John
A general Collection of the best and most interesting voyages and travels in all parts of the world.
17 Bde. London 1808-1814: Longman, Hurst, Rees & Orme.
Online
Ab dem 17. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 17. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1601–1700 | 17. Jahrhundert | XVII secolo | il Seicento | XVIIe siècle | 17e eeuw | 17th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| Frühe Neuzeit 1492 bis 1789; Barock 1600–1720; Stuart period 1603–1714 |
| |
| Epochen & Zäsuren |
1618–1648 | Dreißigjähriger Krieg |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1602 | Gründung der VOC Vereenigde Oostindische Compagnie, Niederländische Ostindien-Kompanie |
1623 | Postkutschen | 1678 | | 1664 | | 1610 |
1630 | Japan beschließt die „Abschließung des Landes“ sakoku 鎖国 (bis um 1860) |
1678 | »Heimweh« | | | | | |
Wortfeld & Struktur
Empfindsame Reise, Gentleman's Tour, Grand Tour, Junkerfahrt, Kavalierstour, Künstlerreisen, Patrizierreise, Peregrinatione Italica, Prinzenreise, Völkertafel
-
-
Organisationssysteme:
> Postkutschenlinien (cursus) mit Stationen und
Fahrplänen
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Ab dem 16. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 16. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1501–1600 | 16. Jahrhundert | XVI secolo | Cinquecento | XVIe siècle | 16e eeuw | 16th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| Frühe Neuzeit 1492–789; Renaissance 15. & 16. Jahrhundert; Elizabethan era 1558–1603 |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1507 | »Amerika« erscheint erstmals auf einer Weltkarte (Waldseemüller ) |
1510 | Erfindung der Taschenuhr |
1510/1543 | Kopernikus formuliert das heliozentrische Weltbild |
1520–1522 | Erste Weltumsegelung durch Fernão de Magalhães |
1569 | Gerhard Mercator erfindet eine neue Kartenprojektion |
1594 | John Davis erfand den Davisquadranten als Vorläufer des Sextanten. |
| Überregionale Postrouten mit Reitenden Boten entstehen |
| Das Rechnen mit arabischen Zahlen verbreitet sich |
| |
Wortfeld & Struktur
Hodoeporica, Kutsche, Weltumrundung
Figuren:
> Fernhändler, Kartograph, Konquistador, Korsar, Kutscher, Missionar, Pilot, Weltumrunder,
Reisende Frauen im 16. Jahrhundert
→
Reisestile,
Fahrendes Volk,
Stereotype
Don Quijote
, der Ritter von der traurigen Gestalt siehe → Zeitleiste
beispielhafter Protagonisten
-
Organisationssysteme:
>
Carreira da India
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Ab dem 15. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 15. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1401–1500 | 15. Jahrhundert | XV secolo | il Quattrocento | XVe siècle | 15e eeuw | 15th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| Renaissance 15. und 16. Jahrhundert |
| |
| Epochen & Zäsuren |
1435 | Osmanen erobern Konstantinopel > Der Pilgerweg ins Heilige Land ist versperrt. |
1494 | Vertrag von Tordesillas: Portugal und Spanien teilen sich die außereuropäische Welt. |
1450/1492 | Übergang vom Spätmittelalter (seit 1250) zur Neuzeit |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1418 | Madeira wird entdeckt. |
1427 | die Azoren werden entdeckt |
1434 | portugiesische Seefahrer erreichen Cape Bojador (Westafrika) |
1441 | portugiesische Seefahrer erreichen Cape Blanco (Westafrika) |
1445 | portugiesische Seefahrer erreichen die Kapverdischen Inseln |
1462 | portugiesische Seefahrer erreichen die Inseln vor Guinea-Bissau |
1471 | portugiesische Seefahrer erreichen São Tomé und Príncipe |
1473 | überquert Lopo Gonçalves als erster Europäer den Äquator |
1482 | Diogo Cão erreicht die Mündung des Kongo |
1487-88 | Bartolomeo Dias erreicht den südlichsten Punkt Afrikas und damit den Indischen Ozean |
1487-1490 | Pero de Covilha erreicht Calicut in Indien |
1492 | Christoph Kolumbus erreicht den amerikanischen Kontinent |
1497–1498 | Bartolomeo Dias erreicht Mombasa und Malindi an der ostafrikanischen Küste |
1499/1501 | Amerigo Vespucci erkennt als Erster, dass ein neuer Kontinent entdeckt wurde |
Wortfeld & Struktur
Gelehrtenreisen, peregrinatio academica, Wandern,
Peregrinatio in terram sanctam, Reisen zu den Osmanen, Der südliche Seeweg nach Indien (die portugiesische Exploration der afrikanischen Küste und atlantischen Inseln), Der westliche Seeweg nach Indien und die spanische Exploration des amerikanischen Kontinents
→ Die Vorstellungen von »der Welt« um 1500
-
-
Organisationssysteme:
>
Kartographie,
Navigation:
Kreuz des Südens, Bestimmung des Breitengrades mit Polarstern (Nordhalbkugel) und Sonne (Südhalbkugel), Wind- und Strömungssysteme im
Atlantik > Blauwasserrouten
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Ab dem 14. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 14. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1301–1400 | 14. Jahrhundert | XIV secolo | il Trecento | XIVe siècle | 14e eeuw | 14th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1336 | Besteigung des Mont Ventoux |
| Epochen & Zäsuren |
1300 | Jubeljahr Rom |
1347 | Von 36 Millionen West- und Mitteleuropäern starb jeder Dritte an der Pest. |
bis 1396 | Ende der Kreuzzüge |
Wortfeld & Struktur
-
-
Organisationssysteme:
>
Geleitswesen (des Deutschen Ordens), Klöster:
Unterkunft & Verpflegung, Hospize, Kreuzzüge,
Pilgern: Jubeljahre, Apostelgräber, Romfahrt, Via Francigena, Pilgerzentren; Preußenreisen (Heidenfahrten),
Wanderzwang (Walz)
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (
Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Capucine, Herbert
Les récits de voyage des XIVe et XVe siècles lemmatisés : apports lexicographiques au Dictionnaire du moyen français.
Diss. Université de Lorraine 2016 bei Sylvie Bazin-Tachella 465 S.
Online
Ab dem 13. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 13. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl. |
1201–1300 | 13. Jahrhundert | XIII secolo | il duecento | XIIIe siècle | 13e eeuw | 13th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
| Der nasse Kompass mit schwimmender Magnetnadel dient zur Navigation |
| Päpstliche Gesandte und venetianische Kaufleute reisen nach China |
| Epochen & Zäsuren |
1204 | Kreuzfahrer erobern und plündern Konstantinopel. Danach verdrängten Kreuzfahrerstaaten im Mittelmeer die byzantinische Vorherrschaft, Venedig und Genua wurden später zu Handelsmächten. |
1241 | Mongolischer Sieg in Sachsen |
1274 | Das Konzil von Lyon verbietet Bettelorden und Wandermönche. Noch 1359 zeigt eine Appellation gegen das Wirken der Bettelorden in Regensburg die schwierige Umsetzung. |
1291 | Araber vertreiben die Kreuzfahrer |
| |
Im April 1241 besiegten mongolische Truppen ein polnisch-deutsches Heer bei Liegnitz. Das war das Ende des vorherrschenden Weltbildes, nämlich einer absehbaren vollständigen Christianisierung der Welt der kreuzfahrenden Herrscher unter Führung Roms.
Palacký, František
Der Mongolen Einfall im Jahre 1241: Eine kritische Zusammenstellung und Sichtung aller darüber vorhandenen Quellennachrichten, mit besonderer Rücksicht auf die Niederlage der Mongolen bei Olmütz.
S. 371–408 in: Abhandlungen der k. böhm : Gesellschaft der Wissenschaften 1841; = Královská Česká Společnost Nauk, Folge 5, Bd. 2 S.[369]–408. Prag 1842: Kronberg und Řiwnáč.
Online
Die Expansion der Mongolen dehnte deren Reich über weite Teile Asiens mit China und bis nach Osteuropa aus und war im 13./14. Jahrhundert der größte zusammenhängende Herrschaftsbereich der Geschichte. Nach außen kriegerisch war jedoch innerhalb dieses Raumes das Reisen möglich und sogar sicherer als in früheren oder späteren Zeiten, zumal der christlich-islamische Konflikt in diesem Herrschaftsraum geringe Bedeutung hatte. Der Großkhan suchte den Kontakt zum Papst und zu den fränkischen Herrschern. Er forderte und förderte den Austausch über Gesandte und tolerierte die Missionare und den Handel. 1368 endet die mongolische Vorherrschaft in China; die Ming-Dynastie besetzt den Thron. 1370 reisen letztmals päpstliche Gesandte nach China.
Ende des 13. Jahrhundert beherrschten Venedig und Genua Handel und Verkehr in Richtung Orient, dabei verkehrte Venedig mit den Mameluken in Ägypten, Genua mit dem mongolischen Khan von Persien. 1291 wurde mit der Hafenstadt Akkon (heute in Israel) der letzte europäische Stützpunkt von Arabern erobert. Vom arabisch kontrollierten Südspanien bis nach Anatolien und Zentralasien erschwerte eine christlich-islamische Glaubensgrenze zunehmend das Reisen, den Verkehr, den Handel.
Wortfeld & Struktur
Mission, Gesandtschaften, Diplomatie und Handel zwischen dem Mediterraneum und China/Mongolei/Indien
-
-
Organisationssysteme:
→
Orientierung, Kommunikation,
Führer &
Träger, Beförderung,
Transport, Verkehr,
Übernachtung, Versorgung (Nahrung, Wasser),
Sicherheit (
Reisegötter,
Versicherungen)
Ab dem 12. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 12. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl . |
1101–1200 | 12. Jahrhundert | XII secolo | il Duecento | XIIe siècle | 12e eeuw | 12th century |
Abk. | Jh., Jhdt. | sec. | | s., S°. | | c. |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
1140 | Mirabilia urbis Romae |
1155 | Das Leiðarvisir zeigt das Wegenetz der Pilger zwischen Skandinavien, Rom und Jerusalem |
1173 | Libellus de locis sanctis (Pilgerführer) |
| Epochen & Zäsuren | | | | | |
ab 1095/99 | Die Kreuzzüge ins Heilige Land setzen ein bis 1272 (Akkon), 1291 bzw. 1396 (Nikopolis) |
Wortfeld & Struktur
Aventiure, Carmina Burana, Schola migrationis
Kreuzzug: lat. expeditio, iter, peregrinatio, engl. Crusades, frz. croisades
Ab dem 11. Jahrhundert
Mehr dazu → Unterwegs im 11. Jahrhundert
| | ital. | | franz. | niederl. | engl . |
1001–1100 | 11. Jahrhundert | XI secolo | il Mille | XIe siècle | 11e eeuw | 1th century |
| |
| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
| Etwa seit der Jahrtausendwende wurde in China die schwimmende Kompassnadel zur Orientierung als »Südweiser« genutzt, Karten wurden gesüded gezeichnet. Shen Kuo (1031–1095 n. Chr.) beschrieb einen Kompass mit 24 Richtungen. Außerdem unterschied er den geographischen Norden vom magnetischen Norden der Kompassnadel (»Missweisung«) und verbesserte damit die Navigationsfähigkeiten auf See. |
1033 | Die Alpen gehören nun vollständig zum ottonischen Herrschaftsbereich, da ihnen nach dem Königreich Italien auch das Königreich Burgund zugefallen ist. |
| |
| Epochen & Zäsuren |
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Das Mittelalter als Epoche
Mehr dazu → Unterwegs im Mittelalter 4.–10. Jahrhundert
| | ital. | span. | franz. | niederl. | engl . |
| Mittelalter | Medioevo | edad media | moyen-âge | middeleeuwen | middle ages |
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| Ereignisse, die das Unterwegs-Sein nachhaltig formten |
398 | Das Konzil von Karthago trug den Bischöfen auf, Fürsorgepflicht für Fremde zu übernehmen, siehe gr. Xenodochium. |
399 | Im Codex Theodosianus wird festgehalten, dass die gemeinschaftliche Nutzung der Straßen mit einer gemeinschaftlichen Pflicht zu deren Erhaltung verbunden sei. |
540 | Benedikt von Nursia verpflichtete die Mönche zur Beständigkeit, also Seßhaftigkeit (stabilitas loci) durch Bindung an ein bestimmtes Kloster. |
802 | Karl der Große verbot , dem Fremden das Gastrecht vorzuenthalten. 3). |
816 | Das Reformkonzil in Aachen forderte von den Bischöfen die Stifte und Klöster mit einem Hospitium für pauperes und peregrini zu versehen, dem Pendant und Nachfolger des Xenodochiums. |
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| Epochen & Zäsuren |
375 | Die Hunnen erscheinen nördlich des Schwarzen Meeres, aus dem Osten kommend und nach Westen strebend. |
406/07 | Rheinübergang der Goten, 409 Hispanien, 429 Nordafrika |
440 | Landnahme der Sachsen in Britannien |
568 | Die Langobarden erobern Norditalien |
bis 648 | Frühe islamische Expansion: Irak, Syrien, Palaestina, Ägypten, Iran |
bis 718 | Al-Andalus auf der Iberischen Halbinsel |
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→ Ausstellungen bis zur Frühen Neuzeit
→ Liste der Zeitleisten
→ Zeitleiste der Pilgerfahrten
→ Reisen nach Byzanz
→ Völkerwanderung
→ Der reisende Hof (itinerant court) & Reisekönigtum
→ Iroschottische und Angelsächsische Mission
→ Wikinger - Normannen - Waräger
Unterwegs im antiken Nordeuropa
»Peripatetische Gruppen«: Bernsteinstraße und Schwarzmeerroute
Eisen, Bernstein, Salz: Terrestrisches Eisen setzt sich als Rohstoff für Gusseisen und Stahl und damit für die Herstellung von Werkzeugen (z.B. Sensen) und Waffen ab etwa 700/800 BC zwischen Levante und Nordeuropa zunehmend durch. Raseneisenerz- und Holzvorkommen sowie Wasser finden sich in insbesondere in den feuchten und sumpfigen Niederungsgebieten des nördlichen Europa westlich des Rheins und nördlich der Donau. Die von dort ausgehende Eisenverhüttung mit Rennöfen ab etwa 500 BC erforderte Wanderschmiede zum Know-How-Transfer.
Markolf Brumlich
Schmiedegräber der älteren vorrömischen Eisenzeit in Norddeutschland.
Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 46.2, 2005, 189-220
Markolf Brumlich
Germanische Schmiede bei Geisendorf?
Ausgrabungen im Niederlausitzer Braunkohlenrevier 2007
Arbeitsber. Bodendenkmalpfl. Brandenburg 20 (Wünsdorf 2008) 205-211.
Monica Neipert
Der ‚Wanderhandwerker‘. Archäologisch-ethnographische Untersuchungen.
Tübinger Texte 6. Rahden/Westf.: Leidorf, 2006: »peripatetische Gruppen«
Lehnhardt, Enrico
Die Anfänge der Eisenverhüttung im Bereich der Przeworsk-Kultur.
404 Seiten Diss. Freie Universität Berlin 2016. Berlin Edition Topoi 2019
s. insbes. 2.1.6 Zur Diffusion der Eisenverhüttung; 2.2 Frühes Eisen – Modellregionen; 2.2.7 Ergebnis und Diskussion; 5 Überlegungen zum Technologietransfer in die Przeworsk-Kultur > Der Technologietransfer der Eisenverhüttung ging wahrscheinlich vom elbgermanischen und südskandinavischen Raum aus. Abb. 396 Aus der Literatur erschließbare Fundstellen mit Eisenverhüttung des 5.–1. Jh. v. Chr.; Abb. 405 Schematische Darstellung der Austausch-, Handels- und kulturellen Beziehungen in der frühen Eisenzeit (Metalle, Bernstein, Salz über Bernsteinstraße und Schwarzmeerroute)
Zenon Woźniak
(Hrsg.)
Kontakte längs der Bernsteinstrasse (zwischen Caput Adriae und den Ostseegebieten) in der Zeit um Christi Geburt.
Materialien des Symposiums Kraków, 26.–29. April 1995. Kraków: Oficyna Cracovia, 1996.
Wanderschmiede der Eisenzeit >
Völundr
auf der Suche nach Raseneisenerz (engl. bog iron) in feuchten und sumpfigen Niederungsgebieten (Schwarzmeerküste 2.000 BC, nördliches Europa 1.300 BC) mit Holzvorkommen zur Verhüttung.
Wandernde Seherinnen mit Eisenstäben >
Völva `Stabträgerin´
Veleda
(um 70 nach Christus) in Westfalen
Ganna
(1. Jh.) in Gallien und Rom
Waluburg
(2. Jh.) in Ägypten
Þórbjörg lítilvölva
(10. Jh.) in Grönland
Die Römer nördlich der Alpen und in der Germania
Die imperiale Erschließung der Alpen ermöglichten erst die Söhne des Augustus
mit ihrem Alpenfeldzug 15 BC. Täler und Pässe bestimmten die Routen; befestigte Städte verbanden Täler und Alpenvorland; der cursus publicus bot Rasthäuser, Pferdewechselstationen, Träger und Führer - Alpenüberquerungen wurden planbar.
Roms fließende Grenzen: Leben am Limes.
[Der Niedergermanische Limes von Bad Breisig und bis Katwijk an der Nordsee trennte 400 Jahre lang als Flussgrenze die römische Provinz Niedergermanien vom germanischen Siedlungsgebiet.]
Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen 2021/2022 in:
-
LVR-Archäologische Park Xanten / LVR-RömerMuseum: Der Limes am Niederrhein
LVR-LandesMuseum Bonn: Leben am Limes
LWL-Römermuseum Haltern am See: Rom in Westfalen 2.0
Kulturzentrum am Neumarkt Köln: Rom am Rhein
Gemeinsamer Katalog aller fünf Ausstellungen mit 86 Beiträgen auf 584 S., Illustrationen, Karten, Pläne. Inhalt u.a.:
C. Sebastian Sommer
Von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer
-
Jürgen Kunow
Erlebnisraum Römerstraße
-
Wolfgang Ebel-Zepezauer
Grenzerfahrungen
Die griechisch-römische Antike im Mediterraneum
Die griechisch-römische Antike am Indischen Ozean
In den meisten modernen Sprachen heißt der Meerbusen zwischen afrikanischer und arabischer Küste Rotes Meer, zuerst im Griechischen als Ἐρυθρὰ θάλαττα Erythrá thálatta bei Herodot
4), später auch Erythräisches Meer (Ἐρυθραῖος πόντος Erythraíos póntos) 5) und bezeichnete ursprünglich über das heutige Rote Meer hinaus auch den persischen Golf sowie den Indischen Ozean.
Bereits Strabo
stellte die unterschiedlichen Erklärungen seiner Zeit zusammen (16, 779), von denen jedoch keine überzeugte. Das nun gerade die weit entfernten Griechen den Namen prägten, dessen Wurzeln weder im Ägyptischen noch im Hebräischen zu finden sind, brachte Meißner 1936 auf eine andere Idee. Er fand eine vergleichbare Bildung im Altnordischen. Dort bezeichnet rau∂ahafs 'Rotes Meer' das in weiter Ferne liegende Meer am Horizont, benannt nach der Morgen- und Abendröte bei Sonnenaufgang und -untergang. Verbunen wurde damit die Vorstellung vom Ende der Welt. Beide Bildungen könnten also eine gemeinsame Wurzel in den Vorstellungen ihrer gemeinsamen indogermanischen Vorfahren haben.
Meißner, R.
Das Rote Meer.
Zeitschrift für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur, 73.4 (1936) 229–34.
Online
D. Pugazhendhi
Greek, Latin, Sanskrit and Tamil The Meaning of the Word Ἐρσθρὰν in Erythraean Sea.
Athens Journal of Philology, 9.1 (2022) 47-76.
Periplus Maris Erythraei Περίπλους τῆς Ἐρυθράς Θαλάσσης `Küstenbeschreibungen des Erythräischen Meeres´ [= Rotes Meer & Teile des Indischen Ozeans] aus dem 1. Jahrhundert nach Christus.
Boussac, Marie-Françoise, Jean-François Salles, Jean-Baptiste Yon
Autour du Périple de la mer Erythrée.
380 S., Tagungsband: 13./14.12.2010 Lyon Topoi. Orient-Occident 2012 Suppl. 11 Paris: Maison de l'Orient et de la Méditerraneé-Jean Pouilloux. Inhalt u.a.:
D. Marcotte
Le Périple de la mer Érythrée dans son genre et sa tradition textuelle.
P. Arnaud
Le Periplus Maris Erythraei: une œuvre de compilation aux préoccupations géographiques.
J. Desanges
L'excursus de
Pline l'Ancien
sur la
navigation de mousson et la datation de ses sources.
B. Fauconnier
De l'Égypte à l'Inde. Graeco-Roman merchants in the Indian Ocean: Revealing a multicultural trade.
P. Pomey
Mer Rouge et Afrique. À propos des navires de la mer Érythrée: découvertes récentes et nouveaux aspects de la question.
S. Sidebotham & I. Zych:
Results of Fieldwork at Berenike: A Ptolemaic-Roman Port on the Red Sea Coast of Egypt, 2008-2010.
V. Bucciantini:
The
Limits of
Knowledge:
Explorations of and Information from the Horn of Africa to the East African Coast in the Graeco-Roman Tradition.
M. Bukharin
The Coastal Arabia and the adjacent Sea-Basins in the Periplus of the Erythrean Sea (Trade, Geography and
Navigation).
J. Schiettecatte:
L'Arabie du Sud et la mer du IIIe siècle av. au VIe siècle apr. J.-C.
A. Rougeulle
Syagros et autres établissements côtiers du Hadramawt préislamique. Note archéologique.
J.-Fr. Salles
Le Golfe persique dans le Périple de la mer Érythrée: connaissances fondées et ignorances réelles?
F. De Romanis
On Dachinabades and Limyrike in the Periplus Maris Erythraei.
Cl. Allibert
Héritages. Les réseaux de
navigation du début de l'ère chrétienne au XVIe siècle. Rencontre de populations, échanges commerciaux et matrimoniaux, concurrence à l'ouest et à l'est de Madagascar.
É. Vallet
Le Périple au miroir des sources arabes médiévales. Le cas des produits du commerce.
Christides, Vassilios
Roman and Byzantine naval power in decline in the Red Sea and the Indian Ocean: research article. Ekklesiastikos Pharos. 95.1 (2013) 80-106.
Cobb, Matthew Adam
Rome and the Indian Ocean Trade from Augustus to the early third century CE.
(=Mnemosyne, bibliotheca classica Batava, 418) VIII, 355 S. Leiden 2018: Brill.
DOI, Inhalte zusammengefasst:
Das ptolemäische Ägypten und dessen Seehandel über den Port of Arikamedu mit Ostafrika, Arabien, Indien unter den jahreszeitlichen Bedingungen des Monsuns über das Meer (Erythra Thalassa, Red Sea).
Myos Hormos („Muschel-Hafen“) am Roten Meer (vermutlich das heutige Qusair al-qadim) diente als Zwischenstation, über die jährlich rund 120 Schiffe nach Indien segelten
6). 1.800 Stadien weiter südlich lag mit Berenike ein weiterer Hafen, zwischen den Häfen dienten Anlegestationen der Versorgung mit Wasser
7).
Finanzierung mit Verbindungen zu Griechen, Juden, Italienern.
Organisation & Technik: Schiffbau, Ausrüstung, Verwaltung,
Sicherheit, Bewachung,
Boten und Diplomaten, Steuern und Gewinne.
Handels
routen und Handelsniederlassungen (Merchant
Diasporas): von Alexandria zur Küste am Roten Meer und entlang des Nil via Adull, Meroe, Dongola zum Roten Meer (heute: Port Said). Indische und arabische Kaufleute in Ägypten, römische Kaufleute am Indischen Ozean (Yavanas) und Römer im Fernen Osten.
Importierte Waren: Nahrungsmittel, Textilien, Metalle, Hölzer, Steine, Gewürze, Aromastoffe, Drogen, Farbstoffe, Sklaven, Tiere, Edelsteine … und deren Einfluss auf die römische Gesellschaft
Exportierte Waren: Nahrungsmittel, Olivenöl, Wein, Textilien, Drogen, Farbstoffe, Gewürze, Farbstoffe, Tiere, Sklaven, Glaswaren, Terracotta, Kupfer, Messing, Bronze,
Eisen, Blei, Zinn, Gold, Silber, Edelsteine und Korallen; Römische Münzen in Indien und deren Interpretation für die Handelsrouten.
Ökonomische Bedeutung und die Beteiligung der Schiffsmannschaften
Die Entwicklungs des Handels mit dem Höhepunkt im 2./3. Jh. n. Chr., die archäologischen Befunde zu den Häfen am Roten Meer und der Einfluss des Schiffsverkehrs aus dem Persischen Golf.
Tauschhandel (engl. Barter) und Edelmetallmünzen (engl. bullion)
Cohen, Getzel M.
The Hellenistic Settlements in the East from Armenia and Mesopotamia to Bactria and India
XV, 435 S., Berkeley: University of California Press, 2013
Hourani, George Fadlo Arab
Seafaring in the Indian ocean and ancient and early medieval times.
VIII, 131 S., Princeton, NJ: Princeton Univ. Press 1951
Jaspert, Nikolas
, Sebastian Kolditz
Entre mers - outre-mer spaces, modes and agents of Indo-Mediterranean connectivity. 285 S. Heidelberg 2018: Heidelberg University Publishing. Inhalt u.a.:
Joachim Friedrich Quack
Incense, the Alphabet and Other Elements.
On the
Movement of Persons, Commodities and Ideas between Egypt and the Southern Red Sea Region
Alexandra von Lieven
Trade Contacts and Cultural Exchange between Egypt and India in the Ptolemaic and Roman Period
Andrea Jordens
Roman Alexandria, Queen of the
Mediterranean and Arabian Seas
Raimund Schulz
Oceanic Sea
Routes to India. The Western
World's Great Dream from Antiquity to
Columbus
Christoph Mauntel
Linking Seas and Lands in Medieval Geographic.
Thinking during the Crusades and the
Discovery of the
Atlantic World
-
Gita Dharampal-Frick
Transcultural Networks: From the Red Sea to the South China Sea, 1000-1800.
Continuities and Transformations
Ranabir Chakravarti
Two Men of Boats: 'Alī b. Mansūr al-Fawfalī and PDYR. Gleanings from the Cairo Geniza
Christoph Dartmann
Die Genuesen und das Schwarze Meer. Raumerfassung und Raumpraxis am Beispiel des Liber Gazarie
-
Daniel G. Konig
The Making of a Christian
Atlantic.
The Role of Islam in the Early Modern Emergence of 'the West'
Susan Richter
Constitution of
Space through
Law.
A Study on the Question of Property of the Sea in Pre-Colonial and Colonial Law in the Strait of Malacca
Kammerer, Albert
La Mer Rouge, l'Abyssinie et l'Arabie depuis l'Antiquité. Essai d'histoire et de géographie historique.
Introduction par M. G. Ilanotaux. Le Caire, Société royale de géographie d'Égypte, 1929-1935. 4 Bde. Abb. Taf., Karten, Faks. (Mémoires de la Société royale de géographie d'Égypte, Bd. XV et XVI. Bd. I Les Pays de la Mer Erythrée jusqu'à la fin du Moyen-Age, 1929, 2 Bde. S. LXIII-I-192; 193–242. Bd. II: Les Guerres du poivre. Les Portugais dans l'Océan Indien et le Mer Rouge au XVIe siècle. Histoire de la Cartographie orientale 1935. 2 Bde. S. XVI-1-262; 263–555.).
McLaughlin, Raoul
Rome and the Distant East : Trade Routes to the Ancient Lands of Arabia, India and China.
Dissertation XII, 236 S. London 2010: Continuum.
Inhalt
Rollinger, Robert
Zur Bezeichnung von ‘Griechen’ in Keilschrifttexten.
Revue d’Assyriologie 91 (1997) 167–172.
Seland, Eivind Heldaas
Ports and political power in the Periplus
Complex societies and maritime trade on the Indian Ocean in the first century AD.
Univ. of Bergen 2006 VIII, 97 S. Oxford 2010: Archaeopress.
Seldeslachts, Erik
The End of the Road for the Indo-Greeks?
Iranica Antiqua. 39 (2004) 249-296.
De Romanis, Federico; André Tchernia
Crossings: early Mediterranean contacts with India.
283 S., New Delhi 2005 [1997]: Manohar. Inhalt:
Christian Robin:
Date of the Periplus of the Erythraean sea in the light of South Arabian evidence.
Gerard Fussman:
Periplus and the political history of India.
Santo Mazzarino:
On the name of the Hipalus (Hippalus) wind in Pliny
.
Federico De Romanis:
Rome and the Nótia of India: relations between Rome and Southern India from 30 BC to the Flavian period.
Federico De Romanis:
Romanukharaṭṭha and Taprobane: relations between Rome and Sri Lanka in the first century AD.
Andre Tchernia:
Dromedary of the Peticii and trade with the East.
Andre Tchernia:
Winds and coins: from the supposed discovery of the Monsoon to the Denarii of Tiberius.
De Romanis, Federico
The Indo-Roman Pepper Trade and the Muziris Papyrus.
XXIV, 381 S. Oxford 2020: Oxford University Press;
online Inhalt
Die beiden Fragmente des P. Vindobonensis G 40822 (= Muziris-Papyrus) bilden die einzige Quelle über die indo-römischen Handelspraktiken. Hier werden die kommerzielle und die politische Geographie des alten Südindiens untersucht, der
Fahrplan und die Größe der Schiffe; die in den südindischen Handelszentren ausgetauschten Waren; und die Steuern, die auf dem Weg vom Roten Meer zum Mittelmeer erhoben wurden.
Tarn, William Woodthorpe
The Greeks in Bactria & India.
2.A. XXIV, 561 S. Cambridge 1951: University Press.
Thapar, Romila
Cultural pasts: essays in early Indian history.
XI, 1156 S., New Delhi 2006: Oxford University Press.
Yavanas: Griechen und Römer in Indien
Das Schwarze Meer und die griechischen Kolonisten ab dem 8. Jahrhundert BC
Pontus, Schwarzes Meer (Black Sea), Dardanellen, Bosporus, Asowsches Meer
Das Schwarze Meer kommt weder im Alten Testament vor, noch wird es von Homer
erwähnt. Das geographisch bekannte Weltbild des wahrscheinlich im 8. Jahrhundert lebenden Homer
endete im Westen vor Sizilien und im Nordwesten mit Ithaka und erreichte im Osten wohl nicht das Schwarze Meer 8).
Die Welt der archaischen Griechen erweiterte sich außerhalb der Ägäis nach und nach über die Straße von Sizilien, die Straße von Messina, die Straße von Otranto und in die Weiten des Schwarzen Meeres. Nach dem Weltbild in der Vorstellung mündeten diese Wasserwege alle im Okeanos, der alle bekannten Landmassen ringsum umschloss. Die Argonauten, die sich ins unbekannte Schwarze Meer wagten, mussten nach dieser Vorstellung letztlich im Okeanos ankommen und hatten die Wahl über den Nil zurückzukommen (Hekataios), über die Straße von Gibraltar (Timaios), über den Tanais (Donau) bei Timagetos oder einfach zurück durch den Bosporos (Sophokles und Herodot), siehe:
Prinz, Friedrich
Gründungsmythen und Sagenchronologie.
(=Zetemata, 72) XI, 483 S. München 1979: Beck.
Erst im 7. Jahrhundert BC war es mit griechischen Fünfzigruderern (Pentekonteren) regelmäßig möglich, gegen Strömung und Wind die Meerenge am Bosporus zu passieren. Bereits die vorgelagerten Dardanellen gelten als schwieriges Segelrevier mit tückischen Strömungen, mit wenigen sicheren Häfen und langen Etappen. Dieser schwierige Weg (pontos `Weg, Furt, Brücke´) zwischen Ägäis und Schwarzem Meer war daher ein Πόντος Ἄξενος Póntos Áxenos ein `fremdenfeindlicher Weg´. Vermutlich speichert die Argonauten-Sage, also Iasons
Fahrt mit der Argo, die Erinnerung an diese Leistung. An der engsten Stelle wurde 660 BC Byzantoin gegründet (Byzanz; benannt nach dem Gründer), das 324 nach Christus in Konstantinopel umbenannt wurde, weil dort das zweite Rom entstehen sollte.
Im Schwarzen Meer zeigt sich dann eine riesige Wasserfläche, doppelt so groß wie de Ägäis, mit wenigen küstennahen Inseln. Dadurch gibt es aber so gut wie keine Untiefen und auch das Wetter gilt als beständiger als in der Ägäis. Hier wird der Seeweg zum Πόντος Εὔξεινος Pontos Euxeinos, zum fremdenfreundlichen oder `gastlichen´ Weg:
»Es kommen allerdings gelegentlich Nebel auf demselben vor, diese dauern aber niemals lange Zeit, und seyen, wie Nebel überall, nie mit heftigen Winden vergesellschaftet. Windstöße kommen zuweilen vor, aber sie wachsen selten zu förmlichen Stürmen an, ihre Dauer sey meistens kurz. Außer an der nördlichen Küste findet man überall tiefes Wasser. Überhaupt darf man wohl behaupten, daß es ein Meer ist, beinahe ohne alle verborgene Gefahren.
Die einzige Schwierigkeit, welche mit der Schifffahrt auf demselben verbunden ist, besteht … im Durchsegeln des Bosphorus.« 9)
Zuerst erscheint das Schwarze Meer in Umschreibungen bei Pindar
(um 520–446 BC) 10), Herodot
(um 485–425 BC) 11), Euripides
(um 485–406) 12). Im lateinischen Sprachraum erscheinen die griechischen Begriffe bei Ovid (43 BC –17 n. Chr.) als (Pontus) Axenus 13), (Pontus) Euxīnus 14), Mare Euxīnum 15).
Die heutige Bezeichnung als Schwarzes Meer ist zuerst im 13. Jahrhundert ungarisch/türkisch (heute Karadeniz) belegt, nachfolgend aber gleichbedeutend in allen Sprachen.
Es kann gedeutet werden als Bedeutungsverschiebung von ursprünglich `Großes Meer´
16)
oder aus der Segelpraxis als Gegenbegriff zum „Weißen Meer“, wie das Mittelmeer von den Schwarzmeeranrainern genannt wird
17). Das Schwarze Meer ist im Vergleich mit dem Mittelmeer sehr ruhig, doch nebelig und erscheint dann schwarz, während die sturmgepeitschte Ägäis weiß erscheint.
Die Deutung, dass im persischen Raum Himmelsrichtungen mit Farben belegt gewesen wären (hier: Norden = schwarz), ist aus den Quellen nicht belastbar und erklärt zudem auch nicht, wieso die Schwarzmeeranrainer aus allen Richtungen den persischen Begriff `schwarz´ im Sinne von 'nördlich' hätten verwenden sollen.
Anca Dan
Pontische Mehrdeutigkeiten.
eTopoi. Journal for Ancient Studies, 3 (2014) 43-66.
HALSHS
Michael Vollmer
Mehr als Blau. Die Farben des Wassers, physikalisch betrachtet.
Physik Journal 19.3 (2020) 38–45
Online
8./7. Jahrhundert BC Jasons
Fahrt der Argonauten (»Suche nach dem Goldenen Vlies«) dürfte vor den Gründungen der griechischen Kolonien am Schwarzen Meer im siebten Jahrhundert stattgefunden haben.
Scherer, Burkhard
Mythos, Katalog und Prophezeiung
Studien zu den „Argonautika“ des Apollonios Rhodios.
232 S. Zugl.: Groningen, Univ., Diss., 2002. (=Palingenesia 87) Stuttgart Steiner 2006
Severin, Timothy
Auf den Spuren der Argonauten. (The Jason voyage)
300 S. Düsseldorf 1987: Econ.
Schildt, Göran
Das goldene Vlies
Auf den Spuren der Argonauten.
Aus dem Schwedischen von Siegfried Kienitz. Frankfurt am Main 1969
7. Jahrhundert BC Die Fahrt des Aristeas
(Ἀριστέας Aristéas, lat. Aristeas Proconnesius ) bis zum südlichen Ural im 7. Jahrhundert BC:
J.D.P. Bolton
Aristeas of Proconnesos.
Oxford 1962.
Online
E.R. Dodds
The Greeks and the Irrational.
Berkeley 1951 ND 1992, 140-141
K. Meuli
Scythica
Hermes 70 (1935) 122-176.
S. West
Herodotus on Aristeas
S. 43-67 in: C. J. Tuplin: Pontus and the Outside World (Colloquia Pontica 9). Leiden 2004.
A. I. Ivantchik
La datation du poeme l’Arimaspée d’Aristéas de Proconnèse.
Antiquité Classique 62 (1993) 35-67.
H. Parzinger
Die Skythen.
München 2004, 11, 25 ff.
450 BC Herodots (~485–~425) Reise durch Griechenland, Makedonien, ins Schwarzmeergebiet, nach Thrakien, ins Skythenland, Kleinasien, in den Vorderen Orient bis nach Babylon und nach Ägypten.
4. Jahrhundert BC * Pseudo-Skylax
Der unbekannte Autor kompilierte wahrscheinlich aus mehreren Beschreibungen von Küstenfahrten diesen Periplus: Online.
Graham Shipley
Pseudo-Skylax’s Periplous.
The
Circumnavigation of the Inhabited World. Text, Translation and Commentary.
Bristol Phoenix Press, Exeter 2011.
285 bis 282 BC Patrokles
Πατροκλῆς erkundete im Auftrag von Seleukos
’ I. in den Jahren 285 bis 282 BC das Kaspische Meer
K. J. Neumann
Die Fahrt des Patrokles auf dem Kaspischen Meere und der alte Lauf des Oxos.
Hermes 19 (1884) 165-185
François Lasserre
Patrokles (3)
Der Kleine Pauly 4 (1972) Sp. 556 f.
F. Gisinger
Patrokles (4).
Paulys Realencyclopädie XVIII (1949), Sp. 2263–2273
Wehrli, F.
Die Rückfahrt der Argonauten.
Museum Helveticum, 12 (1955) 154-157
Online
Der Blick zurück
Compernolle, René van
Femmes indigènes et colonisateurs.
Modes de contacts et processus de transformation dans les sociétés anciennes. Actes du colloque de Cortone 24-30 mai 1981. Collection de l'Ecole Française de Rome 67 (1983) 1033-1049.
Online
Dan, Anca-Cristina, Didier Marcotte, Carlos Lévy, Jean-Louis Ferrary, Alexandru Avram, Patrick Gautier Dalché, Francesco Prontera.
La plus merveilleuse des mers
Recherches sur la représentation de la mer Noire et de ses peuples dans les sources antiques, d'Homère à Eratosthène.
3 vol. (854 f.) Diss. Reims: 2009.
Die Orte und Routen des Schwarzen Meeres lagen aus antiker griechischer Sicht nördlich der
Oikumene, im “Beyond” im skythischen Raum. Die Untersuchung entwirft eine eigene Taxonomie basierend auf “hodological”, “topological”, and “oekoumenological” Sichtweisen, analysiert die Quellen von Homer, Hesiod, Eumelus of Corinth, Hipponax, Aristeas of Proconnesus, Hecataeus of Miletus, Pindar, Aeschylus, Sophocles, Euripides, Herodotus's Histories, Hippocrates' De aere, Xenophon's Anabasis, Pseudo-Scylax's Periplus, Eratosthenes.
Danoff, Christo M.
Pontos Euxeinos.
Stichwortbeitrag in: Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. München: dtv 4 (1979) 1051f.
Danoff, Christo M.
Pontos Euxeinos.
Stichwortbeitrag in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaften. Suppl. IX. Stuttgart 1962: Metzler. Spalten 866-1175.
Hinge, George
Herodot zur skythischen Sprache.
Glotta 81 (2005-2006) 86-115.
Online
Mauersberg, Martin
Die „griechische Kolonisation“.
Ihr Bild in der Antike und der modernen altertumswissenschaftlichen Forschung.
382 S. Diss. Universität Innsbruck 2014. Bielefeld transcript 2019
Miller, Theresa
Die griechische Kolonisation im Spiegel literarischer Zeugnisse.
X, 337 S., Diss. Universität München 1995. Tübingen 1997: Gunter Narr.
Alexander V. Podossinov
Das Schwarze Meer in der geokartographischen Tradition der Antike und des frühen Mittelalters.
I.
Lokalisierung von Trapezus. In: Ancient West and East. 2, 2. Leiden; Boston, 2003. S. 308–324
DOI
II.
Die Halbinsel Krim, das Asowsche Meer und die Straße von Kertsch. S. 338–353 in: Ancient West and East. 3, 2. Leiden 2004.
DOI
III. Die Flußverbindungen zwischen dem Baltischen und dem Schwarzen Meer nach Angaben der antiken, mittelalterlichen und arabischen Geokartographie. S. 107–134 in: Ancient West and East. 7. Leuven; Paris; Walpole (MA), 2008.
IV. Odysseus im Schwarzen Meer? Okeanische Fahrten der griechischen Helden und archaisches Weltbild der Griechen.
S. 205-236 in: G.R. Tsetskhladze (Hg.): Ancient West and East. 12. Leuven; Paris; Walpole (MA), 2013.
Alexander V. Podossinov
Origin-Legends of the Greek Colonisation of the Northern Black Sea Littoral: Historical Tradition and/or Literary Fiction.
S. 102–105 in: Greeks and Natives in the Cimmerian Bosporus, 7th-1st Centuries BC: Proceedings of the international conference, October 2000, Taman, Russia (BAR international series). Ed. S.L. Solovyov S.L. Oxford 2007.
Rostovtzeff, Michael I.
Iranians & Greeks in South Russia
XV, 260 S. 32 Tafeln, 23 Abb. Oxford: Clarendon Press, 1922.
Rüdiger Schmitt
Considerations on the Name of the Black Sea: What can the Historian learn from it? in: Miron, Andrei Auguste; V. B Miron; Wolfgang Leschhorn: Hellas Und Der Griechische Osten. Studien zur Geschichte und Numismatik der Griechischen Welt. Festschrift für Peter Robert Franke. Saarbrücken 1996
Szamalek, J. K.
Greeks and the Peoples of the Black Sea Region. Beyond Ethnicity and Identity: an Archaeology of Commonalities.
S. 53-80 in: Müller, C.; Veïsse, A.-E. (Hg.): Identité ethnique et culture matérielle dans le monde grec. Actes de la table ronde organisée à Paris les 10 et 11 décembre 2010. Institut des Sciences et Techniques de l'Antiquité INHA. Dialogues d'histoire ancienne Suppl. 10. Besançon 2014
Gocha R. Tsetskhladze
, Alexandru Avram
, James Hargrave
, John Boardman
The Greeks and Romans in the Black Sea and the importance of the Pontic region for the Graeco-Roman world (7th century BC-5th century AD).
20 years on (1997-2017): proceedings of the Sixth International Congress on Black Sea Antiquities (Constanta - 18-22 September 2017).
XXII, 751 S. Oxford Archaeopress Publishing Ltd. [2021]
Unterwegs im antiken Mediterraneum: Phönizier
Im 2. Jahrtausend BC
Reisende und ihre Anleitungen zum Reisen
Die von
Homer
niedergeschriebene
Odyssee basiert auf mündlichen Überlieferungen über den Untergang Trojas. Archäologisch nachgewiesen ist die Zerstörung der Stadt durch Brandspuren in der Schicht Troja VII im 11./12. Jahrhundert BC. Das stimmt überein mit den Angaben von
Eratosthenes
, der 1194–1184 BC angibt, und mit dem Zusammenbruch vieler Zivilisationen im
Mediterraneum zum Ende des Bronzezeitalters.
Lane Fox, Robin
Travelling heroes. In the epic age of Homer.
XIV, 513 S., 16 Bildtafeln, Karten. New York 2010: Vintage Books
Wolf, Armin; Hans Helmut Wolf
Die wirkliche Reise des Odysseus
Zur Rekonstruktion des Homerischen
Weltbildes.
304 S. 3.A. München Wien Langen Müller 1990, Literaturverz. S. 271 - 284
Armin Wolf
Homers Reise.
Auf den Spuren des Odysseus.
Böhlau Verlag, Köln 2009. 410 S.
Rezension
Robert Van de Noort
Exploring the ritual of travel in prehistoric Europe: the Bronze Age sewn-plank boats in context
in: Peter Clark: Bronze Age Connections. cultural contact in prehistoric Europe. VIII, 188 S. Oxford 2009: Oxbow.
Alexander V. Podossinov
Das Schwarze Meer in der geokartographischen Tradition der Antike und des frühen Mittelalters. IV. Odysseus im Schwarzen Meer? Okeanische Fahrten der griechischen Helden und archaisches Weltbild der Griechen.
In: G.R. Tsetskhladze (Hg.): Ancient West and East. 12. Leuven; Paris; Walpole (MA), 2013. S. 205-236
Podosinov versucht die Fahrten des Odysseus vor dem archaischen Weltbild der vorhomerischen Griechen zu deuten. Deren Erfahrungshorizont endete an den Ausgängen des östlichen Mittelmeeres, also am Nil, der Straße von Sizilien, der Straße von Messina (zwischen Sizilien und Italien), der Straße von Otranto in die Adria, dem Bosporus. In der Vorstellung waren alle Landmassen vom Okeanos umgeben, daher mussten diese Ausgänge (in der Vorstellung) auch in den Okeanos führen. Daraus lässt sich die Möglichkeit ableiten, durch eine der Meerengen hinauszufahren, sich auf den Okeanos zu wagen und durch eine der anderen Straßen wieder in die vertraute Welt hinzugelangen. Die Etappen des Odysseus erscheinen widersprüchlich vor dem Hintergrund unserer Karten. Manche Widersprüche entfallen jedoch vor dem Hintergrund des archaischen Weltbildes. Zudem wurden diese Meerengen überhöht zu Übergängen in die Todeszone, in die Welt der Toten. Dann verbinden sich wirkliche Erfahrungen und mythische Vorstellungen und die tatsächlich äußerst gefährliche
Passage durch die
Straße von Messina wird zu Skylla und Charybdis (→
Fata Morgana).
Barbieri-Low, Anthony J.
Wheeled Vehicles in the Chinese Bronze Age (c. 2000–741 B.C.)
(= Sino-Platonic Papers, 99) V, 98, [5] S. Philadelpia, PA., 2000: Dept. of Asian and Middle Eastern Studies, University of Pennsylvania.
Ägyptisches Unterwegs-sein
Köpp-Junk, Heidi
Travel. السفريات الترحال
In: Elizabeth Frood; Willeke Wendrich (Hg.): UCLA Encyclopedia of Egyptology, Los Angeles 2013.
Online
Übersichtsbeitrag zu archäologischen und literarischen Quellen (The Shipwrecked Sailor, Sinuhe, The Eloquent Peasant, The Letter of Wermai, Wenamun), in Inschriften und bildhaften Darstellungen. eisende treten vor allem auf als Teilnehmer von Expeditionen und in der Armee, unterwegs waren aber auch Architekten, Schreiber, Handwerker, Priester und Beamte. Motive waren überwiegend beruflich bedingt und herrschaftlich veranlasst, nur Händler reisten aus eigenem Antrieb. Nur vereinzelt wird von Reisen aus individuellem Interesse berichtet (Menna’s Lament, Letter to a Wayward Son). Ausführlich dargestellt werden Transportmittel und Reisegeschwindigkeiten.
Heidi Köpp-Junk
Reisen im Alten Ägypten. Reisekultur, Fortbewegungs- und Transportmittel in pharaonischer Zeit.
Diss. Georg-August-Universität zu Göttingen (=Göttinger Orientforschungen, IV. 55) 424 S. Wiesbaden 2015: Harrassowitz. Sehr detailliert:
Inhalt
Hofmann, Ulrich
Fuhrwesen und Pferdehaltung im Alten Ägypten.
Diss. Bonn 1989: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität. 543 S. Ill., Kt.
Um 1500 BC wird auf den Wänden der Königsgräber das ägyptische Totenbuch aufgezeichnet. Dieses „Amduat“ (ägypt. 'der Unterwelt zugehörig')beschreibt die Reise des Sonnengottes Re durch das Totenreich und gilt als ältestes illustriertes Buch, →
Jenseitsreisen.
Wallfahrt.
Sp. 1145−1146 in: Wolfgang Helck, Wolfhart Westendorf (Hg.): Lexikon der Ägyptologie, VI, Wiesbaden 1986: Harrassowitz
Um 1160 BC wird
die älteste geologische Karte datiert, der von
Amennakhte
geschriebene Goldminenpapyrus zum Wadi Hammamat aus der 20. ägyptischen Dynastie auf Papyrus, 283×41 cm, im
ägyptischen Museum Turin (1879+).
Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Kairo:
Der Turiner Lagerstättenpapyrus: Kartographie, Geologie und Topographie im alten Ägypten.
Unterrichtsmaterialien zur ägyptischen Archäologie. 22 S. Kairo 2013
Harrell, James A.
, V. Max Brown
The oldest surviving topographical map from ancient Egypt (Turin Papyri 1879, 1899, and 1969).
Journal of the American Research Center in Egypt 29 (1992) 81−105.
Um 1200 BC siedeln die Philister im Raum des heutigen Palästina.
Um 1250 BC verlässt Moses mit dem hebräischen Volk Ägypten (Exodus); sie ziehen auf die Sinai-Halbinsel.
Von 1550 bis 1070 BC dokumentieren die auf Keilschrifttafeln erhaltenen Amarna-Briefe die Korrespondenz (und damit den Botenverkehr) zwischen Ägypten und Babylonien (EA 1-14), Assyrien (EA 15-16), Mitanni (EA 17-30), Arzawa (EA 31-32), Alašija (EA 33-40), dem Hethiterreich (EA 41-44), Phönizien (Byblos und Amurru) u.a., also geografisch Anatolien, das Zweistromland sowie Libanon, Syrien, Israel, Jordanien, Palästina umfassend. Nach Süden erstreckt sich das ägyptische Reich um 1520 BC unter Thutmosis I. bis nach Abu Hamad am Nil, an der heutigen Grenze zum Sudan.
1630 BC übernehmen die Hyksos, ein Hirtenvolk aus dem Nahen Osten, die Herrschaft über Ägypten für rund die nächsten hundert Jahre.
1.890 BC lässt der Pharao Sesostris II.
einen Kanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer anlegen.
Bard, Kathryn A., Rodolfo Fattovich
Egyptian Seafaring Expeditions and the Land of Punt
Long-Distance Trade in the Red Sea During the Middle Kingdom. 249 S., Boston: Brill 2018
Eine wissenschaftliche Untersuchung zu Ausgrabungen von 2001 bis 2011 insbesondere über »Egyptian Long-distance Trade, Pharaonic Expeditions and Direct Control of Sources of Raw Materials in Northeast Africa and the Sinai in the Middle Kingdom; Mining in the Sinai, Galena at Gebel Zeit, in the Wadi Hammamat« in der 12. Dynastie (ca. 1985–1773 v. Chr.) zu den Häfen in Ayn Soukhna, Mersa/Wadi Gawasis, Saww, Wadi el-Jarf, Artefakte, Abbildungen und Inschriften. Gefunden wurden Teile antiker Schiffe, Expeditionsausrüstung und Lebensmittel. Unter anderem mit den Kapiteln »Dates of Known Expeditions Based on Textual Evidence« und »Ship building«.
Eichler, Eckhard
Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches.
(=Göttinger Orientforschungen, 26) IX, 382 S. Wiesbaden 1993: Harrassowitz
Hikade, Thomas
Das Expeditionswesen im Neuen Reich: Ein Beitrag zu Rohstoffversorgung und Außenhandel. Diss. Heidelberg 1996 (=Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens, 21). XXXVIII, 272 Seiten, [3] Blätter, Karten. Heidelberg 2001: Orientverlag.
Volker Matthies
Die Puntfahrten als Archetypus späterer Entdeckungsreisen.
Zur Rezeption der ägyptischen Puntfahrten in der entdeckungsgeschichtlichen Literatur.
05.06.2015
Online
Paprocki, Maciej
Roads in the Deserts of Roman Egypt. Analysis, Atlas, Commentary.
Oxford: Oxbow 2019. 352 S., 30 Ill.
R. B. Partridge
Transport in Ancient Egypt.
X, 150 S. London 1996: Rubicon.
Papyrus und Holzboote, Träger, Tragestühle, Esel, Pferde, Wagen und Schlitten.
Kai Ruffing
Durch die Wüste!
Die Bedeutung der östlichen Wüste Ägyptens als Transportweg im Ost- und Südhandel der Kaiserzeit
in: R. Rollinger, G. Schwinghammer, B, Truschnegg, K. Schnegg (Hrsg.), Altertum und Gegenwart. 125 Jahre Alte Geschichte in Innsbruck. Vorträge der Ringvorlesung Innsbruck 2010, Innsbruck 2012 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft NF 4), 273-304.
Rieger, Anna-Katharina
The Various Ways of Being Mobile: Habitual Knowledge, Life-Strategies and the Ancient Route Networks on the Eastern Marmarica- Plateau (Northern Libyan Desert).
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Die Seevölker
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The Medinet Habu boat depictions. Can we Trust Ramses III.?
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Bleckmann, B.
; Dreyer, B.
(Hg.): Forschungen zur Alten Geschichte. Kleine Schriften, 1. Stuttgart 2011
Lehmann, G. A.
Die Sikalaju – ein neues Zeugnis zu den „Seevölker“-Heerfahrten im späten 13. Jh. v. Chr. (RS 34.129), S. 67-84.
Lehmann, G. A.
Die mykenisch-frühgriechische Welt und der östliche Mittelmeerraum in der Zeit der „Seevölker“-Invasoren um 1200 v. Chr., S. 106-163.
Edel, Elmar
Der Seevölkerbericht aus dem 8. Jahre Ramses' III. (MH II, pl. 46, 15-18): Übersetzung und Struktur.
Mélanges Gamal Eddin Mokhtar I, 97.1 (1985 ) 223-237 BdE Bibliothèque d'Étude de l'Institut Français d'Archéologie Orientale du Caire
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Yasur-Landau, A.
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Nomads of the Mediterranean: Trade and Contact in the Bronze and Iron Ages.
XII, 352 S. Leiden 2020: Brill.
DOI, Inhalt u.a.:
Matthieu Giaime, Christophe Morhange, und Nick Marriner
Contextualization and Typology of Ancient
Island Harbors in the Mediterranean: From Natural
Hazards to Anthropogenic Imprints
Bernard Knapp
Piracy in the Late Bronze Age Eastern Mediterranean? A Cautionary Tale
Chris Monroe
Informed or at Sea: On the Maritime and Mundane in Ugaritic Tablet RS 94.2406
Aleydis Van de Moortel
Sea Peoples from the Aegean: Identity, Sociopolitical Context, and Antecedents
Konstantinos Kopanias
Mercenaries or refugees? The evidence from the inscriptions of Merenptah on the ‘Sea Peoples’.
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Stichworteintrag S. 876–879 in: Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. London 1999: Routledge. Den Seevölkern werden dort anhand altägyptischer Inschriften zugeordnet: Shardana, Lukka, Tursha, Akawasha/Ekwesh, Shekelesh (auch: Shikila, Sikalaju), Peleset, Tjekker (Tkkr/Tkry?), Denyen, Wesesh.
→ Mensch & Dromedar unterwegs
Perspektiven
Raum & Orientierung
Astour, M.C.
Overland Trade Route in Ancient Western Asia.
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Tidings and Instructions: How News Travelled in the Ancient Near East.
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Attraversare la Mesopotamia. Parte prima: documenti di itinerario.
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Étapes et itinéraires entre Assur et l’Anatolie des marchands paléoassyriens: nouveaux documents et nouveaux problèmes.
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Se restaurer en voyage en haute Mésopotamie et Anatolie au début du IIe millénaire avant J.-C.
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Porter, M.
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Papageorgiou, Despoina
The marine environment and its influence on seafaring and maritime routes in the prehistoric Aegean
European Journal of Archaeology EJA 11 (2008) 199–222.
DOI
Die Autorin versucht ein
Netz von Seerouten in der Ägäis zu rekonstruieren, das Umweltdaten (Strömungen, vorherrschende Windrichtungen) mit archäologischen Belegen und Daten aus anderen Quellen zusammenführt.
Der Blick zurück: Themen, Epochen, Perspektiven
Albrecht Jockenhövel
1: Grundlagen der globalen Welt vom Beginn bis 1200 v.Chr.;
2: Antike Welten und neue Reiche. 1200 v.Chr. bis 600 n.Chr.
XVI, 496, VIII, 500 S.Bibl. S. 473-483, S. 475-485(=WBG Weltgeschichte; 1 & 2) Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2009/2016
Inhalt
Krause, Rüdiger
,
Fornasier, Jochen
Innovation vor 4000 Jahren in der Eurasischen Steppe.
Streitwagenfahrer und Metallurgen in befestigten Siedlungen.
Forschung Frankfurt : Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität 30.1 (2012) 32-36
Online
K. Kristiansen
Kontakte und Reisen im 2. Jahrtausend v. Chr.
In: M. Fansa/St. Burmeister (Hrsg.)
Rad und Wagen. Der Ursprung einer Innovation
Wagen im Vorderen Orient und Europa
Beiheft der Archäologischen Mitteilungen aus Nordwestdeutschland 40 (Mainz 2004) 443-454
Braun-Holzinger, Eva Andrea; Hartmut Matthäus
Die nahöstlichen Kulturen und Griechenland an der Wende vom 2. zum 1. Jahrtausend v. Chr.
Kontinuität und Wandel von Strukturen und Mechanismen kultureller Interaktion
Kolloquium des Sonderforschungsbereiches 295 „Kulturelle und sprachliche Kontakte“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 11.-12. Dezember 1998.
195 S. [Möhnesee] 2002: Bibliopolis, Inhalt:
Anthony Snodgrass
The Rejection of Mycenaean Culture and the Oriental Connection
Nota Kourou
Aegean and Cypriot
Wheel-made Terracotta Figures of the early Iron Age
Günter Neumann
Lehnwörter als Indizien für Kulturkontakte. Essay zur Geschichte der früh-griechischen
Sprache
Sigrid Deger-Jalkotzy
Innerägäische Beziehungen und auswärtige Kontakte des mykenischen Griechenland in nachpalatialer Zeit
Annie Caubet
Le
Travail de L'ivoire au Levant, De la Fin De L'âge Du Bronze au Début de L'âge du Fer: Continuité et Rupture
Karl Jansen-Winkeln
Ägyptische Geschichte im Zeitalter der Wanderungen von Seevölkern und Libyern
J. David Hawkins
Anatolia: The end of the Hittite Empire and after
Alexander Pruss
Ein Licht in der Nacht? Die Amuq-Ebene während der Dark Ages
-
Im 3. Jahrtausend BC
Andrew Fitzpatrick
In his hands and in his head: the Amesbury Archer
as magician.
in: Peter Clark: Bronze Age Connections. cultural contact in prehistoric Europe. VIII, 188 S. Oxford 2009: Oxbow.
Um 2.200 BC begann die Frühe Bronzezeit in Mitteleuropa und erreicht Nordeuropa um 1.800 BC.
Khazanov, A.M.
Specific characteristics of Chalcolithic and Bronze age pastoralism in the Near East.
In: Nomads, Tribes, and the State in the Ancient Near East: Cross-Disciplinary Perspectives, J. Szuchman (Hg.), S. 119-127. The Oriental Institute of the University of Chicago, Chicago 2009.
Kristian Kristiansen
Thomas S. Larsson
The Rise of Bronze Age Society. Travels, Transmissions and Transformations.
Cambridge 2005: Cambridge University Press.
Die Städte der Sumerer liegen nicht nur im fruchtbaren Zweistromland, sondern verkehrsgünstig am Schnittpunkt der Wege nach Indien (Indus), Persien, Ägypten, Levante, Anatolien.
Die Wurzeln der ersten schriftlich gefassten
Heldenreise, dem
Gilgamesch-Epos, führen an den Anfang des 3. Jahrtausends zu seinem Vater
Lugalbanda
und seiner Mutter
Ninsun
, einer Göttin, auch Gula ( →
Gula/Steinmann ) und sumerisch Ninisina, deren Attribute Hund und
Stab (Gamlum) sind.
Agouridis, Christos
Sea routes and navigation in the third millennium Aegean
Oxford Journal of Archaeology OJA 16 (1997) 1–24
DOI
Selz, Gebhard
Feeding the Travellers: On Early Dynastic Travel, Travel Networks and Travel Provisions in the Frame of Third Millennium Mesopotamia
S. 261-279 in: Milano, Lucio (Hg.): Paleonutrition and food practices in the ancient Near East: towards a multidisciplinary approach.Tagungsband Venezia 2006. Padova 2014
Es geht um Bezeichnung für 'trading-posts', also Stationen für Reisende in Sachen »travelling, trade and commerce «, die eben auch Nahrung bereit halten mussten.
Elfenbeinstudien
Die archäologische und naturwissenschaftliche Elfenbeinforschung ermöglicht es, Elfenbein des afrikanischen und asiatischen ebenso zu unterscheiden wie das Elfenbein von Nilpferd, Wal oder fossiles Elfenbein und nicht nur Herkunftsregionen zuzuordnen, sondern damit die Verbindungswege und -achsen zwischen der Iberischen Halbinsel, Nordafrika und dem Vorderen Orient seit dem 3. Jahrtausend BC zu rekonstruieren.
Götterreisen
Klaus Wagensonner
“Wenn Götter reisen …” Götterreisen, -prozessionen und Besuchsfahrten in den sumerischen literarischen Texten.
Diplomarbeit Universität Wien 2005.
Online. Mit einer ausführlichen Darstellung der Forschungsliteratur; darin u.a.:
Götterreise Ninurta(k)s nach Eridug
Pabilsağs Reise nach Nippur
Nin-Isina(k)s nach Nippur
Sîn-iddinams Reise mit Nanna® nach Nippur
Die Terminologie der Reise
Zu Schiff und auf dem Wagen. Transportmittel der Götter
Manuel Ceccarelli
Götterreise oder Herrscherreise oder vielleicht beides?
Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 97 (2007) 541–559
Manuel Ceccarelli
Enkis Reise nach Nippur S. 89–118 in: Mittermayer, Catherine; Ecklin, Sabine (Hg.): Altorientalische Studien zu Ehren von Pascal Attinger: mu-ni u4 ul-li2-a-aš ĝa2-ĝa2-de3. Göttingen 2012: Vandenhoeck Ruprecht
Mensch & Pferd unterwegs
Das Pferd erscheint als Nutztier etwa um 3000 BC in Zentralasien, während die ältesten Pferdeskulpturen bereits im 5. Jahrtausend BC in der Samara-Kultur an der Wolga gefunden wurden. Die an der Wolga nachfolgende Chvalynsk-Kultur kennt bereits Szepter mit Pferdeornamentik.
Mensch & Kamel unterwegs
Mensch & See bis zur Zeitenwende
5000 BC: Ägypter bauen lange, schmale Boote aus Schilf mit einfachen Segeln an einem Mast und befahren damit den Nil, wie auf Abbildungen zu sehen ist.
3000 BC: Die (seefahrenden) Phönizier werden in der Region des heutigen Libanon geschichtlich fassbar.
2900 BC: Die ältesten archäologischen Befunde für Segelboote im Alten Ägypten.
2700 BC: In Ägypten werden Holzschiffe gebaut und für den Seehandel eingesetzt.
2600 BC: Zwischen Ägypten und Phönizien bestehen Handelsbeziehungen, daher ist ein Seeverkehr mit phönizischen Schiffen von Byblos Voraussetzung.
Eine mehr als 44 Meter lange Barke aus Zedernholz wurde nahe der Gizeh-Pyramdie ausgegraben (»Khufu-Ship«).
In der Epoche 2800-2300 BC finden sich Schiffsabbildungen auf den Kykladen (»Kykladenpfannen«).
2300 BC: Küstenhandelsschiffe fahren vom Indus-Tal nach Mesopotamien.
Von etwa 1550 BC bis etwa 300 BC nutzen die Phönizier (ein Volk der alten Kanaan-Kultur) eine Vorform der Galeere als Handels- und Kriegsschiff.
Milán Quiñones de León, M.ª S.
Mycenaean Routes towards the West.
Gerión 40.2 (2022) 377-403.
1200 BC: Ein unbekanntes Großereignis (Vulkanausbruch, wiederholte Erdbeben, Klimaänderung) führt zu Migrationen im östlichen Mittelmeer, die das Ende der Bronzezeit einleiten und zum Niedergang mehrerer Großreiche führen. Die Quellen erwähnen zudem raubende und plündernde »Seevölker« unbekannter Herkunft, wörtlich: »Leute von [den Inseln] inmitten des Meeres« (iww ḥr jw-ib w3ḏ-wr).
Molloy, B.
Was There a 3.2 ka Crisis in Europe? A Critical Comparison of Climatic, Environmental, and Archaeological Evidence for Radical Change during the Bronze Age–Iron Age Transition.\ J Archaeol Res (2022).
DOI
1000 BC: Phönizier und Griechen entwickeln neue Schiffstypen, den Lastsegler und die Galeere.
600 BC: Der ägyptische Pharao Necho
II. beauftragt Phönizier, die Küsten Afrikas zu erkunden. Herodot (~485–425) berichtete, dass diese 596 BC im Roten Meer südwärts segelten und 594 BC die Mündung des Nils erreichten, also Afrika umschifft hatten. Die antiken Geographen Eratosthenes (~276–194 BC) und Ptolemäus (~160–100 BC) wiesen dies als unwahr zurück, Aufzeichnungen in den ägyptischen Archiven wurden nicht gefunden.
550 BC: An der Atlantikküste Afrikas wird die karthagische Kolonie Larache gegründet, heute El Araish.
Plinius der Ältere
(um 23 – 79 n. Chr.) berichtet von einem Periplus des
Himilco
(auch: Himilkon, phönizisch Chimilkât), einem
phönizischen Seefahrer aus Karthago, der im späten
6. Jahrhundert als Erster der westlichen Küste Europas bis Norwegen gefolgt sein soll.
Blázquez y Delgado-Aguilera, Antonio
El periplo de Himilco.
Siglo VI. antes de la Era cristiana, según el poema de Rufo Festo Avieno titulado „Ora Maritima“ [lines 80-416. With the text and a Spanish translation]. Descripción de las costas portuguesas y españolas desde el cabo San Vicente hasta Gibraltar. Con un mapa. Por Antonio Blázquez y Delgado-Aguilera.
71 S. 1 Karte, Madrid 1909: Patronata de Huérfanos de Administración Militar.
Carreras i Candi, Francesc; Martin, Albert (editor), Blazquez, Antoni
Mapa del Périplo o viatge d'Himilco a la Península en lo segle VI abans de J. C. / per Antoni Blazquez. Institut Cartogràfic i Geològic de Catalunya 2012
515 BC: Dareios
I. ließ den von Nechos
II. begonnenen Kanal zwischen Nil und Rotem Meer fertigstellen.
Scylax
erforscht
vor 514 BC für den persischen Großkönig
Dareios
I. den Indus und den Seeweg über den Indischen Ozean nach Ägypten. Dafür war er 30 Monate unterwegs.
Herodot
und
Hekataios
benutzten seinen
Periplus, dieser ging jedoch später verloren.
500 BC: Die Phönizier bauen nun Schiffe mit zwei großen Masten.
Hanno
»der Seefahrer« [vor
480–440 BC] umsegelte Afrika bis zum Golf von Guinea und hinterließ den
Periplus (= Periplus Hannonis, = Hanno Carthagiensis),
Online. Dass er die Sonne auf der falschen Seite stehen sah, kann als Beleg dafür gedeutet werden, dass er den Äquator überquert hatte. Sein Periplus ist erhalten.
Karl Bayer
Periplus Hannonis.
S. 337 in: Gaius Plinius Secundus der Ältere: Naturkunde (Historia naturalis), lateinisch–deutsch. Buch V. Zürich/München 1993: Artemis
Medas, Stefano
„–Essendo finiti i viveri, non navigammo oltre“
Introduzione allo studio del Periplo di Annone.
53 S., (=Temi di archeologia punica 2) Lugano, Lumières Internationales 2006: Athenaion.
Francis Joannès
L'itinéraire des Dix-Mille en Mésopotamie et l'apport des sources cunéiformes
in: Dans les pas des Dix-Mille, Pallas 43 Topoi, volume 7/1, 1997. pp. 363-370. Xenophon
beschrieb in der Anabasis den Feldzug des jüngeren Kyros gegen Artaxerxes II. im Jahr 401 vor Christus.Der Karthager Hanno
der Seefahrer (~480–440 BC) erkundet um 470 BC die Atlantikküste Afrikas, überquert dabei den Äquator und erreicht möglicherweise den Golf von Guinea.
Der dem dem Skylax von Karyanda
zugeschriebene, wahrscheinlich jedoch von einem unbekannten Autor im 4. Jahrhundert BC verfasste Periplus beschreibt die Küsten des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres mit Städten, Flüssen, Häfen, Bergen.
Scylax de Caryanda
, Graham Shipley
(Hg.)
Pseudo-Skylax's Periplous
The circumnavigation of the inhabited world.
XII, 244 S., Exeter 2011: Bristol phoenix Press.
Kos, Marjeta Šašel
The ‘great lake’ and the Autariatai in Pseudo-Skylax.
MEFRA Mélanges de l'École française de Rome - Antiquité [En ligne], 125-1|2013.
Online
Die Autorin plädiert für die Identität von Hutovo Blato mit dem im Periplus erwähnten Fluss Naron, 10 km östlich von Metković.
Pytheas
(~370–~310), ein griechischer Seefahrer, segelte die eurpoäische Küste nordwärts, erreichte sicher England und Treibeisgebiete. Möglicherweise ist Island identisch mit dem von ihm genannten Thule. Sein Bericht Über den Ozean (Περὶ τοῦ ᾿Ωκεανοῦ Perì toũ Okeanoũ) ist verloren.
320 BC: Nearchos
(360–314) segelte als Teilnehmer von Alexanders
Feldzügen vom Indus zum Persischen Golf. Sein Bericht ist verloren, jedoch von anderen Autoren umfassend zitiert worden.
320 BC: Der vormalige General, Leibwächter und Freund
Alexander des Großen
wird als
Ptolemäus
I. Nachfolger Alexanders auf dem ägyptischen Thron. Als Pharao gründet er die berühmte Bibliothek von Alexandria, deren Aufgabe es auch war, die Segelberichte (Periplus) jedes einlaufenden Schiffes zu sammeln und so geographisches Wissen zu speichern
20).
280 BC: Auf der Insel Pharos vor Alexandria wird ein großer Leuchtturm für die Schifffahrt gebaut, der später als eines der
sieben Weltwunder bekannt wird.
260 BC: Eine karthagische Quinquereme (Fünfruderer – damals die größten Kriegsschiffe) wird von den Römern erbeutet und dient als Modell für die erste römische Flotte.
118 BC: Eudoxos
aus Kyzikos (Kyzikēnós, Cyzicus), ein griechischer Seefahrer, erkundete im 2. Jahrhundert v. Chr. für Ptolemaios
VIII., König der hellenistisch-ptolemäischen Dynastie in Ägypten, das Arabische Meer. Dadurch entdeckte er den Seeweg von Ägypten entlang der Arabischen Halbinsel bis nach Indien. Dass diese Route bereits 514 BC von Scylax
befahren wurde, war in Vergessenheit geraten. Bei Eudoxos' Versuch Afrika vom Mittelmeer aus zu umrunden wurde sein Schiff zuletzt vor Marokko gesichtet.
100 BC: Die größten Lastschiffe des Mittelmeers werden nun von den Römern gebaut.
30 BC: Mit der Übernahme des ptolemäischen Ägypten durch Octavian
für Rom kontrolliert Rom das gesamte Mittelmeer. Es übernimmt auch den (Gewürz-)Handel mit Indien. Damit einher geht ein besonderes Interesse für den Schiffverkehr im Indischen Ozean.
Periplus Maris Erythraei Περίπλους τῆς Ἐρυθράς Θαλάσσης `Küstenbeschreibungen des Erythräischen Meeres´ [= Rotes Meer & Teile des Indischen Ozeans] aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Online
original und in
englischer Übersetzung .
Lionel Casson
The Periplus Maris Erythraei.
Text with introduction, translation, and commentary.
Princeton University Press, Princeton 1989
Im pazifischen Raum
Genomuntersuchungen bestätigen eine erste Siedlungswelle durch den Homo sapiens vor 45.000 Jahren, die unter anderem auch Papua-Neuguinea erreichte. Man kann daher auf Bootsbau schließen. Da jedoch zahlreiche Inseln unbewohnt blieben, werden längere Bootspassagen eher die Ausnahme gewesen sein. Eine zweite Siedlungswelle ging vor 5.000 Jahren von Taiwan aus, führte aber erst vor rund 3.000 Jahren zu einer intensiveren Vermischung der beiden Gruppen. 21) Die austronesische Expansion beginnt in Taiwan.
4500 BC: Völker der Dapenkeng-Kultur aus dem Südosten Chinas besiedeln die Insel Taiwan 130 Kilometer vor der chinesischen Küste. Dort lebten bereits frühere Einwohner, die vor rund 20.000 Jahren über eine Landbrücke aus China kamen. Von ihnen stammen die austronesischen Völker ab.
3000 BC: Seefahrende austronesische Völker aus Taiwan besiedeln den Batanes-Archipel und den Norden von Luzon.
Die
Lapita-Kultur, benannt nach dem Fundort auf Neukaledonien, entwickelt bis zu 20 Meter lange Auslegerkanus (waga) mit Doppelrumpf, Mattensegeln und einer großen Plattform für Menschen, Tiere und Lasten. Damit beginnt die austronesische
Expansion über tausende Kilometer bis Mikronesien, Polynesien, Melanesien und Madagaskar.
2000 BC: Zwischen den austronesischen Siedlungen in Taiwan und den nördlichen Philippinen wächst ein Seehandelsnetz für Jade, das sich nachfolgend auf das Südchinesische Meer ausdehnt (500 v. Chr. bis 500 n. Chr.), also die Sa Huỳnh-Kultur in Vietnam mit Gebieten in Sarawak, Ostkambodscha, Zentral- und Südthailand verband.
1500 BC: Die polynesische Besiedlung von Ozeanien erreicht über die Philippinen das Inseldreieck Tonga, Fidschi, Samoa.
Seefahrende austronesische Völker etablieren Handelsrouten mit Südindien und Sri Lanka, Ostasien, der Arabischen Halbinsel und Ostafrika, ein gewachsenes Seehandelsnetzwerk im Indischen Ozean, basierend auch auf dem Gewürzhandel und später Teil der maritimen Seidenstraße.
Es waren wahrscheinlich seefahrende austronesische Völker, die vom Bismarck-Archipel aus die Marianen besiedelten. Das wäre damit die erste und längste Langstreckenfahrt in Ozeanien.
1000 BC: Ankunft der Polynesier im polynesischen Dreieck, auf den Cookinseln, in Tahiti und auf den Marquesas-Inseln, auf Palau und Yap in Westmikronesien.
500–1200 AD: Genetische Befunde belegen, dass die Osterinsel ein später Teil der polynesische Besiedlung ist, aus der Region Mangareva, Henderson, Pitcairn kommend und keinesfalls vor 500 AD erfolgte. Ein Siedlungseinfluss aus Südamerika wird ausgeschlossen.
22)
um 1200: Eine umfangreiche DNA-Untersuchung zeigt 2020, dass präkolumbische Zenú aus Südamerika (Kolumbien) und Polynesier einmaligen Kontakt hatten, zeitgleich mit der Besiedlung Ostpolynesiens, jedoch vor der Besiedlung von Rapa Nui.
23)
Perspektiven
Raum & Orientierung
Reisen zu Zielen der Phantasie
Dilmun
erscheint erstmals in der sumerischen Erzählung von der Sintflut als Ort der Rettung im Sinne eines Paradieses, als Sitz der Göttin Ninlil, später wiederholt als blühender Ort mit Süsswasser, möglicherweise zeitweise mit der Insel Bahrain zu identifizieren, deren Name auf Wasser verweist. Später belegt durch Sargon von Akkad
(um 2356 bis 2300 BC) Schiffe aus Dilmun in den Hafen seines Reiches und ab 2050 BC wird ein Königreich von Dilmun wiederholt genannt, das möglicherweise identisch ist mit dem Garten Eden der Bibel.
Howard-Carter, Theresa
Dilmun: At Sea or Not at Sea? A Review Article.
Journal of Cuneiform Studies. 39.1 (1987) 54–117. doi:10.2307/1359986
W. F. Albright
The Location of the Garden of Eden.
The American Journal of Semitic Languages and Literatures. 39.1 (October 1922) 15–31.
doi:10.1086/369964
Hamblin, Dora Jane
Has the Garden of Eden been located at last? Smithsonian Magazine. 18.2 (Mai 1987)
Punt
In altägyptischen Inschriften umfasst das Goldland auch
Ta Neher `Gottesland´ und war der Göttin Hathor geweiht. Zwar berichten die Inschriften von mehreren Expeditionen dorthin, jedoch ist deren geographisches Ziel schwer zu fassen; wahrscheinlich handelt es sich um Gebiete im Raum Eritrea - Äthiopien - Nordwest-Somalia. Möglicherweise ist Punt identisch mit dem Goldland der Bibel,
Ophir, oder mit
Opone Οπώνη, einem Handelsort, der von
Claudius Ptolemäus
24) und im
Periplus Maris Erythraei aufgezählt wird.
Der Blick zurück: Themen, Epochen, Perspektiven
H. Köpp
Reisen in Prädynastischer Zeit und Frühzeit
In: E.-M. Engel/V. Müller/U. Hartung
Zeichen aus dem Sand.
Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer (Wiesbaden 2008) 401-412
H. Köpp
Weibliche Mobilität im Alten Ägypten. Frauenreisen in Sänften und auf Streitwagen
In: Miscellanea in honorem Wolfhart Westendorf
Göttinger Miszellen Beiheft 3 (Göttingen 2008) 34-44
H. Köpp
Desert travel and transport in ancient Egypt
An overview based on epigraphic, pictorial and archaeological evidence
In: F. Förster/H. Riemer (eds.)
Desert Road Archaeology in Ancient Egypt and Beyond
Africa Praehistorica 27 (Köln 2013) 103-127
O. C. Aslaksen
Travellers of the Bronze Age.
Archaeologia Austriaca 99 (2015) 11–30.
A. Jockenhövel
Räumliche Mobilität von Personen in der mittleren Bronzezeit des westlichen Mitteleuropa.
Germania 69 (1991) 49–62.
K. Kristiansen
,
T. B. Larsson
The Rise of Bronze Age Society. Travels, Transmission and Transformations.
XIV, 449 S. Cambridge 2005.
Bianka Nessel
,
Daniel Neumann
,
Martin Bartelheim
Transporte, Transportwege und Transportstrukturen. Bronzezeitlicher Transport: Akteure Mittel Und Wege.
410 S.(=Vorträge der Tagung „Transporte, Transportwege und Transportstrukturen“ der Arbeitsgemeinschaft Bronzezeit. Tübingen 2018: Tübingen University Press.
Weiträumige und überregionale Kontakte setzen (urbane) Zentren und eine hierarchische Verwaltung (Bürokratie) voraus und ermöglichen den Transfer von Wissen und kulturellen Werten, der mit dem Transport von
Lasten und Menschen einhergeht. Damit beschäftigen sich die Beiträge der Tagung,
Inhalt u.a.:
Nikolaus Boroffka
Bronzezeitlicher
Transport. Akteure, Mittel und Wege. Eine Einführung in das Thema.
Bine Kramberger, Anja Hellmuth Kramberger
Von neolithischen „Großen Müttern“ bis zu sumerischen Königen.
Ein Überblick zum Nachweis des
Transports auf dem Kopf in der Vor- und Frühgeschichte.
Bianka Nessel, Claes Uhner
Spezialisierte Transporteure in der Bronzezeit?
Überlegungen zu Natur und Organisation von Nah- und Ferntransporten in
Europa nördlich des Balkan-Gebirges.
Stefan Burmeister
Die drei großen W: Waren -
Wagen -
Wege.
Überlegungen zum Überlandverkehr in prähistorischer Zeit, mit besonderem Blick auf Nordwestdeutschland.
Elke Kaiser
Räderfahrzeuge in der frühen Bronzezeit Osteuropas (2300-1800 v. Chr.)
Flemming Kaul
Middle Bronze Age Long Distance Exchange.
Early Glass, Amber and
Guest-Friendship, Xenia
Gisela Woltermann
Über Wasser, über Land. Aspekte des
Transports in der Jungbronzezeit am Beispiel Nordwestdeutschlands.
Franziska Faupel, Oliver Nakoinz
Rekonstruktion des
Wegesystems und Identifikation von
Wegparametern der Bronzezeit in Schleswig-Holstein.
Daniel Neumann
Das älterurnenfelderzeitliche Metalldepot aus Zlatten, Steiermark. Ein Beitrag zu bronzezeitlichen
Routen in
Gebirgszonen.
Carolin Frank
Überblick zu Aspekten einer möglichen Seefahrts
route entlang der südanatolischen Küste während des 3. Jtsd. v. Chr.
Magda Pieniqzek, Peter Pavük, Ekin Kozal
The Troad, South Aegean, and the Eastern
Mediterranean.
Long-Distance Connections during the Middle and Late Bronze Age
M. Uckelmann
Land Transport in the Bronze Age.
In: H. Fokkens, A. Harding (Hg.): The Oxford Handbook of Bronze Age Europe (Oxford 2012) S. 398–413.
J. Varberg
, B. Gratuze
, F. Kaul
Between Egypt, Mesopotamia and Scandinavia.
Late Bronze Age Glassbeads Found in Denmark.
Journal of Archaeological Science 54 (2015) 168–181.
Ab etwa 4.000 BC
Stone Age Connections. Mobilität zu Ötzis Zeiten.
Sonderausstellung im Südtiroler Archäologiemuseum 22. November 2021 bis 7. November 2022
Anhand bedeutender Funde aus dem Alpenraum werden die Wege und Handelsbeziehungen im 4. und 3. Jahrtausend v.Chr. nachvollzogen.
Bryony Coles
The wetland revolution in prehistory.
Proceedings of a conference held by The Prehistoric Society and WARP at the University of Exeter, April 1991 / IV, 153 S.: Ill., maps, photos. Pfahlbausiedlungen im Hochwasserbreich von Seen erscheinen ab dem 4. Jahrtausend BC. Besonders bekannt sind die Pfahlbauten rund um den Bodensee (s.
Ausstellungen). Hier werden darüber hinaus behandelt: Japan, New Guinea Highlands, Irish wetland, Poland, Northwestern Russia, northwest coast of North America, Florida.
Um 4.000 BC verwenden Bauern in Ägypten und Mesopotamien den einfachen Handpflug.
Auf etwa 3.500 BC wird der älteste erhaltene Lederschuh (»Areni-1 shoe «) datiert, gefunden in einer Höhle in Armenien. Weitere Funde aus diesem Jahrtausend gab es in Italien, der Schweiz und in Israel (Sandalen).
Pinhasi R, Gasparian B, Areshian G, Zardaryan D, Smith A, Bar-Oz G
, et al.
First Direct Evidence of Chalcolithic Footwear from the Near Eastern Highlands.
PLoS ONE 5(6):(2010) e10984.
DOI
Nach 3.000 BC ziehen Ochsen schwere Pflüge, das setzt Joch und Beschirrung voraus.
Gleichzeitig setzt sich der Hebel als Werkzeug durch.
Ebenfalls um diese Zeit wird das Trampeltier im mongolisch-chinesischen Raum domestiziert.
In Maykop-Bronzekesseln wurde zwischen 3.520 und 3.350 BC in der kaukasischen Steppe Hirsch- oder Rindergewebe von Kühen, Yaks oder Wasserbüffeln gekocht, aber auch die Milch von Schafen und Ziegen.
Wilkin, Shevan
et al
Curated cauldrons: Preserved proteins from early copper alloy vessels illuminate feasting2practices in the Caucasian steppe.
iScience from Cell Press. 2023.
DOI
Mensch & Esel unterwegs
Esel erscheinen als
Nutztier im ausgehenden 4. Jahrtausend in der Levante und in Ägypten, der Heimat der Wildform Equus asinus.
Um 3.300 BC stirbt ein Mann auf dem Hauslabjoch, bekannt als »
Ötzi«, alleine unterwegs und mit erhaltenem
Reisegepäck.
Mensch & Wagen
Hamaxoikoi `
Wagenbewohner´ als pontische Steppenbewohner/Skythen
Um 3.500 BC
Wagenbau im nordwestlichen Europa, im donauländischen Raum und in Mesopotamien.
-
Littauer, M., & Crouwel, J.
Wheeled Vehicles and Ridden Animals in the Ancient Near East.
Leiden 1979.
Pare, C.
Wagons and Wagon-Graves of the Early Iron Age in Central Europe.
Oxford University Commitee for Archaeology Monograph 35. Oxford 1992.
Schouvsbo, P. O.
Oldtidens vogne i norden.
Fredrikshavn 1987
S. Burmeister
Rad und Wagen.
Der Ursprung einer Innovation. Wagen im Vorderen Orient und Europa.
Ausstellungsband: vom 28 März bis 11. Juli 2004 im Landesmuseum für Natur und Mensch. 531 S., Beiheft Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland 40 Mainz 1987
Niklas Pfeiffer
Pferd und Wagen auf Felsbildern.
Die Darstellung von Radfahrzeugen und Zugtieren in der Felskunst der europäischen Bronzezeit. Ein paneuropäischer Vergleich einer problematischen Quellengattung.
Freie Universität Berlin Institut für Prähistorische Archäologie Seminar: Transport in der Bronzezeit Prof. Dr. Elke Kaiser Berlin, 10.03.2016
Stefanie Leisentritt
Welche Bedeutung hat die Darstellung wagenfahrender Gottheiten auf den Denaren der Römischen Republik?
GRIN Verlag, 2009
Arbeitsgemeinschaft Bronzezeit,
Bianka Nessel
,
Daniel Neumann
,
Martin Bartelheim
Bronzezeitlicher Transport: Akteure, Mittel und Wege.
410 S. Tübingen University Press, 2018.
Tagungsband: Jahressitzung Arbeitsgemeinschaft Bronzezeit, 30.-31. Oktober 2015 Universität Tübingen. Inhalt u.a.
Bine Kramberger, Anje Hellmuth Kramberger
Von neolithischen „Grossen Müttern“ bis zu sumerischen Königen. Ein Überblick zum Nachweis des
Transports auf dem Kopf in der Vor- und Frühgeschichte
Bianka Nessel, Claes Uhnér
Spezialisierte
Transporteure in der Bronzezeit? Überlegungen zu Natur und Organisation von Nah- und Ferntransporten in
Europa nördlich des
Balkan-Gebirges
Stefan Burmeister
Die drei grossen W: Waren,
Wagen,
Wege. Überlegungen zum Überlandverkehr in prähistorischer Zeit, mit besonderem Blick auf Nordwestdeutschland
Elke Kaiser
Räderfahrzeuge in der frühen Bronzezeit Osteuropas
(2300-1800 v. Chr.)
Claudia Pankau
Middle Bronze Age long distance exchange. Early glass, amber and
guest-friendship, Xenia
Gisela Woltermann
Über Wasser, über Land. Aspekte des
Transports in der Jungbronzezeit am Beispiel Nordwestdeutschlands
Franziska Faupel, Oliver Nakoinz
Rekonstruktion des
Wegesystems und Identifikation von Wegparametern der Bronzezeit in Schleswig-Holstein
Carolin Frank
Überblick zu Aspekten einer möglichen Seefahrts
route entlang der südanatolischen Küste während des
3. Jtsd. v. Chr.
Magda Pieniążek, Peter Pavúk, Ekin Kozal
The Troad, South Aegean, and the eastern Mediterranean. Long-distance connections during the Middle and Late Bronze Age
Steppennomaden
Im 7. Jahrtausend BC bildet sich bei den Steppennomaden im Raum der Wolga eine proto-indoeuropäische Sprache und Kultur. Um 3.000 BC beginnt die Migration insbesondere mit dem Hirtenvolk der Jamnaja nach Westen in der ponto-kaspischen Steppe. Der Genfluss zeigt Verbindungen zwischen sibirischen und skandinavischen Gruppen. Das korreliert mit der zunehmenden Rolle der Milch von Kühen, Schafen, Ziegen und in geringerem Maße von Pferden in der Ernährung. »Die Bevölkerungen der Steppe nutzten die Tiere nicht mehr nur für den Fleischkonsum, sondern auch wegen weiterer Eigenschaften: unter anderem wegen ihrer Milch oder als Transportmittel«, sagt Nicole Boivin
, Direktorin der Abteilung für Archäologie am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. Es scheint jedoch mehrere Faktoren für diesen Prozess gegeben zu haben, deren Zusammenwirken noch nicht verstanden ist.
Die proteinreiche Ernährung fördert die Domestikation der Tiere, domestizierte Pferde wurden eingesetzt als Zugtiere für Wagen und später als Reittiere. In der nachfolgenden Migration durch Europa gehen andere Völker auf, dabei bilden sich bis etwa 1000 BC die indoeuropäischen Sprachen zwischen Island und Indien.
Haak, W. et al.
Massive migration from the steppe was a source for Indo-European languages in Europe.
Nature 522, 207–211 (2015).
Online
Anthony, D. W.
The Horse, the Wheel, and Language
Princeton Univ. Press, 2007
Maran, Joseph, Philipp Stockhammer
Appropriating innovations entangled knowledge in Eurasia, 5000-1500 BCE.
268 S. Oxbow Books, 2017
Chechushkov, I. V. & Epimakhov, A. V.
Eurasian steppe chariots and social complexity during the Bronze Age.
J. World Prehist. 31, 435–483 (2018).
Die »indoeuropäische Globalisierung« setzte zum Ende der letzten Eiszeit ein. Aus ihr gingen die frühen Hochkulturen in Griechenland, Italien, Kleinasien, Persien und Indien hervor.
Kohl, P. L.
The Making of Bronze Age Eurasia Cambridge Univ. Press, 2007
Haarmann, Harald
Auf den Spuren der Indoeuropäer
Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den frühen Hochkulturen.
368 S., München: C.H. Beck 2016.
Alexander Häusler
Nomaden, Indogermanen, Invasion. Zur Entstehung eines Mythos.
(Orientwissenschaftliche Hefte 5; Mitteilungen des SFB „Differenz und Integration“ 3). 154 S. Halle 2002
Online
Elke Kaiser
Rinder und Räder
Zwei innovative Entwicklungen, die das Leben in der Steppe veränderten?
S. 47-59 in: Gerd Graßhoff, Michael Meyer
(Hg.)
Innovationen der Antike Mainz: Philipp von Zabern, 2018
Klassen, Lutz
Jade und Kupfer
Untersuchungen zum Neolithisierungsprozess im westlichen Ostseeraum unter besonderer Berücksichtigung der Kulturentwicklung Europas 5500-3500 BC.
Arhus 2004: Jutland Archaeological Society, Moesgard Museum
Transhumanz, Wanderschafhaltung oder Wanderweidewirtschaft entstand als Wirtschaftsform wahrscheinlich schon um 5000 BC in den Südwest- und Südalpen. Dabei werden Ackerbau und Viehwirtschaft in getrennten Regionen betrieben.
Pro Vita Alpina und Kulturverein Schnalstal
Transhumanz. Grenz- und Gletscherüberschreitende Schafwandertriebe zwischen Süd- und Nordtirol in den Ötztaler Alpen Schnalstal – Ötztal – Passeiertal. Bewerbung um Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Österreichische UNESCO-Kommission. Literatur S. 9–10; Filmographie S. 11; hervorgehoben werden die Strecken über das Hochjoch (2885 m), das Niederjoch (3017 m) zwischen Schnalstal und Ötztal, das Gurgler Eisjoch und das Timmerjoch.
Seefahrer & Megalitherbauer
Rund 35.000 Megalith-Denkmäler sind heute in Europa bekannt und erhalten. Entstanden sind sie alle zwischen 4500-2500 BC.
Megalithdenkmäler, seltene Steinprodukte (z.B. polierte Klingen) und Keramikdekoration dienen als archäologische Belege für prähistorische Mobilität. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends BC entstand die Megalithtechnik im Nordwesten Frankreichs und breitete sich von dort innerhalb von 200–300 Jahren aus nach Südfrankreich, in den Nordosten der Iberischen Halbinsel, nach Korsika, Sardinien, auf das italienische Festland und in den Westen der Iberischen Halbinsel. Die Region Morbihan erscheint dabei als Knotenpunkt. In Menhire eingravierte Zeichen erscheinen auch an anderen Orten Europas, aber nicht dazwischen. Dies kann als Beleg für Schifffahrt über weite Strecken gewertet werden, zumal Schiffszeichnungen auf den Menhiren zu erkennen sind. Inwieweit Migration, Seefahrt und Megalith-Kultur zusammenhängen, untersucht das Projekt NEOSEA.
Bettina Schulz Paulsson
Time and Stone: The Emergence and Development of Megaliths and Megalithic Societies in Europe.
Diss. Kiel. Oxford: Archaeopress, 2017, XIV 376 S., 209 Abb., 10 Tafeln
Cassen, S.
,
Rodríguez-Rellán, C.
,
Fábregas Valcarce, R.
,
Grimaud, V.
,
Pailler, Y.
, &
Schulz Paulsson, B.
Real and ideal European maritime transfers along the Atlantic coast during the Neolithic.
Documenta Praehistorica, 46 (2019)308–325.
DOI
Ab etwa 8.000 BC
Das älteste Steinbauwerk Europas wurde vor Rerik in 21 Meter Tiefe in der Ostsee gefunden: eine rund 971 Meter lange Mauer, bestehend aus etwa 1.700 Steinen und diente steinzeitlichen Jägern zur Rentierjagd. Sie entstand, bevor die Gletscher nach der Eiszeit vollständig geschmolzen waren (Littorina transgression) und bevor die Rentiere aus der Region abwanderten, also vor 8.000 BC. Das Bauwerk fügt sich ein in ein Gesamtbild zahlreicher steinzeitlicher Funde in der Region; die These der Nutzung zur Jagd wird belegt durch eine Tabelle vergleichbarer Bauwerke in der nördlichen Hemisphäre.
Jacob Geersen
et al.
A submerged Stone Age hunting architecture from the Western Baltic Sea.
PNAS 12.02.2024 (121 (8) e2312008121)
Online
S. Hartz
et al.
Prehistoric Settlements in the South-Western Baltic Sea Area and Development of the Regional Stone Age Economy
Bericht der Romisch-Germanischen Kommission, 92 (2014) 77–210.
H. Jöns
et al.
Germany: Submerged sites in the South-Western Baltic Sea and the Wadden Sea.
S. 95–123 in: G. Bailey et al. (Hg.): The Archaeology of Europe’s Drowned Landscapes, Coastal Research Library. Springer 2020.
Malgorzata Kaczanowska
, Janusz K. Kozlowski
Mesolithic Obsidian Networks in the Aegean
S. 17-26 in: Unconformist Archaeology. Papers in Honour of Paolo Biagi. Oxford 2013: Archaeopress.
B. Horejs
,
B. Milić
,
F. Ostmann
,
U. Thanheiser
,
B. Weninger
,
A. Galik
The Aegean in the early 7th millennium BC: Maritime networks and colonization.
Journal of World Prehistory 28 (2015) 289–330.
DOI
Die Neolithisierung scheint sich von der Levante und Obermesopotamien westlich ausgebreitet zu haben:
zum einen auf dem Festland durch Anatolien
zum anderen maritim auf Seerouten im östlichen Mittelmeerraum und in der Ägäis
Dieser Beitrag konzentriert sich auf die maritime Ausbreitung des neolithischen Lebensstils am westlichen Rand des anatolischen Subkontinents in den frühesten Phasen der Sesshaftigkeit. Die Verbreitung von Melian-Obsidian lässt sich durch ein maritimes
Netz der präkeramischen Jungsteinzeit (PPN) zwischen Kappadokien/Kilikien und Zypern deuten und setzt Methoden zur erfolgreichen Navigation früher (epipaläolithischer/mesolithischer ) mobiler Gruppen im frühen 7. Jahrtausend v. Chr. über das offene Meer voraus, noch vor der Ausbreitung der Landwirtschaft. Danach erst entstanden die ersten dauerhaften Siedlungen an der anatolischen Ägäisküste. Diese Arbeit verknüpft mit dem Longue-Durée-Modell Ausgrabungsergebnisse aus Çukuriçi Höyük mit Subsistenzstrategien an der Küste, Materialien, handwerklichen Techniken und Symbolik, mit Ernährung und dem Austausch von Obsidian. Siedlungen im Landesinneren werden erst für eine spätere Periode angenommen.
Kaczanowska, M.
, J. K. Kozłowski
The Aegean Mesolithic: Material culture, chronology, networks of contacts.
Eurasian Prehistory 11.1-2 (2014) 31–62.
Carter, T.
,
D. A. Contreras
,
J. Holcomb
,
Danica D Mihailović
,
P. Karkanas
,
G. Guérin
,
N. Taffin
,
D. Athanasoulis
,
C. Lahaye
Earliest occupation of the central Aegean (Naxos), Greece: Implications for hominin and Homo sapiens’ behavior and dispersals.
Science Advances 5.10 (2019)
DOI
Mensch & Rind, Ochsenstachel
Rinder erscheinen als Nutztier nach 8.000 BC in Südostanatolien am Taurusgebirge, etwa um 6.500 BC ist die Milchnutzung in Westanatolien und der Levante zu finden. Weil die Laktosetoleranz erst 5.500 BC in Europa einsetzt, müssen Milchprodukte wie Käse, Butter, Butterfett (Ghee) erzeugt werden.
Masson, Astrid, Eva Rosenstock
Das Rind in Vorgeschichte und traditioneller Landwirtschaft
Archäologische und technologisch-ergologische Aspekte.
Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 32 (2011) 81-106.
Rinder und Pflug, Ackerbau und Siedlung sind nicht voneinander zu trennen und erfordern die Einteilung der nutzbaren Flächen in Bauland und Ackerland, in Mein und Dein. Mit den Werkzeugen des Vermessers - Meßstab und Meßseil - lassen sich Himmelsrichtungen (Indischer Kreis), Breitengrade (Schattenstab, Gnomon), Längen und rechte Winkel (Ägyptisches Dreieck) bestimmen. Die dazu nötigen mathematischen Fähigkeiten machen den Landvermesser auch zum Kundschafter, der die Orientierung ermöglicht und zum Geographen bei der Erkundung neuer Landschaften: Aufgaben, wie sie später die Bematisten von Alexander dem Großen
wahrnahmen. In den sumerischen Stadtstaaten trugen Herrscher und Stadtgötter wie Marduk
als Symbol Stab und Seilring.
Bollongino, R. et al.
Modern taurine cattle descended from small number of Near-Eastern founders
Molecular Biology and Evolution 2012. 29 (9): 2101–2104. doi:10.1093/molbev/mss092. PMID 22422765. Archived from the original on 31 March 2012. zit. in Wilkins, Alasdair
(28 March 2012)
DNA reveals that cows were almost impossible to domesticate.
Forstenpointner, Gerhard
; Weissengruber, Gerald; Galik, Alfred
Zertrampelte Spuren. Hypothesen und Fakten zur römischen Rinderwirtschaft.
In: Felix Lang, Stefan Traxler und Wolfgang Wohlmayer (Hg.)
Stadt, Land, Fluss/Weg. Aspekte zur römischen Wirtschaft im nördlichen Noricum. Workshop Salzburg 19.–20.11.2010. Salzburg (2012): Univ. Salzburg Fachbereich Altertumswissenschaften: ArchaeoPLUS 3 (2012) 45–54.
Glauser, Fritz
Ochsen und Pferde, Voraussetzungen des mittelalterlichen Alpenverkehrs
S. 109–121, 217–230 in: Rizzi, Enrico (Hg.): Beiträge zur alpinen Passgeschichte. Akten der 4. Internationalen Tagung zur Walserforschung in Splügen, 06.09.1986.
Mensch & Ziege, Krummstab & Zaun
Naderi, Saeid et al.
The goat domestication process inferred from large-scale mitochondrial DNA analysis of wild and domestic individuals
November 18, 2008. PNAS. 105 (46): 17659–17664. Bibcode:2008PNAS..10517659N. doi:10.1073/pnas.0804782105. PMC 2584717. PMID 19004765.
Elena A. Nikulina; Ulrich Schmölcke
The first genetic evidence for the origin of central European sheep (Ovis ammonf. aries) populations from two different routes of Neolithisation and contributions to the history of woolly sheep.
In: Wolfram Schier, Susan Pollock (Hrsg.): The Competition of Fibres: Early Textile Production in Western Asia, South-east and Central Europe (10,000-500 BC). Ancient Textiles 36, Oxbow Books, 2020
Vorstellungen von liminal deities (»Reisegötter«) speichern uralte Ängste und Bedürfnisse im Zusammenhang mit Aufbruch, Grenzberührungen, Übergängen, Zwischenraum. Dabei wurden Ziegen, Rinder und Pferde Teil der Mythologie, Teil der Riten und zu Symbolen von Macht.
Der
Krummstab als
hirtenspezifisches Stabwerkzeug wird im 3. Jahrtausend BC zur ägyptischen Hieroglyphe
heqa und zum Herrschersymbol und später zum Symbol für spirituelle Macht.
Hirten als Nomaden (»Pastoralnomaden«)
delegieren die Nahrungssuche an ihre Tiere, damit diese Milch liefern, Fleisch und Wolle; als Wegzehrung laufen sie selbständig mit. Hirten sind weniger mobil als Jäger & Sammler, können jedoch Besitz anhäufen und lassen das Gepäck von Tieren tragen.
Schafe erscheinen als
Nutztier etwa um 6.000 BC in Anatolien/Armenien
Ziegen erscheinen als
Nutztier etwa um 9.000 BC im Zagrosgebirge (Iran/Irak) & der Levante.
Ziegen, deren Hörner und Füße werden zu
ikonischen Attributen liminaler Gottheiten: Ziegenfüßige (Wald-)geister wie die Satyrn, Halbgötter wie Pan oder Pushan, der Ziegenwagen von Mercur Cissonius und Hermes Kriophorus usw.
Der Ziegenbalg dient als Wassersack, zum Verarbeiten der Milch (Butter), aufgeblasen als Beförderungsmittel (Floßbau) und als Blasebalg für den Schmied.
Graf, Martin Hannes
Schaf und Ziege im frühgeschichtlichen Mitteleuropa
Sprach-und kulturgeschichtliche Studien. Archaeolingua 19 (2006)
Levy, T.E.
The emergence of specialized pastoralism in the southern Levant.
World Archaeology 15 (1983) 15-36.
Rosen, S.
Revolutions in the Desert: The Rise of Mobile Pastoralism in the Southern Levant.
Routledge, New York 2016.
Der Blick zurück: Themen, Epochen, Perspektiven
Reichholf, Josef H.
Warum die Menschen sesshaft wurden
Das größte Rätsel unserer Geschichte.
Frankfurt am Main Fischer 2016
Rösch, Manfred
Vom Korn der frühen Jahre. Sieben Jahrtausende Ackerbau und Kulturlandschaft.
Begleitheft zur
Ausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit dem Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen.
Esslingen Ges. für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern 2008
Riehl, S.
, Zeidi, M.
, Conard, N. J.
Emergence of agriculture in the foothills of the Zagros Mountains of Iran.
Science 341 (2013) 65–67.
Broushaki, F.
et al.
Early Neolithic genomes from the eastern Fertile Crescent.
Science 353 (2016) 499–503.
Shennan, S.
The First Farmers of Europe: An Evolutionary Perspective.
Cambridge University Press, 2018.
Allentoft ME
,
Sikora M,
Refoyo-Martínez A
,
Irving-Pease EK
,
Fischer A
,
Barrie W
et al.
Population Genomics of Stone Age Eurasia.
bioRxiv 2022, S. 1-71.
DOI
Um 12.500 BC: Neue Lebenswelten
Migration war die meiste Zeit der Normalzustand des Menschen. Diese Verbreitungs- und Bewegungsform konnte sich erst ausdifferenzieren, nachdem sich Menschengruppen räumlich banden, also etwa
durch regionalen Ressourcenreichtum (Wasser, Fisch, Wild);
durch Schutz und Geborgenheit in Höhlen, Tälern oder auf Almen;
durch Isolierung auf großen Inseln.
»Reisen« setzt im Unterschied zur Migration voraus, dass sich regional ortsfeste Strukturen manifestierten, zwischen denen ein Austausch von Menschen, Waren, Informationen nötig war. Erst nach dieser langen Übergangszeit konnte zwischen Aufbruch, Fahrt und Heimkehr unterschieden werden. Diese Trinität ermöglicht reisespezifische Erfahrungen, die jedoch offensichtliche Analogien aufweisen mit Grenzerfahrungen an der Schwelle zwischen Leben und Tod sowie mit geographischen Übergängen. Die Attribute der liminal deities (»Reisegötter«) spiegeln die Bedeutung dieser Erfahrungen, dabei verbinden sich:
Ziege und Ziegenfuß
Rinder und Hörner
-
-
geflügelte Schuhe
Von erfolgreichen Innovationen wie der Domestizierung von Tieren oder dem Wagenbau lässt sich auf veränderte Formen der Fortbewegung schließen:
-
Gerd Graßhoff, Michael Meyer
(Hg.)
Innovationen der Antike
Mainz: Philipp von Zabern 2018, darin u.a.:
Svend Hansen, Jürgen Renn
Technische und soziale Innovationen
Wolfram Schier and Susan Pollock
Die textile Revolution
Elke Kaiser
Rinder und Räder. Zwei innovative Entwicklungen, die das Leben in der Steppe veränderten?
Arranz-Otaegui, Amaia
etal.
Archaeobotanical evidence reveals the origins of bread 14,400 years ago in northeastern Jordan. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 115 (31) 2018: 7925-7930.
Eine große Forschergruppe um Daniel Lawrence
untersuchte archäolgische Befunde statistisch. 12 zeitgleich erscheinenede Beiträge bei PNAS zeigen die Ergebnisse. So ergab die Untersuchung von mehr als 47.000 Wohnplätzen in fast 3.000 Siedlungsfunden aus mehr als zehntausend Jahren in Europa, Asien, Ozeanien und Amerika, dass Siedlungsgemeinschaften langlebiger waren, wenn sie soziale ungleicher waren. Zugrunde lag die Auswertung auf der Basis des Gini-Koeffzienten. Das statistisch gewonnene Fazit zeigt zwar eine Korrelation, jedoch keine Kausalität. Materielle Ungleichheit führt nicht direkt zu größerer Stabilität. Hierarchiebildung setzte erst rund tausend Jahre nach der Domestikation erster Pflanzen ein, siehe beispielsweise:
T.A. Kohler, A. Bogaard, S.G. Ortman, E.R. Crema, S. Chirikure, P. Cruz, A. Green, T. Kerig, M.D. McCoy, J. Munson, C. Petrie, A.E. Thompson, J. Birch, G. Cervantes Quequezana, G.M. Feinman, M. Fochesato, D. Gronenborn, H. Hamerow, G. Jin, […]& M. Pailes
Economic inequality is fueled by population scale, land-limited production, and settlement hierarchies across the archaeological record
Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 122.16 (2025) e2400691122,
DOI .
Aguirre, E.
;
Carbonell, E.
Early human expansions into Eurasia: The Atapuerca evidence.
Quaternary International 75 (2001) 11–18.
Philippe Curdy
(Hg.)
Die ersten Menschen im Alpenraum von 50.000 bis 5.000 vor Christus.
199 S. Zürich 2002: Verl. Neue Zürcher Zeitung. Begleitband zur Ausstellung im Walliser Kantonsmuseum, Sitten 2002, und im alten Gefängnis von Sion (CH) bis zum 5. Januar 2003.
Racimo, Fernando
,
Jessie Woodbridge
,
Ralph M Fyfe
et al.
The spatiotemporal spread of human migrations during the European Holocene.
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DOI
Krenn-Leeb, Alexandra
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Beier, Hans J.
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Claßen, Erich
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Falkenstein, Frank
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Schwenzer, Stefan
(Hrsg.)
Mobilität, Migration und Kommunikation in Europa während des Neolithikums und der Bronzezeit. 225 S. zahlr. Ill. Langenweißbach 2009: Beier & Beran
Inhalt u.a.:
Hans-Jürgen Beier
Überlegungen „
Wandern oder nicht Wandern - das ist hier die Frage„. Einige theoretische Überlegungen zur Möglichkeit des Nachweises eines archäologischen Wunschtraums
Julia Katharina Koch
Zwischen
Diplomatie und
Abenteuer? Möglichkeiten der Auswertung mediterraner Schriftquellen des 2. Jt. v.Chr. aus der Sicht der mitteleuropäischen Archäologie
Wiedemann, Felix
Am Anfang war Migration
Wanderungsnarrative in den Wissenschaften vom Alten
Orient im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Tübingen 2021: Mohr Siebeck.
Online.
Wiedemann, Felix, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke
Vom Wandern der Völker: Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften
370 S., Berlin Edition Topoi 2017, darin:
Felix Wiedemann, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke
Wanderungsnarrative. Zur Verknüpfung von Raum und Identität in Migrationserzählungen.
Hans-Joachim Gehrke
Griechische Wanderungsnarrative und ihre Wirkung
Roland Steinacher
Wanderung der Barbaren? Zur Entstehung und Bedeutung des Epochenbegriffs ‚Völkerwanderung‘ bis ins 19. Jahrhundert
Tanca Dan
The Sarmatians: Some Thoughts on the Historiographical Invention of a West Iranian Migration
Felix Wiedemann
Zirkuläre Verknüpfungen. Völkerwanderungen und das Motiv der Wiederkehr in den Wissenschaften vom Alten Orient um 1900
Matthias Jung
Wanderungsnarrative in der Ur- und Frühgeschichtsforschung
Elke Kaiser
Das
Wandern ist des Hirten Lust! Der osteuropäische Steppenraum in der Diskussion um die Ausbreitung der indogermanischen
Grundsprache
Franziska Torma
Auf der Suche nach der ‚Urheimat‘? Migration und Identität in der Turfan-Forschung des Kaiserreichs
Peter Rohrbacher
‚Hamitische Wanderungen‘: Die Prähistorie Afrikas zwischen Fiktion und Realität
Susanne Grunwald
Metaphern – Punkte – Linien. Zur sprachlichen und kartographischen Semantik ur- und frühgeschichtlicher Wanderungsnarrative bei
Gustaf Kossinna
Mijal Gandelsman-Trier
Migrationsforschung in der
Ethnologie: von ethnischen Enklaven zu transnationalen
Netzwerken
Jörg Feuchter
Mittelalterliche Migrationen als Gegenstand der ‚Genetic History‘
Die letzte Eiszeit dauerte rund 60.000 Jahre, dabei schwankte das Klima stark. Dr Rückzug der Gletscher währte Jahrtausende und erchloss dabei fortwährend neue Lebensräume, die sich von der (damals blühenden) Sahara über die Flusstäler Ägyptens und Mesopotamiens nördlich verlagerten. In den letzten 11.000 Jahren stabilisierte sich das Klima (Holozän, Neo-Warmzeit).
Um 12.500 BC ändert sich die Lebenswelt der Menschen durch Klimaänderung und Bevölkerungswachstum. Nomaden legen »Basislager« an, ein Schritt zur Sesshaftigkeit. Sicheln erhöhen die Effektivität beim Ernten wilder Getreidearten (Vorfahren von Weizen, Hirse, Hafer, Gerste), Geräte zum Mahlen der Samen werden entwickelt, Getreidelager werden gebaut, also bestimmt die Erntezeit den Beginn der sesshaften Jahreszeit vor dem Winter. Heutige Jäger und Sammler wie die Hazda in Tansania, die !Kung Buschmänner in Botswana oder die Aborigines in Australien widmen wöchentlich etwa 2-3 Tage der Nahrungsbeschaffung: Männer jagend, Frauen sammelnd. Experimentell ermittelt wurde ein Sammelgut von gut zwei Kilogramm Wildweizen pro Stunde per Hand, mit einer Sichel knapp 2,5 kg. Eine sechsköpfige Familie benötigt rund 2.500 kg pro Jahr, muss also 1.000 Stunden sammeln, das schaffen drei bis vier Personen in einem Monat. Eicheln oder Kastanien als Nahrungsmittel erfordern weniger Aufwand.
Genetisch nachweisbar ist ab etwa 12.000 BC ein jahrtausende anhaltender Vorgang der Begegnung und Mischung eiszeitlicher Gruppen von Jägern und Sammlern im Raum zwischen dem Nahen Osten und dem Balkan, aus dem sich die ersten Bauern Europas entwickelten und ortsfest siedelten.
Nina Marchi
,
Laura Winkelbach
,
Ilektra Schulz
et al.
The genomic origins of the world’s first farmers.
Cell online 12 May 2022
DOI
Hirtennomadismus zur Viehzucht und dem Domestizieren von Nutztieren, zuerst Ziegen etwa 11.000 BC in der Levante oder dem Zagrosgebirge;
Zwischen dem Zagrosgebirge und Ostanatolien teilte sich die Population, denn aus den Gruppen im Zagrosgebirge gingen über die Zoroastrier die südasiatischen Bauernvölker insbesondere Afghanistans und Pakistans hervor;
Farnaz Broushaki
et al.
Early Neolithic genomes from the eastern Fertile Crescent.
Science, 14. Juli 2016.
DOI
Vom Wanderfeldbau zum Ackerbau, etwa 11.000 BC in der Levante.
Etwa 10.000 BC erscheinen die ersten Hausbauten in der Levante, deren runde Formen Höhlen nachahmten. Technisch erfordert dies Planung, Wissen über das Material, Verarbeitungstechniken, Werkzeug und lässt von Beginn an deutliche Varianten und Entwicklungsstufen erkennen. Dieser Aufwand wurde offensichtlich in Kauf genommen, weil der Nutzen überwog, sich eine Höhle dort zu bauen, wo die Lebensumstände weitere Vorteile boten: Wasser, Nahrung, Schutz. Beides lässt auf eine anhaltende oder wiederholte Nutzung schließen, leitet also Sesshaftigkeit ein.
9600 BC
In Schonen ist die älteste Siedlung von Menschen in Skandinavien nach der Eiszeit belegt, sie zählt zur Ahrensburger Kultur.
Etwa von
9000 BC bis
5000 BC
erhält die östliche Sahara so viel Niederschläge, dass dort Menschen siedeln.
25)
Zwischen 9000 und 8600 BC wird geometrisches Wissen beim Hausbau sichtbar, als östlich von Aleppo in der nördlichen Levante rechteckige Gebäude mit rechteckigen Räumen die älteren rund-ovalen Formen ablösen: »The archaeological record points to the northern Levant as a cradle of architecture.«
26). Rechteckige Bauten setzen Stein als Baumaterial voraus und die Fähigkeit neue tragfähige statische Konstruktionen zu entwickeln wie etwa Türbogen, Türsturz, Dach. Dem erhöhten Aufwand muss ein entsprechender Nutzen entsprochen haben, also auch eine verlängerte Nutzungsdauer.
Das Domestizieren und Züchten von Getreidearten beginnt etwa um 9.000 BC.
-
5000 BC
Im unteren Niltal entwickeln Bauern Bewässerung und Viehzucht. Das Mehr an Nahrung lässt die Bevölkerung schnell wachsen. Landwirtschaftliche Überschüsse führen zu Wohlstand und spezialisiertem Handwerk wie wie Glasherstellung, Töpferei, Metallurgie, Weberei, Holzverarbeitung, Lederherstellung und Steinmetzarbeiten.
Alain Anselin
Archaeology of the Images and the Words of the Ancient Egyptian World: from Pools of Gone. Saharan Cultures to Current Sociological Parallels.
S. 635-668 in: Desert and the Nile (Tagung). Prehistory of the Nile Basin and the Sahara. Papers in honour of Fred Wendorf. Studies in African Archaeology 15. Poznań Archaeological Museum 2018
Die Besiedlung der Inseln im Mittelmeer
Die Inselkette der zentralen Ägäis im östlichen Mittelmeer war in den letzten 450.000 Jahren von den umliegenden Landmassen isoliert. Während der Eiszeiten lag der Meeresspiegel bis zu 200 Meter tiefer, so dass zahlreiche Inseln miteinander verbunden und vom umgebenden Festland aus zu sehen waren. Zahlreiche neolithische Funde aus dem unteren und mittleren Paläolithikum erlauben den Schluss, dass bereits vor dem Homo Sapiens das Ägäische Meer überquert wurde. Homo Erectus oder dessen Nachfahren (Neandertaler, Heidelbergensis …) verließen die Levante sowohl über das Ägäische Meer als auch über den Bosporus als auch über die Meerenge von Gibraltar.
Ferentinos, George
;
Gkioni, Maria
;
Prevenios, Michael
;
Geraga, Maria
;
Papatheodorou, George
Archaic hominins maiden voyage in the Mediterranean Sea.
Quaternary International 646.10.1016 (2022)
DOI
Vangelis Tourloukis
,
Panagiotis Karkanas
The Middle Pleistocene archaeological record of Greece and the role of the Aegean in hominin dispersals: new data and interpretations.
Quaternary Science Reviews 43 (2012)1-15,
DOI.
Sampson, A.
, E. Kabouroglou
, M. Kaczanowska
, J. K. Kozłowski
Presence of Neandertals on the island Agios Efstratios and probable networks of contacts in the northeastern Aegean during the Middle Palaeolithic. Annals of Archaeology 1.1 (2018):48–58.
Die heutigen Inseln des westlichen Mediterraneums können besiedelt worden sein,
entweder zu Zeiten als Landbrücken bestanden, die erst mit dem Anstieg des Meeresspiegels zum Ende der letzten Eiszeit bis vor etwa 9.700 BC überflutet wurden oder
mit Hilfe von Wasserfahrzeugen insbesondere dort, wo Sichtachsen vom Festland zur Insel bestanden.
Archäologische Befunde sind dürftig, da zum einen die besiedelten Küstenstreifen heute alle unter Wasser liegen und zum anderen, weil organische Materialien (Knochen, Holz etc) nicht oder schlecht erhalten sind. Daher gibt es zwar belastbare datierte Befunde, jedoch darüber hinaus teils wesentlich ältere, jedoch umstrittene Hinweise. Mit zunehmendem Alter wird dann auch eine Besiedlung durch den Neandertaler vor dessen Aussterben um 27.000 BC (?) annehmbar.
Insel | Größe | Festland-
distanz | nächste Küste | gesicherte
Besiedlung |
Kreta | 5. | 97 km | Griechenland | 128.000 BC |
Korfu | 13. | 2 km | Albanien | 75.000 BC |
Sizilien | 1. | 3 km | Italien | 14.000 BC |
Zypern | 3. | 68 km | Türkei | 9.000 BC |
Korsika | 4. | 83 km | Italien | 6.000 BC |
Sardinien | 2. | 190 km
12 km | Italien
Korsika | 6.000 BC |
Malta | 34. | 190 km | Tunesien | 5.200 BC |
Mallorca | 4. | 170 km | Spanien | 4.000 BC |
| | | | |
Berger, Jean-Francois
Geoarchaeological and Paleo-Hydrological Overview of the Central-Western Mediterranean Early Neolithic Human–Environment Interactions.
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The making of the middle sea: A history of the mediterranean from the beginning to the emergence of the classical world.
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Pattern and process in the earliest colonization of the Mediterranean islands.
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Mediterranean voyages: The archaeology of island colonisation and abandonment.
323 S. Walnut Creek, CA 2014: Left Coast Press
Ferentinos, G.
,
M. Gkioni
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Early seafaring activity in the southern Ionian Islands, Mediterranean Sea.
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Howitt-Marshall, D.
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Middle Pleistocene sea-crossings in the eastern Mediterranean?
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Leppard, T.
Modeling the impacts of Mediterranean island colonization by archaic hominins: The likelihood of an insular Lower Palaeolithic.
Journal of Mediterranean Archaeology 27.2 (2014) 231–54.
DOI
Klaus Tausend
Frühe Kulturen der Ägäis. Bd 1: Die Ahnen der homerischen Helden.
193 S. Stuttgart 2021: W. Kohlhammer
Troja, Zypern, Kykladenkultur, Kreta, Aigina (=Zypern?), Das griechische Festland,
Todaro, S.
The challenges of living in the marshes between the 5th and the 3rd millennium BC: A view from Phaistos.
Creta Antica 19 (2018) 323–352
Zilhão, J.
Early prehistoric navigation in the Western Mediterranean: Implications for the Neolithic transition in Iberia and the Maghreb.
Eurasian Prehistory 11 (2013) 185–200
Homo portans mit Hund seit vielleicht 30.000 Jahren
Jäger & Sammler waren einerseits extrem mobil, blieben jedoch andererseits eingeschränkt durch die Fähigkeiten des Menschen als Gepäckträger. Diese erweiterten sich erheblich durch
-
-
Stabwerkzeuge
Grabstock, Tragstange, Schlangenstab, Spieß, Speer, Wurfholz u.a.m.
Mensch und Hund
Seit mehr als 30.000 Jahren begleitet der Hund den Menschen außerhalb Afrikas beim Jagen und wurde zum ersten
Nutztier, half beim
Tragen und beim Ziehen von
Tragschleifen, später auch als
Schlittenhund seit etwa 11.000 BC in Sibirien.
Der domestizierte Hund (Canis familiaris) stammt vom Grauen Wolf (Canis lupus) ab. Der Zeitpunkt der Domestizierung ist gegeben, wenn zwischen Pleistocene wolf und Paleolithic dog unterschieden werden kann, beispielsweise anhand von Skelettmerkmalen oder DNA.
Norbert Benecke
Studies on Early Dog Remains from Northern Europe
Journal of Archaeology Science 4 (1987) 31-49
Adam Brumm
,
Mietje Germonpré
,
Loukas Koungoulos
The human-initiated model of wolf domestication – An expansion based on human-dingo relations in Aboriginal Australia
Frontiers in Psychology 14 (2023)
Online
Galeta, P., Lázničková-Galetová, M., Sablin, M., Germonpré, M.
Morphological evidence for early dog domestication in the European Pleistocene: New evidence from a randomization approach to group differences.
Anat Rec. 304 (2021) 42–62.
DOI
Die Domestizierung von Wölfen/Hunden im späten Jungpaläolithikum (vor ca. 14.000 Jahren) ist gesichert. Die Autoren diskutieren in einem ausführlichen Review Untersuchungen, die diesen Zeitpunkt auf das frühe Jungpaläolithikum (EUP; vor ca. 36.000 Jahren) zurückverlegen. In erster Linie beruht diese Datierung auf morphologischen Untersuchungen.
David Grimm
Dawn of the dog.
An unprecedented collaboration may solve one of the greatest mysteries of domestication. Science 348 (2015) 274-279.
DOI
Silke Habrock
Untersuchung zur zumutbaren Belastung der Berner und Großen Schweizer Sennenhunde beim Ziehen von Lasten
Hannover 2007. Tierärztliche Hochschule.
Dissertation mit ausführlicher kommentierter Bibliographie und einem geschichtlichen Überblick.
MacLean, E.L.
,
B. Hare
Dogs hijack the human bonding pathway. Oxytocin facilitates social connections between humans and dogs
Science 348 (2015) 280-281.
DOI
Susanne Preuß
Der Zughund - einst und jetzt
Kynos-Verlag, Mürlenbach 2002, ISBN 3933228425
O. Thalmann, B. Shapiro u. a.
Complete Mitochondrial Genomes of Ancient Canids Suggest a European Origin of Domestic Dogs
In: Science. 342 (2013) S. 871–874, doi:10.1126/science.1243650
Die Migration der Wildbeuter
Heute ist der Homo sapiens die einzige noch lebende Art der Spezies Homo. Lange Zeit lebten Homo sapiens und Homo neandertaliensis nebeneinander, auch in Afrika; beider Vorfahr ist der Homo Erectus. Genetische Analysen zeigten übereinstimmend, dass sich beide Menschengruppen zwischen etwa 50.000 und 43.000 BC begegneten und miteinander Nachfahren zeugten.
Leonardo N. M. Iasi
, et al.
Neanderthal ancestry through time: Insights from genomes of ancient and present-day humans.
Science 386.6727 (2024)
DOI
Die ältesten fossilen Belege für den anatomisch modernen Menschen sind 315.000 Jahre alte Schädelknochen aus einer Fundstelle in Marokko. 27) Bereits weit vor dem Homo sapiens
Schmuck & Kommunikation seit mehr als 100.000 Jahren
Schmuck setzt im Unterschied zu Werkzeug symbolisches Denken voraus und Sprache zur Verständigung über diesen Symbolgehalt. Die bisher ältesten Funde von Muschelschmuck 28) haben ein Alter von:
etwa 142.000 Jahren, gefunden im heutigen Marokko in der Bizmoune-Höhle bei Essaouira an der Küste;
etwa 100.000 bis 135.000 Jahren, gefunden im heutigen Israel in der Skhul-Höhle am Mount Carmel;
rund 100.000 Jahren, gefunden im heutigen Israel in der Qafzeh-Höhle bei Nazareth;
etwa 75.000 bis 100.000 Jahren, gefunden im heutigen Südafrika in der Blombos-Höhle am
Kap Agulhas, auch Steine mit eingravierten Linienmustern.
Grabstätten seit mehr als 120.000 Jahren
Dass Menschen andere Menschen bestattet haben gilt als Beleg dafür, dass in der Gemeinschaft symbolische und soziale Handlungen mit besonderer Bedeutung (metaphysische Vorstellungen) stattfanden.
240.000 Jahre alte Bestattungen beim Homo naledi in Südafrika werden diskutiert.
90.000 bis 120.000 Jahre alte Bestattungen sind belegt in der Qafzeh-Höhle und in der Skhul-Höhle in Israel.
78.000 Jahre alt ist die älteste wissenschaftlich akzeptierte Grabstätte in Afrika an der Küste Kenias.
70.000 Jahre alte Bestattungen beim Homo neandertalensis sind möglich, aber fraglich.
Migrationsrouten des Homo sapiens außerhalb Afrikas vor rund 125.000 Jahren
Die ältesten Nachweise des Homo sapiens außerhalb Afrikas sind:
rund 125.000 Jahre alt, gefunden in der Qafzeh-Höhle bei Nazareth/Israel;
rund 125.000 Jahre alt, gefunden im Süden der arabischen Halbinsel;
rund 106.000 Jahre alt, gefunden auf dem Gebiet des Oman.
60.000 BC
Der Homo sapiens erreicht das südostasiatische Archipel; andere Menschenarten waren bereits vor ihm dort.
53.000 BC
Von Südostasien aus erreichen die ersten Menschen Sahul, also die damalige Landmasse mit Australien, Neuguinea und Tasmanien.
Sue O’Connor
,
Shimona Kealy
,
Christian Reepmeyer
,
Sofia C. Samper Carro
,
Ceri Shipton
Terminal Pleistocene emergence of maritime interaction networks across Wallacea.
World Archaeology, 54.2 (2022) 244–263,
DOI
50.000 BC
Der Homo sapiens erreicht Australien als erster Menschenart sowie Neuguinea und Melanesien. Für die dazu notwendigen Seewege ist Schiffahrt Voraussetzung.
36.000 BC
Menschen aus Ostasien besiedeln die japanischen Inseln Honshu und Kyushu.
33.000 BC
Menschen aus Südostasien besiedeln die Maluku-Inseln, die Talaud-Inseln und Palawan.
30.000 BC
Gemalte und eingravierte Bilder finden sich auf der Felswand einer Höhle bei Twyfelfontein in Namibia.
16.500 BC
Nach der letzten Eiszeit zeigt sich zwischen Sibirien und Alaska eine Landbrücke (bekannt als Beringia). Etwa vor 16.500 Jahren muss es ein Zeitfenster gegeben haben, in dem die
Passage nach Amerika möglich war, bevor der steigende Meeresspiegel dies wieder schwieriger machte.
15.000 BC
Der Homo sapiens (»Paläoindianer, engl. Paleoindians«) kommt als erste Hominidenart über die Beringstraße (Landbrücke Beringia) von Asien nach Nordamerika.
14.000 BC
Kleine Gruppen seefahrende Beringia-Einwohner wandern entlang der Pazifikküste Amerikas.
9.000 BC
Die Clovis-Kultur, benannt nach den ersten archäologischen Funden in New Mexico, USA, verbreitet sich in rund 200 Jahren über ganz Nordamerika.
13.000 BC
Menschen aus Honshu besiedeln die japanische Insel Hokkaido.
Die frühesten Migrationsrouten sind weltweit nur schwer bestimmbar, da sie insbesondere den Küstenlinien folgten, die jedoch durch den seither gestiegenen Meeresspiegel heute überflutet sind. Der Nobelpreisträger Svante Pääbo
staunte in einem Interview darüber, dass der Homo sapiens in wenigen zehntausend Jahren alle anderen Hominiden verdrängte und als einzige Hominiden-Art immer wieder Wasser überquerte, ohne dass vom Ufer aus anderes Land erkennbar gewesen wäre 29). Basierend auf genetischen Analysen zeigt sich:
In Europa und Vorderasien traf der Homo Sapiens auf andere Homo-Arten, doch Amerika und Antarktika betrat er als erster Mensch. In Australasien dürfte er dem Denisova-Menschen und dem Homo floresiensis begegnet sein.
Dennell, R. W.
,
J. Louys
,
H. J. O'Regan
,
D. M. Wilkinson
The origins and persistence of Homo floresiensis on Flores: Biogeographical and ecological perspectives.
Quaternary Science Reviews 96 (2014) 98–107.
DOI
Ein Genfluss des Homo neandertaliensis ist früh nachgewiesen, später auch mit dem Denisova-Menschen in Asien.
Die ältesten fossilen Fundstellen des modernen Menschen (»Cro-Magnon«) liegen alle in Europa mit einem Alter von:
etwa 45.000 Jahren, Fundort in der der Ilsenhöhle in Thüringen
30) als dem ältesten und nördlichsten Fund einer mobilen Homo-sapiens-Gruppe.
etwa 44.000 Jahren, Fundort in der Grotta del Cavallo, Apulien, im heutigen Italien;
etwa 43.500 Jahren, Fundort in Willendorf II, Österreich
31)
etwa 40.500 Jahren, Fundort in der Höhle Peștera cu Oase im heutigen Rumänien;
rund 31.900 Jahren, Fundort in Buran-Kaya III, Krim, in der heutigen Ukraine;
sowie etwa gleichaltrig in Mladeč (Tschechien), Kent's Cavern (England) und Frankreich.
Diesen Menschen werden Artefakte aus Höhlen der Schwäbischen Alb und Willendorf II (Österreich) zugeordnet, die bis zu 40.000 Jahre alt sind, unter anderem das älteste Musikinstrument und die älteste figürliche Darstellung, eine „Venus“.
Hublin, Jean-Jacques
The modern human colonization of western Eurasia: when and where?
Quaternary Science Reviews 118 (2015) 194-210.
DOI
Nigst, Philip R.
Early modern human settlement of Europe north of the Alps occured 43,500 years ago in a cold steppe-type environment.
Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 111.40 (2014) 14394-14399.
Bosinski, G.
Die ersten Menschen in Eurasien.
Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 39 (1992) 131-181.
Werkzeug seit rund 500.000 Jahren
Auch manche Tiere wissen, wie naturgegebene Materialien als Mittel zum Zweck dienen können. Werkzeug herzurichten und mit sich zu tragen ist jedoch menschentypisch.
Die
Zeitleiste der Stäbe als Kombinationswerkzeug von Holz und Stein beginnt archäologisch
vor rund 500.000 Jahren mit dem ersten Nachweis von steinernen Speerspitzen.
Die Migration des Homo sapiens begann
vor rund 300.000 Jahren im südlichen und östlichen
Afrika und führte auf alle
Erdteile wie Funde von Steinwerkzeugen dokumentieren.
Um 100.000 BC/60.000 BC: ausgehöhlte
Straußeneier wurden in Afrika als bisher älteste
(Wasser?)Behälter gefunden:
Riethmüller, Marina
,
Harald Floss
Paläolithische Behälter.
Archäologie, Ethnographie und Materialien.
696 S. Diss. 2017 Tübingen Universitätsbibliothek Tübingen 2020.
Online.
Diese Untersuchung legt den Schwerpunkt auf das Jungpaläolithikum im eurasischen Raum.
Texier PJ
, Porraz G
, Parkington J
et al.
A Howiesons Poort tradition of engraving ostrich eggshell containers dated to 60,000 years ago at Diepkloof Rock Shelter, South Africa.
Proceedings of the National Acadademy of Science USA. (2010) doi:10.1073/pnas.0913047107 PMID 20194764
Wann der Mensch erstmals
Tragetechniken wie Behälter, Schnüre und Tragehilfen genutzt hat ist unbekannt.
Archäologisch nachgewiesen ist ein rund 50.000 Jahre altes, geflochtenes Seilstückchen aus einer Höhle in Frankreich, das den Neandertalern zugeordnet wird.
Hardy, B.L., Moncel, M., Kerfant, C. et al
.
Direct evidence of Neanderthal fibre technology and its cognitive and behavioral implications.
Sci Rep 10, 4889 (2020).
DOI
Ein 500.000 Jahre alter Befund zeigt, dass Holz und Stein zu einem gemeinsamen Werkzeug verbunden waren.
35.000 Jahre alt ist ein Lochstab (engl. perforated batons, franz. bâton percé) aus Elfenbein, gefunden in einer Höhle an der Ach, bei Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb. Experimentell konnte damit aus Pflanzenfasern (etwa von Linde, Weide, Rohrkolben) in zehn Minuten ein rund fünf Meter langes Seil hergestellt werden. Die Zahl der Löcher bestimmt die Seilstärke. Jeder Faden wird dabei von einer Person gespannt, eine weitere zieht den Lochstab.
Nicholas J. Conard
,
Veerle Rots
Rope making in the Aurignacian of Central Europe more than 35,000 years ago.
Science Advances 10.5 (2024) 5217.
Online
Vom Primaten zum Homo sapiens
Sehr ausführlich dazu:
15.000.000 BC:
Als gemeinsamer Vorfahre von Gorillas, Schimpansen und Menschen wird ein Primat angenommen, der sich sowohl in den Bäumen als auch auf dem Boden wohlfühlte.
6.000.000 BC:
Mehrere Affenarten entwickeln die Fähigkeit, sich auch aufrecht auf zwei Beinen zu bewegen.
5.000.000 BC: 5–2,5 Millionen Jahre: Fossile Skelettreste lassen das Rift Valley in Ostafrika als Heimat der frühesten menschlichen Vorfahren erscheinen.
4.500.000 BC:
Fossile Skelettfunde von mehreren Primatenarten im östlichen und südlichen Afrika werden als Hominiden eingestuft, da sie hinreichend viele menschenähnliche Merkmale aufweisen.
4.400.000 BC:
Ardi
wird der Skelettfund (1994–96) im Awash Valley in Äthiopien genannt und bezeichnet als frühester Hominide die Art Ardipithecus.
3.600.000 BC:
Fußabdrücke belegen zwei oder drei Hominiden, wahrscheinlich Australopithecus Afarensis, die aufrecht durch die Vulkanasche bei Laetoli südlich der Olduvai-Schlucht in Tansania gingen.
3.200.000 BC:
4–2,7 Millionen Jahre: Lucy
wird eines von mehreren Skelettresten genannt, die 1974 in der Region Hadar in Äthiopien gefunden wurde. Sie gehört zur Hominidenart Australopithicus afarensis.
2.600.000 BC:
Das Paläolithikum oder die Altsteinzeit beginnt, gekennzeichnet durch die Verwendung von unpolierten Steinwerkzeugen durch Hominiden und Menschen. Die frühesten bekannten Steinwerkzeuge werden von Hominiden in Gona im Awash-Tal in Äthiopien hergestellt, nahe der Region, in der Ardi und Lucy lebten. Australopithecus Boiseilives
in Ostafrika scheint die erste Hominidenart zu sein, die Steinwerkzeuge verwendet.
2.100.000 BC:
Die frühesten modernen Menschen der Gattung Homo, die also kein Australopithecus mehr sind, finden sich in Ostafrika. Der Homo habilis
ist 1,6 Millionen Jahre BC in Ostafrika belegt.
2.000.000 BC:
DNH 134 (Südafrika) ist der älteste Fund eines Homo erectus
, gefolgt von KNM-ER 2598 (Kenia). Dieser Hominide steht zwischen Homo habilis und Homo sapiens. Er verlässt als erster Hominide Afrika und migriert nach Europa und Asien. Richard Leakey
meint, dass Homo Erectus als erster Hominide das Feuer nutzen konnte, sich gezielt jagend ernährte und wie ein moderner Mensch lief. Nachweisbar ist der Homo erectus bis vor etwa 110.000 Jahren.
1.850.000 BC:
Twiggy
(Fund OH24) ist der vollständigste Fund eines Homo habilis in Ostafrika.
1.600.000 BC:
Menschen in Küstengebieten Südafrikas erweitern ihre Ernährung um Schalentiere und andere Nahrungsquellen aus dem Meer.
600.000 BC:
In diesem Zeitraum beginnt die Migration des Homo Erectus aus Afrika nach Asien und Europa. Zudem ist erstmals die Verwendung des Feuers nachweisbar.
476.000, 390.000 bis 324.000 BC:
In der Fundstätte Kalmbo in Sambia wurden vier Holzwerkzeuge gefunden (ein Keil, ein Grabstock, ein gefällter Holzstamm und ein eingekerbter Ast) sowie die älteste bekannte Holzkonstruktion, bei der zwei Stämme durch eine Kerbe verbunden waren.
Barham, L.
,
Duller, G.A.T.
,
Candy, I.
et al.
Evidence for the earliest structural use of wood at least 476,000 years ago.
Nature (2023)
DOI
Anmerkungen zur Reisegeschichte
Untersuchungen zur Reisegeschichte sind auffallend einseitig Untersuchungen der Reiseliteratur mit kulturwissenschaftlichen Methoden. Das Geschriebene ist aber nur ein Schatten an der Wand, der das Wesen von Reisenden und Reisen auf Umrisse verflacht und geschrieben wurde für ein Publikum. Eine Methodik liefert jedoch nur Ergebnisse innerhalb des eigenen methodischen Raumes, hier also Aussagen über den Reisenden als Autor und sein Publikum. Aussagen über den Reisenden und dessen Reise sind dadurch nur in bescheidenem Maße möglich.
Mit zunehmender zeitlicher Distanz sinken Auflösung und Schärfe, mit der Reisephänomene erkannt und eingeordnet werden können.
Einen schönen Überblick über tourismusgeschichtliche Ansätze bildet dieser Review von Rüdiger Hachtmann
, Stand 06.10.2011.
Als roter Faden erkennbar ist die Suche nach einem Lebensreisestil im Unterschied zu Lebensphasenreisen.
Dann, G. M. S., & Liebman-Parrinello, G.
(Hrsg.)
The sociology of tourism: European origins and developments. Bradford 2009: Emerald.
Spode, H.
Zur Geschichte der Tourismusgeschichte.
Voyage 8 (2009) 9–22.
Spode, H.
Romantische Zeitreise. Tourismus als Chronotopie. In B. Schmidt-Lauber (Hrsg.),
Sommerfrische (S. 33–46). Wien 2014: Institut für Europäische Ethnologie.
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